Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Beim Vaterunser kommt Gänsehaut-Gefühl auf
Musikverein und Chor konzertieren – Komposition von Günter Buck erfährt eine gelungene Uraufführung
- Wohlklingende, exakte und zum Teil ungewohnte Melodien sowie harmonischer Gesang haben am Sonntagabend das ganze Kirchenschiff in der St. Oswald-Kirche in Herbertingen erfüllt. Anlass war das Benefizkonzert der Gemeindemusik Herbertingen sowie eines Projektchors. Der Grund für diese einmalige Veranstaltung und zugleich ihr Höhepunkt war die Uraufführung des Werkes in drei Sätzen „Musik zu einer Feierstunde“aus der Feder des Herbertinger Ehrendirigenten Günter Buck.
Pfarrer Jürgen Brummwinkel freute sich, dass so viele Besucher zum „Konzert der besonderen Weise“gekommen waren. Die Gemeindemusik Herbertingen unter der Leitung von Peter Rehm sowie der Projektchor, bestehend aus Sängern des Liederkranzes Herbertingen sowie der Kirchenchöre Herbertingen und Moosheim unter der Leitung von Gudrun Heinzelmann, sollten für die beste Einstimmung auf den Wonnemonat Mai, sagte der Seelsorger. Zudem sei man gespannt auf die Uraufführung des Werkes „Musik zu einer Feierstunde“von Günter Buck.
Fanfarenähnliche Klänge zu Beginn des Konzertes waren von der Empore aus zu hören, wo Stephan Hauff, Luca Nassal (Trompete), Manuel Sauter (Horn) und Lorenz Herrmann (Posaune) filigran das Orchester zur „Sonata pian e forte“einlud. Feierlich, ja ruhig-getragen erklang die folgende andächtige Weise „Crimond“nach einem Arrangement von H. Odenstijl. Dabei bewährte sich die gute Akustik in St. Oswald, sodass die ganze Klangfülle zum Ausdruck kam. Der gute Klang kam auch dem Werk „Die Ehre Gottes aus der Natur“von Ludwig van Beethoven zugute. Das Zusammenwirken von Musikkapelle und einem Chor mit fast 60 Sängern ließen den Chorraum erbeben, mächtig und erhaben zugleich. Den Sängern bot sich eine einmalige Plattform, denn das von Peter Rehm geleitete Orchester verstand es, dem Chor genügend Freiraum zu lassen. So präsentierte sich das mächtige Chorwerk wie ein eindringliches Gebet. Bei der anschließenden „Meditation“überzeugte Martina Ummenhofer auf der Blockflöte, die dem Ganzen den meditativen Touch verlieh und das Orchester umspielte. Dieses erzeugte durch das hohe Blech eine ebensolche nachdenkliche Stimmung. Mit „Le Rendez-vous de Chasse“bot Peter Rehm, der die Gesamtleitung des Abends innehatte, klassische Jagdmusik auf. Marie Buck, Marina Engst, Andreas Hauff und Manuel Sauter verliehen auf ihren Hörnern dem Werk von Gioachino Rossini Glanz und Anmut. Der Chor setzte dagegen feine Akzente beim „Sancta Maria“von Johannes Schweizer.
Es folgte ein weiterer Höhepunkt des Abends. Musik und Chor intonierten gemeinsam „Herr, Deine Güte reicht so weit“. Peter Rehm und seine Musiker überließen dem Chor auch diesmal genügend Spielraum, damit dieses erhabene und majestätische Chorwerk sich voll entfalten konnte.
Viel Rhythmus und Musik aus dem amerikanischen Kontinent verbarg sich dann hinter „A Gospel Celebration“. Bei diesem Stück war vor allem vom Schlagwerk viel Gefühl am Instrument gefordert, damit diese etwas „andere Kirchenmusik“effektvoll in St. Oswald erklingen konnte. Dem stand der Chor beim folgenden Traditional „Akheko ofana no Jesu“in nichts nach.
Dann steigerte sich die Spannung. Peter Rehm hob für Orchester und Chor den Taktstock zur Uraufführung des von Günter Buck geschaffenen Werks „Musik zu einer Feierstunde“. Eröffnet wurde es im ersten Satz mit dem „Präludium pastorale“. Ein feierlich-sanftes Tongebilde erklang, von den Flöten umspielt, mahnend und doch melodiös angelegt. Bei den „Reflektionen“konnten sich die Zuhörer einfach fallen und den Tag an sich vorbeiziehen lassen. Die Register passten sich den Stimmungen an: mal laut, mal gediegen, bis sich am Abend, klanglich wirkungsvoll in Szene gesetzt, der Tag zum Guten neigte.
Dritter Satz ist Herausforderung
Für den Komponisten war vor allem der dritte Satz seines Werkes eine Herausforderung. „Das Gebet des Herrn“, also das „Vaterunser“, wollte er so übermitteln, dass alle Hörenden tief in den Inhalt dieses Gebetes versinken. So beließ er es beim Originaltext. Der wurde vom Chor gesungen. Die Art und Weise aber, wie seine Komposition „die Seele voll eintauchen“ließ, erzeugte Gänsehaut. Es erklang ein mächtiges Werk, das feierlich-imposant aufrüttelte. Das war ganz im Sinne des Komponisten, denn er wollte, dass das Vaterunser wieder ein Gebet für alle wird. Der Vorsitzende der Gemeindemusik, Andreas Sauter, bedankte sich bei allen Akteuren an diesem Abend, besonders aber bei Günter Buck: „Dir ist eine Meisterleistung gelungen.“Die Spenden am Ende der eindrucksvollen Veranstaltung waren für die Kindergärten Don Bosco und Nikolaus bestimmt.