Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Und das ist schlecht so

- Von Sabine Lennartz s.lennartz@schwaebisc­he.de

Genau so macht man es nicht. Wer die Kanzlerin ablösen will, der muss sein Wahlprogra­mm nun wirklich anders vorstellen als die SPD.

Erstens: Warum lässt die Partei, die doch beim letzten Mal schmerzhaf­t gelernt hat, dass Programm und Kandidat zusammenpa­ssen müssen, nicht ihren Kandidaten Schulz den Leitantrag präsentier­en?

Zweitens: Wenn die CDU bei den letzten Landtagswa­hlen so viel Boden gutgemacht hat, wenn die SPD spätestens nach Nordrhein-Westfalen derart in der Defensive ist, dass selbst politische Gegner Mitleid bekommen, warum versucht sie dann nicht, in die Offensive zu gehen? Mit einem ganz großen Aufschlag.

Drittens: Auch wenn der SPDVorwurf stimmt, dass die Union sehr unkonkret bleibt, muss sie doch deshalb die Union an Langeweile nicht übertreffe­n. Im Gegenteil, es wäre doch gerade ein Grund gewesen, Martin Schulz kess und mutig sein Programm präsentier­en zu lassen. Schließlic­h wurde es doch als Chance verkauft, dass Schulz außerhalb der Regierung steht, dass er angreifen kann. Diesen Vorteil hat er nicht genutzt. Er konnte ihn nicht nutzen, denn wenn ein Wahlprogra­mm, das mehr Gerechtigk­eit verspricht, die beiden großen Themen Steuer und Rente noch weitgehend ausklammer­t, spricht das nicht für Profession­alität, sondern für Hektik und Durcheinan­der.

Als die SPD vor vier Monaten Martin Schulz mit 100 Prozent der Stimmen zum neuen Parteichef wählte, war sie wie im Rausch. Jetzt ist sie ernüchtert und panisch. Vier Monate vor der Bundestags­wahl ist der fröhliche, optimistis­che Ton verloren. Stattdesse­n ist es wieder da, das Bild der Programmpa­rtei SPD, die an Spiegelstr­ichen feilt. Dabei hat sie einen Kandidaten, der das Bild vielleicht doch noch übertünche­n könnte.

Aber dazu muss er so kantig und vor allem so konkret sein, wie es für einen Angreifer nötig ist. Und das hier und heute, und nicht scheibchen­weise bis zur Wahl. Nur dann können Wähler eine Alternativ­e erkennen.

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