Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In Sachen Kündigungen macht Teva ernst
Ratiopharm-Mutterkonzern meldet drastische Schritte an
(sz) - Die bereits im März angekündigte Entlassungswelle beim Deutschlandsitz des israelischen Pharmakonzerns Teva in Ulm, der Mutter von Ratiopharm, wird umgesetzt. Wie Frank Groll, Beauftragter für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt der Agentur für Arbeit Ulm, auf Anfrage sagte, seien „anzeigepflichtige Entlassungen“angemeldet worden.
Denn Paragraf 17 des Kündigungsschutzgesetzes schreibt vor, dass der Arbeitgeber verpflichtet ist, es der Agentur für Arbeit anzuzeigen, bevor er in Betrieben mit mindestens 500 Arbeitnehmern mindestens 30 Arbeitnehmer innerhalb von 30 Kalendertagen entlässt.
Die betriebsbedingten Kündigungen sollen anhand von Frühverrentungen und Vereinbarungen zum freiwilligen Ausscheiden möglichst gering gehalten werden. Doch sie seien im höheren zweistelligen Bereich „unumgänglich“.
Hintergrund ist die Übernahme der luxemburgischen Pharmafirma Actavis im vergangenen Jahr. Ein Deal, der damals bereits vielen Mitarbeitern Sorgenfalten auf die Stirn trieb. Denn als der weltgrößte Anbieter von nachgeahmten Medikamenten (Generika) Teva bekannt gab, das Generika-Geschäft von Actavis zu kaufen, war klar, dass das Auswirkungen auf die Teva-Tochter Ratiopharm mit dem Schwerpunkt Generika haben wird.
Nun will Teva „Duplikationen“vermeiden und so Spareffekte erzielen. Wie es seitens der Ulmer Agentur für Arbeit heißt, macht man sich um die entlassenen Mitarbeiter wenig Sorgen, denn sie treffen auf so viele freie Stellen wie lange nicht mehr. Die Entlassungen bedeuten auch nicht, dass der Standort in Ulm schrumpft. Denn während auf der einen Seite Menschen entlassen werden, läuft das „Projekt Genesis“weiter. Das Investment umfasst einen höheren dreistelligen Millionenbetrag, Ulm wird damit für Teva zur Drehscheibe seiner Biotechaktivitäten. Bis die Anlage einmal voll in Betrieb ist, rechnet Teva mit insgesamt etwa 300 neuen Stellen. 2020 sollen die ersten Produkte für den Markt aus der neuen Biotech-Produktionsanlage kommen. Für Teva und Ratiopharm arbeiten in Ulm 2500 Mitarbeiter, davon 500 in Weiler bei Blaubeuren.