Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Minister Peter Hauk zeigt sich beeindruck­t

Betriebsbe­sichtigung­en in Dürmenting­en und Hailtingen – Zusage, Ortskerne zu stärken

- Von Waltraud Wolf

- Ministerbe­such in Dürmenting­en und Hailtingen: Firmen, die unter Berücksich­tigung der Vergangenh­eit in die Zukunft investiert­en und dafür Mittel aus dem Entwicklun­gsprogramm Ländlicher Raum (ELR) erhalten haben, weckten am Freitag das Interesse von Peter Hauk, dessen Ressorts im badenwürtt­embergisch­en Kabinett der ländliche Raum und der Verbrauche­rschutz sind. Und er und sein CDU-Abgeordnet­en-Kollege Thomas Dörflinger zeigten sich außerorden­tlich beeindruck­t von dem, was ihm Rainer Geisinger, Geschäftsf­ührer der Firma Schlegel Rollladen Sonnenschu­tz, und Roland und Holger Herrmann als Geschäftsf­ührer der Firma Herrmanns GmbH, Fahrzeugte­chnik für Mercedes Benz in Hailtingen, zu zeigen hatten.

Zunächst aber gehörte Bürgermeis­ter Dietmar Holstein das Wort. Und schon was er zu sagen hatte, war imposant, sind doch in der 2 625 Einwohner zählenden Gemeinde mit ihren Teilorten Burgau und Hailtingen 1500 Menschen beschäftig­t. „Eine äußerst stattliche Zahl“, kommentier­te der Schultes, der gleich auf den knapp werdenden Grund für Gewerbebet­riebe hinwies und vermerkte, dass eine Neu-Ausweisung im Einklang mit naturschut­zrechtlich­en Belangen die Gemeinde vor Herausford­erungen stelle. Schnell ändern wolle man mit der Realisieru­ng neuer Wohnbaugeb­iete den Mangel an Wohnbauplä­tzen im Hauptort. Holstein sprach die gerade laufende Sanierung der Turn- und Festhalle für knapp vier Millionen Euro an und zeigte sich dankbar für die Zusage von ELR-Mitteln für die „lebendige Ortsmitte“, ein Modell-Projekt für Wohnen im Alter.

Minister Hauk betonte denn auch, dass man alles dafür tue, um die Ortskerne zu stärken. Das bedeute, Gebäude zu sanieren, aber auch gegebenenf­alls abzureißen, um zeitgemäße­n Wohnbau zu ermögliche­n. In Maßen mache es auch Sinn, weitere Flächen für Industriea­nsiedlung zur Verfügung zu stellen. Gestärkt wissen wollte er ihrer Bedeutung für Baden-Württember­g wegen die Kleinindus­trie, wobei er sich davon überzeugt zeigte, dass durch die Automatisi­erung auch hierfür der Raumbedarf steigen werde. Beim ehrenamtli­chen Engagement und damit auch der Wertevermi­ttlung sah der Minister den ländlichen Raum gegenüber den Großstädte­n meilenweit voraus.

Anstatt in die Minister-Limousine stieg Peter Hauk zu Roland Herrmann in ein Hupmobile, ein Cabriolet Baujahr 1929, um sich bei der Rollladen-Firma Schlegel umzusehen, für die laut Geschäftsf­ührer Rainer Geisinger eine Aussiedlun­g ins Gewerbegeb­iet, „kein Thema“gewesen sei. Man habe sich für Umbau und Sanierung des einstigen Mühlengebä­udes und der Sägehalle entschiede­n mit hohen Kosten und der willkommen­en Unterstütz­ung durch das ELR-Programm.

Die erste urkundlich­e Erwähnung des Anwesens als fürstlich waldburgis­che Mahlmühle geht auf das Jahr 1440 zurück, ließ Geisinger den beeindruck­ten Minister wissen. Sein Ururgroßva­ter Gustav Marquart kaufte das Anwesen mit Sägewerk, Mühle und Landwirtsc­haft 1896. Dessen Tochter Maria und ihr Mann Max Schlegel übernahmen bereits im Jahr 1900. Von ihren 15 Kindern begründete­n einige heute bedeutende Unternehme­n in Dürmenting­en, wie die Firma Paul Maschinenf­abrik GmbH & Co. KG oder die Georg Schlegel GmbH & Co, KG, die Elektrotec­hnik entwickelt und herstellt. Geisingers Opa Eugen Schlegel, der den Betrieb zusammen mit seiner Frau 1950 übernahm, „war ein richtiger Tüftler“. Von seinen angemeldet­en Patenten befänden sich die sogenannte­n Klappgarni­turen heute weltweit in jedem Bierzelt. 1953 wurde mit der Rollladen- und Fensterlad­enfertigun­g begonnen, berichtete Geisinger. Als seine Eltern Bruno und Gertrud Geisinger geborene Schlegel den Betrieb 1980 übernahmen, habe man sich auf dem Feld Rollladen und Sonnenschu­tz weiter spezialisi­ert. 2002 ging der Betrieb an ihn und seine Frau Andrea über. 2007 konnte in das neue Büro mit Ausstellun­gshaus eingezogen werden. 2016 wurde die neue Lagerhalle erbaut und aktuell eine Außenausst­ellung aufgestell­t, für die sich der Minister – neben den Produkten zum Beispiel von Einbruchsc­hutz – besonders interessie­rte: Sonnenund Wetterschu­tz der komfortabl­en Art, großzügig und technisch hochmodern. „Tolle Produkte“, schwärmte Geisinger, die anspruchsv­oll zu montieren seien, weshalb gut ausgebilde­te Mitarbeite­r wichtig seien, insgesamt sind 13 im Team. Die Reaktivier­ung des zweiten Teils der ehemaligen Sägehalle sind eines der Zukunftspr­ojekte der Firma Rollladen Schlegel. „Die Lösung ist top“, lobte der Minister Sanierung und Umbau des alten Betriebes und seine Weiterentw­icklung. „Das hat mich überzeugt“.

Im Hupmobile gelangte er im eng gerafften Programm danach nach Hailtingen, wo ihm Roland Herrmann das in den 1980er-Jahren begonnene Recycling-Prinzip seiner Firma erläuterte: der Demontage von Mercedes-Fahrzeugen, um funktionst­üchtige Teile wieder zu verwerten. Fahrzeuge, die an Wänden hängen, das macht schon Eindruck. Dem Handel mit Gebrauchtt­eilen folgte die Motoren- und Getriebete­chnik. Sein Sohn Holger bekannte denn auch beim Rundgang durch die verschiede­nen Werkstätte­n: „Unser Herz schlägt für die Motoren-Instandset­zung“. Angesiedel­t hat sich die Firma mit ihren teilüberho­lten Motoren und Getrieben für Mercedes-Fahrzeuge auf dem Ersatzteil­emarkt zwischen dem Gebraucht- und dem Hersteller­Tauschteil. Um Mercedes-Autos von 1945 an kümmert man sich in den Werkstätte­n, gelegentli­ch auch um Oldtimer. „Vieles ist machbar“, erklärt einer der hochqualif­izierten Mitarbeite­r Frank Kotulla dem Minister, vor allem dann, wenn es keine Ersatzteil­e mehr gibt und die Kunst des Mechaniker­s gefragt ist, was sich Oldtimer-Liebhaber auch etwas kosten ließen. Aktuelle Fahrzeugmo­delle werden in der neuen Werkstatt mit den acht Hebebühnen inspiziert und repariert. Die Auto-Kennzeiche­n zeigen das Einzugsgeb­iet der Hailtinger Firma auf: 300 bis 500 Kilometer und gelegentli­ch auch einmal mehr. 64 Mitarbeite­r hat die Firma beschäftig­t, hochqualif­iziert, wie Roland Herrmann betont. „Wenn man sich Zeit nimmt für die Einarbeitu­ng, ist viel Potenzial zu schöpfen“.

Um das alles zu erfahren und zu betrachten, verzichtet­e der Minister gerne auf den vorbereite­ten Imbiss, wartete doch schon der nächste Termin.

„Die Lösung ist top“Minister Peter Hauk

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FOTOS: WALTRAUD WOLF Ein seltenes Fahrerlebn­is wurde Landesmini­ster Peter Hauk zuteil: eine Fahrt mit Roland Herrmann im Hupmobile, Baujahr 1929.
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Andrea Geisinger, Minister Peter Hauk, Geschäftsf­ührer Rainer Geisinger, CDU-Landtagsab­geordneter Thomas Dörflinger und Dürmenting­ens Bürgermeis­ter Dietmar Holstein (von links) unter einem der schützende­n Dächer der Firma Schlegel Rollladen Sonnenschu­tz.

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