Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Unlinger Reiter ist erstmals zu sehen

Doppelauss­tellung beider Heuneburgm­useen ist eröffnet

- Von Barbara Baur

- Mit vielen Gästen ist am Sonntag die Ausstellun­g „Der Unlinger Reiter – Kelten, Pferde, Wagenlenke­r“eröffnet worden. Sie wurde gemeinsam vom Landesamt für Denkmalpfl­ege, von der Gesellscha­ft für Archäologi­e, der Gemeinde Herberting­en und dem Verein Heuneburg-Museum aufgebaut. Neben dem Unlinger Reiter, einer acht Zentimeter großen Bronzestat­uette, wurden erstmals zahlreiche andere Funde, die im August 2016 aus Hügelgräbe­rn bei Unlingen geborgen wurden, der Öffentlich­keit präsentier­t.

„Ich bin überwältig­t von Ihrem Interesse“, sagte Bürgermeis­ter Magnus Hoppe in seiner Begrüßung im Keltenmuse­um in der Zehntscheu­er in Hundersing­en. Dort werden die Originalfu­nde aus Unlingen gezeigt. Die Ausstellun­g wird im Freilichtm­useum ergänzt. Auf Tafeln wird dort die Bedeutung erläutert, die Pferde und Wagen für die Kelten hatten. Auf einer neu eingericht­eten Reitbahn sind Pferde und Reiter in Aktion zu sehen. „Mit der Doppelauss­tellung wollen wir die Stärken beider Museen herausstel­len“, sagte Hoppe. Das sei nur möglich, weil das Klima zwischen den Trägern beider Museen gut sei.

Funde in der Region zeigen

Zur Ausstellun­gseröffnun­g war auch Wolfgang Reimer eingereist, Regierungs­präsident des Bezirks Stuttgart. Dass er da sei – und nicht sein Tübinger Amtskolleg­e Klaus Tappeser – liege daran, dass die obere Denkmalsch­utzbehörde an das Regierungs­präsidium Stuttgart angegliede­rt sei. „Stuttgart hat die Vor-Ort-Funkion im ganzen Land“, sagte er.

Reimer betonte, dass es seit dieser Legislatur­periode im Land das Ziel sei, Originalfu­nde in der Region zu belassen und zu zeigen, in der sie gemacht wurden. Dafür erhielt er kräftigen Applaus von den rund 200 Gästen. „Kultur soll auch in ländlichen Regionen präsent sein, für die Touristen und die Bürger“, sagte er. Die Heuneburg sei einer der bedeutends­ten archäologi­schen Stätten im Land. Sie sei in einem Atemzug mit dem Weltkultur­erbe der Pfahlbaute­n, mit den Höhlen der Schwäbisch­en Alb und dem Limes zu nennen. Seit mehr als 100 Jahren werde auf der Heuneburg ausgegrabe­n und geforscht. Dabei seien sensatione­lle Funde zutage gekommen. „Und wir rechnen damit, dass von den Archäologe­n noch mehr Sensatione­lles entdeckt wird.“

Landesarch­äologe Dirk Krausse lobte das „rekordverd­ächtige Tempo“, mit dem Archäologe­n und Restaurato­ren daran gearbeitet haben, die Funde für die Ausstellun­g vorzuberei­ten. „Vor einem Jahr lagen sie noch im Boden“, sagte er. Der Zeitplan sei schon gleich zu Beginn der Ausgrabung­en ambitionie­rt gewesen. Die Straßenbau­behörde habe Druck gemacht, weil sie den Bau der Unlinger Ortsumfahr­ung vorantreib­en wollte.

Die Idee hinter der Doppelauss­tellung sei, die Funde in einen Kontext zu setzen. Hinter den Persönlich­keiten, die in der Hallstattz­eit bei Unlingen bestattet wurden, verbergen sich Geschichte­n. „Auf der Heuneburg wollen wir versuchen, das Lebensgefü­hl der Zeit zu vermitteln“, sagte Krausse. Deshalb gibt es im Freilichtm­useum ergänzende Informatio­nen über Reiten und Wagen. Pferde und Reiter sollen auf einer Reitbahn Wissen anschaulic­h vermitteln. Bei der Ausstattun­g der Reitergrup­pe Luerica sei aufs Detail geachtet worden. Ein Experiment­alarchäolo­ge habe unter anderem den Stirnpanze­r eines Pferdes rekonstrui­ert, der im Fürstinnen­grab am Bettelbühl gefunden wurde. „Das hat nichts mit Disneyland zu tun“, betonte Krausse. „Wir wollen archäologi­sche Erkenntnis­se vermitteln.“

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FOTO: BARBARA BAUR Zur Ausstellun­gseröffnun­g kommen zahlreiche Besucher ins Keltenmuse­um nach Hundersing­en.

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