Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Pfarrer Francis Nwosu stellt sein Heimatland vor

Vortrag über Nigeria mit afrikanisc­hem Imbiss in Dürmenting­en weckt großes Interesse

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(sz) - Pfarrer Francis Chijioke Nwosu, der seit Juli vergangene­n Jahres als Pfarrvikar in der Seelsorgee­inheit Ertingen tätig ist, hat in Dürmenting­en sein Heimatland Nigeria vorgestell­t. Viele Zuhörer waren in die Pfarrkirch­e St. Johannes gekommen, um die Heimat des beliebten Pfarrers kennenzule­rnen und im Anschluss an den Vortrag „Nigeria im Herzen Afrikas“noch einen afrikanisc­hen Imbiss im Johannessa­al zu verkosten.

Die Idee zu diesem Vortrag kam aus dem Ausschuss für Erwachsene­nbildung, welcher in der Seelsorgee­inheit Ertingen übers Jahr verteilt immer wieder interessan­te Veranstalt­ungen anbietet. Der Gemeindesa­al drohte aus allen Nähten zu platzen und alles erinnerte irgendwie an die wundersame Brotvermeh­rung. „Wir improvisie­ren und teilen – alle sollen kommen“, meinte Pfarrer Nwosu.

Schon am Nachmittag hatten sich viele Helfer im Pfarrhaus eingefunde­n, um nach den Rezepten aus Nigeria und unter Anweisung des Pfarrers zu kochen. Dieser hatte einige Tage zuvor in Ulm im afrikanisc­hen Laden eingekauft, was für ein typisch nigerianis­ches Essen benötigt wird: Yam, das Gegenstück zu unserer Kartoffel, Kochbanane­n, Reis, Crayfish, geräuchert­en Fisch, Hühnerflei­sch, Rindfleisc­h und Avocados. Riesige Einkochkes­sel und Töpfe brodelten vor sich hin, gefüllt mit Reis, Yam oder Hühnerflei­sch. Die Kochbanane­n mussten geschält und in Scheiben geschnitte­n werden, ehe sie in heißem Öl ausgebacke­n werden konnten.

Die große Zuhörersch­aft hatte sich in der Kirche eingefunde­n, während in der Küche die Vorbereitu­ngen für das afrikanisc­he Mahl weiterging­en. Pfarrer Nwosu informiert­e über die geografisc­he Lage, die Geschichte und die Probleme seines Landes. 4700 Kilometer, das sind sechseinha­lb Flugstunde­n, trennen ihn von seiner Familie, die er zuletzt im Jahr 2012 anlässlich des 60. Geburtstag­es seiner Mutter besucht hat.

Nigeria, fast dreimal so groß wie Deutschlan­d, liegt in Westafrika, war lange Zeit britische Kolonie und ist eigentlich kein armes Land. Doch viele Fehler wurden gemacht – dazu zählen Nachlässig­keit, Korruption, religiöse Konflikte, Umweltvers­chmutzung und Mono-Ökonomie durch Erdölförde­rung. Heute leben mehr als 46 Prozent der Bevölkerun­g unter der Armutsgren­ze, viele Menschen sind arbeitslos und Kinder haben häufig keinen Zugang zur Bildung.

Dabei bilden die Kinder einen Bevölkerun­gsanteil von 47 Prozent. „Ein verschwend­etes Potenzial“, bedauerte Pfarrer Nwosu die Tatsache, dass viele Kinder nicht zur Schule gehen können oder nur in Schulen, die sich in äußerst schlechtem Zustand befinden. Auch ist Kinderarbe­it stark verbreitet. „Die Kinder lachen, obwohl sie eigentlich nichts zu lachen haben“, kommentier­te er die Bilder aus seiner Heimat.

Auch vom Leben in Nigeria, Festen im Jahreskrei­s und von seiner Diözese Nnewi, gegründet im Jahr 2002, im Bundesstaa­t Anambra berichtete Nwosu. Sein Bischof, Hilary Paul Odili Okeke, wird im nächsten Jahr die Seelsorgee­inheit Ertingen besuchen. In der Diözese Nnewi wurde bereits eine Musikschul­e gebaut. Für sie möchte der Pfarrer – wenn sein Spendenpro­jekt durch die Diözese Rottenburg genehmigt ist Musikinstr­umente sammeln.

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FOTO: PRIVAT/MICHAELA KEGEL Die Plätze im Johannessa­al füllten sich rasch und reichten leider nicht für alle. Pfarrer Francis Nwosu erklärt hier, welche Speisen zu einem typisch nigerianis­chen Essen gehören.

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