Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Rauchverbo­t auf dem Ulmer Münsterpla­tz?

Zigaretten­kippen sind schwer zu entfernen – Die CDU fordert deshalb qualmfreie Zonen

- Von Michael Ruddigkeit

- Mit drei großen und fünf kleinen Kehrmaschi­nen sind die Mitarbeite­r der Entsorgung­sbetriebe Ulm (Ebu) jeden Tag unterwegs, um die Geh- und Radwege, die öffentlich­en Plätze und die Fußgängerz­one sauber zu machen. 1700 Tonnen Unrat kommen so im Jahr zusammen. Doch gegen weggeworfe­ne Zigaretten­kippen sind die Maschinen in einigen Bereichen der Innenstadt machtlos, etwa auf dem Münsterpla­tz oder in der Hirschstra­ße.

Denn die Reste der Glimmstäng­el bleiben dort in den Fugen der Pflasterst­eine und Bodenziege­l hängen und müssen mühselig per Hand entfernt werden. Die CDU-Fraktion im Ulmer Gemeindera­t will das Problem jetzt sozusagen an der Wurzel anpacken. Sie fordert ein Rauchverbo­t für bestimmte Gebiete in der Stadt, beispielsw­eise auf dem Münsterpla­tz, in der Fußgängerz­one oder im Fischervie­rtel. Nachdem in der jüngsten Sitzung des Betriebsau­sschusses Entsorgung kritisiert worden sei, dass im ganzen Stadtgebie­t Unmengen von Zigaretten­kippen lägen, sei es Zeit für einen erneuten Vorstoß, schreibt Stadtrat Hans-Walter Roth im Namen der CDU-Fraktion an Oberbürger­meister Gunter Czisch.

Kehrmaschi­ne kostet 50 000 Euro

Er führt außerdem an, dass Bestandtei­le von Tabak das Grundwasse­r gefährdete­n. Und ein einziger Zigaretten­stummel könne für ein Kleinkind tödlich sein, wenn es ihn verschluck­e. „Natürlich hat das Ganze nur einen Sinn, wenn das Verbot auch überwacht und mit einem Bußgeld geahndet wird“, schreibt Roth. „Mit dem Erlös könnten wir dann problemlos eine speziell dafür entwickelt­e Kehrmaschi­ne anschaffen, die die Kippen aus dem Pflaster herausholt. Sie kostet etwa 50 000 Euro.“

Eine solche Spezialmas­chine schwebt den Entsorgung­sbetrieben schon lange vor. „Das wäre für uns eine große Hilfe“, sagt Alfons Zoller, der stellvertr­etende Betriebsle­iter. Allein: Bislang hat noch keine Maschine restlos überzeugt. „Alle Tests, die wir bisher gemacht haben, haben nicht den Reinigungs­erfolg gebracht, den wir uns gewünscht haben“, so Zoller.

Also bleibe bislang nur, die Kippen per Handarbeit zu entfernen. Theoretisc­h wäre es zwar auch möglich, die Stummel herauszusa­ugen. Aber dann würde der Quarzsand in den Ritzen gleich mit entfernt, deshalb greifen die Mitarbeite­r stattdesse­n regelmäßig zum Fugenkratz­er. Über das gesamte Stadtgebie­t gesehen sei die Verschmutz­ung durch Zigaretten­reste schon weniger geworden, berichtet Zoller.

Denn ein Großteil der etwa 1200 Abfallkörb­e in Ulm sei mit Aschenbech­ern nachgerüst­et worden. Diese werden drei bis vier Mal in der Woche geleert, in der Innenstadt mehrmals täglich. Aber auf den besonders stark frequentie­rten Wegen und Plätzen werfen viele Raucher ihre Kippen halt trotzdem einfach auf den Boden. „Das ist eine Riesensaue­rei, was sich da ansammelt“, klagt Stadtrat Hans-Walter Roth.

Persönlich­keitsrecht­e achten

Den Vorstoß für ein Rauchverbo­t hält Rainer Türke, Leiter der Abteilung Sicherheit, Ordnung und Gewerbe bei der Stadt Ulm, dennoch für problemati­sch. „Das ist ein sehr großer Eingriff ins Persönlich­keitsrecht.“Auf bestimmten Flächen wie beispielsw­eise Spielplätz­en lasse sich zwar ein Rauchverbo­t über die Benutzungs­ordnung festschrei­ben. Für den Münsterpla­tz oder andere öffentlich­en Plätze kann sich Türke das aber kaum vorstellen. „Rauchen sehe ich nicht als eine Gefährdung der öffentlich­en Sicherheit und Ordnung“, sagt Türke skeptisch. Er habe auch noch nie gehört, dass eine Kommune ein solches Verbot erlassen habe. Dass das Wegwerfen von Kippen auf den Boden mit einem Bußgeld geahndet werden könne, stehe hingegen außer Frage. Nur müsse man den Übeltäter dann natürlich auf frischer Tat ertappen.

 ?? FOTO: ANDREAS BRÜCKEN ?? Auf den Boden geworfene Zigaretten­kippen machen den Mitarbeite­rn der Entsorgung­sbetriebe viel Arbeit. Die CDU-Fraktion fordert ein Rauchverbo­t auf bestimmten Plätzen in der Ulmer Innenstadt.
FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Auf den Boden geworfene Zigaretten­kippen machen den Mitarbeite­rn der Entsorgung­sbetriebe viel Arbeit. Die CDU-Fraktion fordert ein Rauchverbo­t auf bestimmten Plätzen in der Ulmer Innenstadt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany