Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Zwischen Sattel und Ehrentribüne
Minister, Erzbischof und Bürgermeister nehmen am 26. Mai am Blutritt in Weingarten teil
(oli) - So spät wie selten zuvor findet in diesem Jahr der Blutritt in Weingarten statt. Erst am Freitag, 26. Mai, ziehen Blutreiter, Musikkappellen und Ministranten bei der größten Reiterprozession Europas durch und um Weingarten. Während Bischof Gebhard Fürst von der Diözese Rottenburg-Stuttgart in diesem Jahr nicht kommen kann, werden der Freiburger Erzbischof Stephan Burger und der Mantuaner Bürgermeister Mattia Palazzi zum ersten Mal am Blutfreitag teilnehmen. Doch besonders in den Reihen der teilnehmenden deutschen PolitProminenz gibt es interessante Konstellationen.
Als politischer Ehrengast wird Sozialminister Mane Lucha die Landesregierung vertreten. Und der grüne Politiker hat mittlerweile eine ganz besondere Verbindung zur Prozession. Nach gesicherten Informationen der „Schwäbischen Zeitung“war der Blutritt im vergangenen Jahr Luchas erster öffentlicher Auftritt in dem Wissen, dass er zum Sozialminister ernannt werden sollte. Das erste Telefonat mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann soll am Mittwoch vor dem Blutfreitag stattgefunden haben. Am Donnerstag soll es dann die verbindliche Zusage an Lucha gegeben haben. Öffentlich wurde das Ganze aber erst deutlich später gemacht.
Ein anderer bekannter Politiker mit noch höheren Zielen hatte zu diesem Zeitpunkt seinen Traum vom Amt des Ministerpräsidenten bereits begraben müssen. Der gebürtige Weingartener Guido Wolf war zwar als Spitzenkandidat der CDU in die Landtagswahl 2016 gegangen. Da seine Partei jedoch knapp hinter den Grünen von Winfried Kretschmann lag, musste sich Wolf letztlich mit dem Posten des Justizministers begnügen. Doch genau diese Konstellation wird für den diesjährigen Blutfreitag besonders spannend. Denn Guido Wolf will mitreiten – als Privatperson, aber gefühlt auch als Justizminister.
„Der Blutritt ist für einen Weingärtler ein Stück Heimat – und einer dieser besonderen Bräuche, die Baden-Württemberg besonders auszeichnen. Wenn die Reiter bei Sonnenschein über die Flure um Weingarten ziehen und um die Prozession die Ruhe einkehrt, ist das eine unvergleichliche Atmosphäre“, sagt Wolf auf Anfrage. Darüber hinaus sei der Blutfreitag eine tolle Gelegenheit, Freunde und Bekannte zu treffen, die er leider nur einmal im Jahr sehe – eben am Blutfreitag.
Premiere für Erzbischof
Während Wolf seiner 38. Teilnahme ganz gelassen entgegenblicken kann, dürfte der kirchliche Festgast, Erzbischof Stephan Burger aus Freiburg, die Prozession mit etwas anderen Augen sehen. Schließlich feiert der Nachfolger von Robert Zollitsch Premiere am Blutritt – und führt damit eine Tradition fort. Seit vielen Jahrzehnten ist es üblich, dass gerade auch die Erzbischöfe von Freiburg zum Blutfreitag kommen, zumal es einige Blutreitergruppen aus der badischen Nachbarschaft gibt. „Bereits als Kind hatte ich vom Blutritt in Weingarten gehört, der nicht nur eine der eindrucksvollsten Wallfahrten im süddeutschen Raum ist, sondern auch als die größte Reiterprozession Europas gilt“, schreibt Burger in seinem Grußwort. „Ich freue mich, nun endlich auch persönlich nach Weingarten zu kommen.“
Und auch von weltlicher Seite gibt es dieses Jahr einen Neuling, der eine ganz besondere Verbindung mit Weingarten hat. Bürgermeister Mattia Palazzi aus Weingartens italienischer Partnerstadt Mantua wird erstmals nach Oberschwaben kommen.