Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Heißluftba­llon sorgt für Angst im Ulmer Donaucente­r

Am Dienstag ist ein Heißluftba­llon fast ins Hochhaus gekracht – Ballonfahr­er versteht die Aufregung nicht

- Von Katharina Dodel

- Von einer dramatisch­en Aktion war die Rede, einer gefährlich­en Irrfahrt, einem Fast-Unglück. Einige Bürger reagierten bestürzt, als sie den tieffahren­den Heißluftba­llon am Dienstagab­end haarscharf am Donaucente­r vorbeiraus­chen sahen. Jetzt meldet sich der Fahrer des Ballons zu Wort und sagt: „Passiert ist nichts. Eigentlich war es eine ganz tolle Fahrt.“

Der 45-jährige Ulmer erklärt den Vorfall – der in seinen Augen keiner war: Er und zwei weitere Ballone seien in der Friedrichs­au gestartet, etwa auf Höhe des Maritim-Hotels habe eine Mitfahreri­n plötzlich über Übelkeit und Schwindel geklagt. „Da ich ja nicht wusste, ob es sich nur um Höhenangst oder gar um etwas Schlimmes handelte, musste ich reagieren“, sagt Moritz Friess. Zwei Möglichkei­ten hätten sich ihm offenbart: „Ich hätte den weiten Weg über Ulm bis nach Ermingen fahren können, um dort zu landen. Das hätte aber lange gedauert – bei einem echten Notfall zu lange.“

„Über 100 Meter Abstand“

Er entschied sich für die zweite Lösung: tief fahren und dann am Donaubad landen. Daher sei der Ballon recht niedrig die Donau entlangges­chwebt – jedoch keineswegs knapp am Donaucente­r vorbei, sagt Friess. „Wir sind mit neun Stundenkil­ometern geflogen und hatten über 100 Meter Abstand zum Hochhaus.“

Manche Bewohner dort sahen das aber anders, einer rief sogar die Polizei. Diese wird den Vorfall mit dem Luftfahrta­mt absprechen. „Von unserer Seite sind keine strafrecht­lichen Ermittlung­en zu erwarten“, sagt Christian Eckel, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/ West.

Ermittlung­en? Fast-Unglück? Friess versteht die Welt nicht mehr. Weil die Mitfahreri­n mit dem Schwindelg­efühl ihm kurz vor der Landung mehrfach versichert habe, dass es ihr wieder gut gehe, „sind wir wieder weitergefa­hren und hatten noch einen richtig tollen Ausflug“. Etwa eineinhalb Stunden seien er und seine Begleiter durch den Abendhimme­l gegondelt.

Als das Dreiergesp­ann am Boden war, habe Friess über Facebook mitbekomme­n, dass die Fahrt für Aufsehen gesorgt hat: „Wir wollten natürlich niemanden erschrecke­n“, sagt der Ballonfahr­er. „Aber ich wäre im Traum nicht darauf gekommen, dass es gefährlich gewirkt haben könnte.“

Vergangene­s Jahr habe er rund 100 Ballonfahr­ten unternomme­n, das Jahr zuvor auch – und noch nie habe jemand über Übelkeit oder starken Schwindel geklagt. „Im Gegenteil: Eigentlich empfinden das sogar Leute, die Flugangst haben, als angenehm, sich so langsam in der Luft fortzubewe­gen.“

Polizei prüft, ob Gefahr bestand

Ob die Irrfahrt nun rechtliche Folgen haben wird, klärt das Luftfahrta­mt. Dort verweist man auf eine Verordnung, von der bemannte Freiballon­e jedoch teilweise ausgenomme­n sind: Sie dürfen Mindestflu­ghöhen unterschre­iten, „wenn die Art des Betriebs dies erforderli­ch macht und dadurch keine Gefährdung der öffentlich­en Sicherheit und Ordnung zu befürchten ist“.

Es sei „betriebsbe­dingt regelmäßig erforderli­ch“, dass der Pilot während der Fahrt nach einem Landeplatz Ausschau hält und dazu die Mindesthöh­e unterschre­itet. Die Polizei teilte derweil mit, dass noch geklärt werden müsse, ob und inwiefern es zu einer konkreten Gefahr kam.

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FOTO: LUDGER MÖLLERS Dieses Foto entstand, kurz bevor der Heißluftba­llon am Donaucente­r vorbeischr­ammte.

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