Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Macron neuer Präsident Frankreichs
Der Mitte-Links-Politiker setzt mit mehr als 65 Prozent gegen Rechtsradikale Le Pen durch
(dpa/AFP) - Die Franzosen haben den Linksliberalen Emmanuel Macron zum Staatschef gewählt und damit der Rechtspopulistin Marine Le Pen in letzter Minute eine Abfuhr erteilt. Der 39-jährige Europafreund wird jüngster französischer Präsident aller Zeiten. Der Mitte-Links-Politiker setzte sich laut Hochrechnungen in der Stichwahl mit etwa 65,5 Prozent der Stimmen klar gegen Le Pen durch. Die Front-National-Anführerin kam am Sonntag nur auf etwa 34,5 Prozent. Die Abstimmung war in ganz Europa mit großer Nervosität verfolgt worden. Die 48-jährige Le Pen hatte im Wahlkampf ein Referendum über die EU-Mitgliedschaft versprochen und für ein Ende der Gemeinschaftswährung Euro geworben.
Macron bezeichnete seinen klaren Sieg als neues Kapitel in der Geschichte Frankreichs. Es werde eine neue Seite aufgeschlagen, „die der Hoffnung und des wiedergefundenen Vertrauens“, sagte er. Le Pen räumte am Abend ihre Niederlage ein. Sie bezeichnete ihr Ergebnis jedoch als historisch. Elf Millionen Franzosen hätten sie gewählt. In der ersten Wahlrunde vor zwei Wochen waren es noch 7,7 Millionen gewesen. Le Pen ließ durchblicken, dass sie ihre rechtsextreme Partei Front National (FN) im Juni in die Parlamentswahlen führen werde.
Mit Erleichterung haben Vertreter der EU auf die Wahl Macrons reagiert. Kommissionspräsident JeanClaude Juncker zeigte sich „glücklich, dass die Franzosen eine europäische Zukunft gewählt haben“. Ratspräsident Donald Tusk gratulierte „dem französischen Volk“, das sich für „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ und nicht für „Tyrannei und Fake News“entschieden habe.
Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) hat Deutschland zur tatkräftigen Unterstützung des künftigen französischen Präsidenten Emmanuel Macron aufgerufen. Der Sieg des pro-europäischen Kandidaten sei „auch Auftrag an uns in Deutschland“, erklärte Gabriel am Sonntag. „Denn Macron muss Erfolg haben wenn er scheitert, wird Frau Le Pen in fünf Jahren Präsidentin und das europäische Projekt ginge vor die Hunde“, warnte der Minister.