Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Riedlinger Rat stimmt für Tempo 30
Lärmaktionsplan: Geschwindigkeit soll in der Ziegelhüttenstraße reduziert werden
Geschwindigkeit in der Ziegelhüttenstraße soll reduziert werden.
- Tempo 30 auf der Ziegelhüttenstraße und der Gammertinger Straße in Richtung Grüningen soll kommen. Dies hat der Gemeinderat am Montagabend mehrheitlich beschlossen. Allerdings stehen noch die Gespräche mit dem Land als Straßenbaulastträger aus, das den Tempo 30Plänen zustimmen muss. Die Geschwindigkeitsreduzierung ist Teil des Lärmaktionsplans, der Anwohner vor Verkehrslärm schützen soll.
Bereits seit Juli 2013 beschäftigt sich die Stadt mit dem Lärmaktionsplan. Darin wird nach einem festgelegten, normierten Verfahren berechnet, wie Anwohner einzelner Straßenzüge durch Verkehrslärm beeinträchtigt sind. Und wenn die Lärmwerte den Wert 70 Dezibel tagsüber und 60 nachts für die Anlieger überschreitet, muss die Kommune aktiv werden. Bei Werten von 65 tags und 55 nachts sollte sie aktiv werden.
Die Ergebnisse, die von Philipp Becker vom Büro „Kurz und Fischer“vorgetragen wurden, sehen vor allem in der Hindenburgstraße sowie in der Ziegelhüttenstraße und der Gammertinger Straße Handlungsbedarf (siehe Kasten). Dem soll nun mit Tempo 30 Rechnung getragen werden. Eine Reduzierung von 50 auf 30 bringe eine Senkung des Lärms um rund 2,5 Dezibel, wurde im Rat vorgetragen. Das höre sich nach nicht viel an, sei aber für das menschliche Ohr deutlich wahrnehmbar, hieß es in der Sitzung. In der Ziegelhüttenstraße und im nördlichen Teil der Gammertinger Straße soll die Temporeduzierung sobald wie möglich umgesetzt werden. In der Hindenburgstraße ist dies erst mittelfristig angedacht. Denn damit einher gehen sollte eine Umgestaltung der Straße.
Tempo 30 – auch von Anliegern immer wieder gefordert – wurde wurde mehrheitlich gut geheißen: 18 JaStimmen bei acht Gegenstimmen. Doch es gab auch sehr kritische Äußerungen. Manfred Schlegel erinnerte daran, dass der Durchfluss der Straße bei Tempo 30 sehr viel geringer ist, weil einfach weniger Autos im gleichen Zeitraum durchfahren können. Das heißt auch: Weniger Lücken und weniger Möglichkeiten aus den Seitenstraßen in die Ziegelhüttenstraße einzufahren. Auch Stefan Schmid wandte sich gegen Tempo 30. Dagegen sahen Tiefbauamtsleiter Peter Dorn und Becker bei einem gleichmäßigeren Durchfluss und einem geringeren Tempo bessere Einfahrmöglichkeiten aus den Seitenstraßen gegeben.
Auch Tempo 40 als Kompromiss wurde wieder ins Spiel gebracht. Allerdings hielt die Verwaltung dem entgegen, dass die Lärmreduzierung dann deutlich geringer ausfallen würde.
Kritisch wird die Senkung auf Tempor 30 auf den Landesstraßen auch von der IHK gesehen. In einer Stellungnahme zum Lärmaktionsplan wendet sie sich deutlich dagegen. Sie sehen die Voraussetzungen dafür in der Ziegelhüttenstraße und in der Gammertinger Straße nicht gegeben, weil die Lärmwerte nicht so hoch seien und es sich hier um Hauptverkehrsstraßen handelt. Und die Hindenburgstraße wird als wichtige Zufahrt zur Innenstadt gesehen. Eine Temporeduktion hätte Nachteile für die Innenstadt zur Folge. „Aus Sicht der Wirtschaft darf die Anordnung einer Geschwindigkeitsbeschränkung im Falle erhöhter Lärmwerte nicht die Maßnahme erster Wahl sei. Zuerst müssen Alternativen umgesetzt werden“, so die IHK – und nennt hier Flüsterasphalt.
Der Gutachter sieht es im Ermessen der Stadt zu entscheiden, welche Maßnahmen zur Lärmreduzierung umgesetzt werden sollen. Flüsterasphalt ist auch im Maßnahmenkatalog enthalten. Es soll demnach im Laufe der nächsten Jahre dann angedacht werden, wenn konkrete Belagsarbeiten sowieso anstehen.
Doch mit dem Gemeinderatsbeschluss ist noch keine Umsetzung verbunden. Denn dazu müssen das Land als Straßenbaulastträger und die Verkehrsbehörden von der Maßnahme überzeugt werden. Aber weil dieses Vorhaben mit dem Lärmaktionsplan begründet ist, könnte dies gelingen, weil Tempo 30 einen spürbaren Lärmminderungseffekt hat, wie der Gutachter erläuterte.
Jörg Boßler erinnerte daran, dass eine Temporeduzierung den Lärm von überlauten Motorrädern oder aufheulende Motoren nicht verhindert und forderte auch hier mehr Kontrollen. Um den Lärm zu vermindern sollen zudem klappernde Schachtdeckel in den betroffenen Straßen verändert werden. Dies wurde in der Sitzung ebenfalls angesprochen.