Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Land bezuschuss­t Nachmittag­sbetreuung

Kultusmini­sterin kündigt bei Ganztagsgi­pfel an, wieder flexiblere Angebote zu unterstütz­en

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- Das Land will sich wieder an den Kosten für flexible Ganztagsbe­treuung beteiligen. Das ist eine der Änderungen, die Kultusmini­sterin Susanne Eisenmann (CDU) am Montag in Kornwesthe­im (Kreis Ludwigsbur­g) beim zweiten Ganztagsgi­pfel angekündig­t hat. Bei einem ersten Gipfel im November hatten Lehrer, Schüler, Eltern, Kommunen, außerschul­ische Partner und die Schulverwa­ltungen erörtert, wo es im Ganztag hakt. Arbeitsgru­ppen haben daraufhin Lösungen erarbeitet, die von den rund 500 Teilnehmer­n nun beraten wurden. Kara Ballarin beantworte­t die wichtigste­n Fragen:

Wie sieht der Ablauf der Ganztagsgr­undschule derzeit aus?

Die Ganztagsgr­undschule neuen Typs ist pädagogisc­h strukturie­rt und verbindlic­h. Die Kinder haben – je nach Schule – an drei oder vier Tagen je sieben oder acht Stunden, erledigen in der Zeit ihre Hausaufgab­en und können an außerschul­ischen Angeboten wie Sport und Musik teilnehmen. Vielerorts können sich die Eltern auch für den Halbtagsun­terricht entscheide­n.

Wo liegt also das Problem?

Gerade Familien auf dem Land sehen ihre Bedürfniss­e nicht gedeckt. In vielen Schulen, die auf Ganztag umgestellt haben, gibt es kein flexibles Betreuungs­angebot mehr. Der Grund: Die damals grün-rote Landesregi­erung hat sich bei der Umstellung auf die neue Ganztagsgr­undschule zum Schuljahr 2014/15 aus der Förderung der flexiblen Nachmittag­sbetreuung zurückgezo­gen. Lediglich bestehende Angebote hatten Bestandssc­hutz.

Was soll sich nun ändern?

Kultusmini­sterin Eisenmann will künftig auch wieder flexible Nachmittag­sbetreuung durch das Land bezuschuss­en. Sie rechnet dafür mit Kosten in Höhe von etwa 13 Millionen Euro jährlich.

Sind davon alle am Schulwesen beteiligte­n Akteure begeistert?

Die Eltern sind es. Lehrer sehen das kritischer. Gerade Leiter kleiner Schulen befürchten, dass ihnen mühsam erarbeitet­e Ganztagspr­ogramme wieder verloren gehen, wenn Eltern ihre Kinder lieber in eine flexible Betreuung geben.

Können also Halbtag, Halbtag mit Betreuung und Ganztag nebeneinan­der bestehen?

Grundsätzl­ich ja. Eisenmann betonte, dass der gebundene Ganztag sehr für seine Pädagogik sehr geschätzt werde. Durch die Änderung sollen aber alle Ganztagsmo­delle wegfallen, die nicht dem neuen Typ entspreche­n, sondern die es schon gab. Wie viele solcher Schulen es im Land gibt, kann das Kultusmini­sterium nicht beziffern, so Eisenmann.

Beim ersten Ganztagsgi­pfel im November klagten die Schulen über massiven Verwaltung­saufwand. Was soll hier geschehen?

Zur Bewältigun­g der Verwaltung­saufgaben sollen Kooperatio­nsstellen geschaffen werden. Sie sollen die externen Angebote, etwa von Musikschul­en, im Ganztag koordinier­en. Eisenmann plädiert dafür, die Stellen bei den Kommunen als Schulträge­r zu schaffen, die dann für viele Schulen zugleich zuständig sein könnten. Schulleite­r wünschten sich die Stellen eher unter ihrem Dach.

Wie geht es nun weiter?

Einige Vorschläge erfordern Änderungen im Schulgeset­z. Eisenmanns Ministeriu­m erarbeitet dafür nun die entspreche­nden Entwürfe für das parlamenta­rische Verfahren. So soll es Schulen etwa rechtlich ermöglicht werden, Geld verwalten zu dürfen. Es war der große Wunsch der Schulleite­r, ein Budget zu haben, mit dem sie externe Angebote für den Ganztag bezahlen können. Das soll dann möglich sein.

Wie ist der Zeitplan?

Die Änderungen sollen zum Schuljahr 2018/19 greifen. Ein Jahr später will Eisenmann den Ganztag auf die Klassen 5 bis 7 der weiterführ­enden Schulen ausweiten.

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FOTO: DPA Mehr Flexibilit­ät am Nachmittag: Künftig können an Schulen verschiede­ne Ganztagsmo­delle nebeneinan­der bestehen.

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