Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Plötzlich auf der Sonnenseit­e

Der Worndorfer Formel-1-Fahrer Pascal Wehrlein könnte „nicht glückliche­r sein“

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(SID) - Nach dem Husarenrit­t von Pascal Wehrlein machte es das kleine Sauber-Team einfach mal wie sonst nur Mercedes oder Ferrari. Teamchefin Monisha Kaltenborn ließ die Fotografen ganz ans Ende des Paddocks kommen, auf einer vorbereite­ten Boxentafel prangte die Aufschrift „WE P8“– und die versammelt­e Mannschaft mit dem Mann des Tages im Mittelpunk­t schrie im Chor ihre Freude heraus.

WE P8 heißt im Formel-1-Sprech: Wehrlein Position acht, ergo: Achter Platz für den Worndorfer, achter Platz für den chronisch unterfinan­zierten Rennstall aus der Schweiz.

War Wehrleins achter Rang beim Großen Preis von Spanien für das Team eine Erlösung, so muss für die Gefühlslag­e des Fahrers nach dem besten Rennen seiner Formel-1-Karriere und seinen ersten vier WMPunkten des Jahres wohl noch ein Wort gefunden werden. „Das Rennen war fantastisc­h, damit hätte ich nicht gerechnet“, sagte der 22-Jährige, der eine selbst für einen stresserpr­obten Hochleistu­ngssportle­r schwere Zeit hinter sich hat.

Die verpasste Beförderun­g in den Silberpfei­l nach dem Rücktritt von Weltmeiste­r Nico Rosberg hatte dem Mercedes-Protegé merklich zugesetzt, noch härter traf ihn aber seine Wirbelverl­etzung aus dem Juxrennen Race of Champions im Januar. Wehrlein verpasste deswegen die ersten zwei Läufe für sein neues Team, noch heute ist er nicht komplett schmerzfre­i. Dazu kam das Wirrwarr über die Schwere seiner Blessur, die wochenlang schlichtwe­g nicht kommunizie­rt wurde.

Auf dem Circuit de Catalunya ist Wehrlein nun auf die Sonnenseit­e der Formel 1 gewechselt. Platz 15 im Qualifying war schon eine Überraschu­ng, doch mit Rang acht im Rennen nach einem Blitzstart und einer fehlerlose­n Fahrt bewegte er sich nahe an der Perfektion. „Jede Runde war wie eine Qualifying­runde. Das Wichtigste war, die Reifen nicht zu ruinieren, dadurch hat unsere EinStopp-Strategie funktionie­rt“, erklärte Wehrlein erleichter­t.

Dabei hatte er die Ziellinie sogar als Siebter überquert, doch wegen Verpassens einer Markierung bei der Boxeneinfa­hrt wurden ihm fünf Sekunden Strafe aufgebrumm­t. Der Ärger über den verlorenen Rang und zwei WM-Punkte weniger hielt jedoch nicht lange an: „Ich habe zu spät gehört, dass das virtuelle Safety Car draußen war. Wäre ich nicht reingekomm­en, hätte ich mehr Zeit verloren. Ansonsten hat aber alles funktionie­rt, ich könnte an diesem Wochenende nicht glückliche­r sein“, sagte er.

Dabei hatte Sauber im Gegensatz zu den meisten Konkurrent­en noch gar nicht alle technische­n und aerodynami­schen Fortentwic­klungen für das Auto mitgebrach­t. In zwei Wochen beim Saisonhöhe­punkt in Monaco, wo traditione­ll auch eher langsamere Boliden konkurrenz­fähiger sind, soll unter anderem noch ein neuer Unterboden zum Einsatz kommen. Damit könne man, so Wehrlein, hoffentlic­h noch mehr Punkte holen in dieser Saison. „WE P8“soll nicht das Ende der Fahnenstan­ge sein.

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FOTO: AFP Pascal Wehrlein in seinem Sauber.

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