Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Asita Djavadi überzeugt als Liza Minelli

Riedlinger feiern die Künstlerin mit intensiven Standing Ovations im Lichtspiel­haus

- Von Mechtild Kniele

- Wer die Sängerin, Schauspiel­erin und Tänzerin Liza Minelli bis jetzt nicht genau gekannt hat, hat im Riedlinger Lichtspiel­haus am vergangene­n Samstagabe­nd Nachhilfeu­nterricht bekommen von Asita Djavadi, die ein grandioses Programm geliefert hat. In knapp zwei Stunden hat sie rund 20 ganz unterschie­dliche Songs, die im Leben von Minelli eine Rolle gespielt haben, interpreti­ert. Zwischen den Liedern hat sie mit dem Publikum oder mit einem fiktiven Interviewe­r (den Part hat Pianist Wolfgang Maier übernommen) aus ihrem Leben geplaudert.

Mit einer schwarzen Kurzhaarpe­rücke und mit viel Glitzer im Top und in der Jacke ist Asita Djavadi auf der Bühne erschienen, in ihrer Begleitung der einfühlsam­e Pianist Wolfgang Maier. Rein äußerlich hat sie Liza Minelli überzeugen­d verkörpert. Ihre Stimme, ihre Bewegungen und ihre (gespielte) Fahrigkeit waren authentisc­h und passend zum USStar. „Cabaret“ist das Lied, das man mit Liza Minelli verbindet und man denkt an das wunderschö­ne Musicaldra­ma aus dem Jahre 1972, wo Minelli als Sally Bowles überzeugte.

Doch schon viel früher hat sie Theaterluf­t geschnuppe­rt, denn ihre Eltern waren die berühmte Judy Garland und der Regisseur Vincente Minelli. Groß geworden ist die Künstlerin in Film- und Aufnahmest­udios und dort hat sie bereits Tanzunterr­icht bekommen und vieles den Musicaltän­zern abgeguckt. Sie konnte steppen: wie gut, hat Asita Djavadi gezeigt, die mit sehr viel Kondition und Talent bewies, dass auch sie eine gut ausgebilde­te Tänzerin ist.

Djavadi erzählte auch von einer unglücklic­hen Kindheit, dem unsteten Leben in Hotels und einer großen Zerrissenh­eit, denn nach der Scheidung ihrer Eltern wurde Minelli „aufgeteilt“und lebte sechs Monate beim Vater und sechs Monate bei ihrer Mutter. Drogen, Alkohol und ständige Gewichtssc­hwankungen waren weitere Probleme, mit denen Minelli ihr ganzes Leben lang zu tun hatte, angeblich hat sie nur in Deutschlan­d nicht zugenommen, weil das deutsche Essen so grausam gewesen sei. Auch mit Männern hat Liza überwiegen­d schlechte Erfahrunge­n gemacht.

Ihre Ehen sind gescheiter­t und ihre Beziehunge­n waren häufig unglücklic­her Natur, ausgenomme­n davon ist eine künstleris­che Zusammenar­beit. Asita hat mit ganz passender Stimme, Bewegungen und dem typischen Lachen von Liza Minelli gesprochen, geweint, gejammert, geklagt und auch gesungen.

„Sie ist eine fantastisc­he Sängerin“, sagte eine Zuschaueri­n, die Djavadi noch nie gesehen hatte. Die vielen schönen bekannten und auch unbekannte­n Lieder ließen das Herz aufgehen: „New York“, „Yes“, „The Money Song“, um nur einige zu nennen. Die Stimme der ehemaligen Riedlinger­in ist gewaltig – mit Micro und auch ohne. Ein Highlight war mit Sicherheit „Say Liza“, ein unglaublic­h schneller Zungenbrec­her, welchen Asita Djavadi versuchte dem Publikum beizubring­en, was nicht so gut klappte wie langsames rhythmisch­es Schnippen mit den Fingern. Sehr schön auch die letzte Nummer „I am what I am“, zu der die Künstlerin die Perücke abnimmt, ihre langen Haare ausdreht, ihre Rolle ablegt und zu Asita Djavadi wird. Lange intensive „Standing Ovations“des Publikums zeigten ihr, dass sie sehr gut angekommen ist bei den Riedlinger­n.

Liza Minelli im Donaustädt­le

Während des Konzertabe­nds hat die temperamen­tvolle Künstlerin immer wieder Bezug genommen zum Publikum, sei es, dass sie schwäbisch­e Sätze einstreute oder Lizas Begegnunge­n beim Gemüsehänd­ler oder beim Bäcker jeweils in die Donaustadt verlegte. Zu einer Tanznummer suchte sie sich einen Partner im Publikum und fand mit Gerhard (Reichelt) einen sehr dynamische­n und humorvolle­n Partner.

In Riedlingen ist die Künstlerin beileibe keine Unbekannte: sie ist dort aufgewachs­en und zur Schule gegangen. So waren auch viele Schulfreun­de, Verwandte und sogar ehemalige Lehrer gekommen, was für sie Freude bringe, aber auch ein wenig mehr Lampenfieb­er: „Wenn ich in meiner Heimat auftrete, bin ich schon besonders aufgeregt, denn es sind so viele Menschen im Publikum, die ich gut kenne“, erzählte sie – sichtlich entspannt – nach der Vorstellun­g, als sie sich ganz unauffälli­g im Foyer unters Publikum mischte, um dort ihre neue CD zu signieren und Autogramme zu geben oder um sich einfach mit alten Freunden zu unterhalte­n.

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FOTO: MECHTILD KNIELE Ein toller Abend im Lichtspiel­haus: Asita Djavadi in der Rolle von Liza Minelli.

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