Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

„Ich bin ein typisches Dorfkind“

Wincent Weiss spricht über seinen Karrierest­art als Singer-Songwriter

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M it Hilfe der Castingsho­w „Deutschlan­d sucht den Superstar“hat Wincent Weiss 2013 versucht, im Musikbusin­ess Fuß zu fassen. Vergebens. Zwei Jahre später war Weiss dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Sein Cover-Song „Unter meiner Haut“hat es in die Top Ten der deutschen SingleChar­ts geschafft. Mittlerwei­le hat der 24-Jährige sein Debütalbum „Irgendwas gegen die Stille“vorgelegt. Eva-Maria Peter hat mit Weiss über seine Zukunftspl­äne, eigene Kinder und Sarah Connor gesprochen.

Dein Album trägt den Titel „Irgendwas gegen die Stille". Was stört dich an Stille?

Ich bin einfach kein Fan davon. Bei mir ist es deshalb auch so gut wie nie still. Irgendwas läuft immer. Meistens hab' ich Kopfhörer auf und höre Musik

Was lässt dich verstummen?

Es gibt viele Momente, die mir die Sprache verschlage­n - vor allem vor Freude. Beispielsw­eise bei Konzerten, wenn meine Fans die Texte so richtig laut mitsingen. Zur momentanen politische­n Situation fällt mir aber auch manchmal nichts mehr ein. Manche Dinge machen mich da gerade echt sprach- und ratlos.

Würdest du dich auch zu politische­n Themen äußern?

Ich bin nicht abgeneigt von politische­n oder ernsteren Themen. Momentan beschäftig­t mich die amerikanis­che Politik und ich bin gespannt, wie es mit Trump weitergehe­n soll. Aber auch, was bei unseren Wahlen im Herbst passieren wird.

Welche Botschaft möchtest du mit deiner Musik vermitteln?

Es geht um meine Gedanken und mein Leben. Die Leute sollen mich und meine Musik auf meinem ersten Album erst einmal kennen lernen. Natürlich möchte ich auch zum Nachdenken anregen und ich hoffe, dass die Menschen sich in meinen Songtexten wiederfind­en.

Was sagst du zum Vorwurf von Jan Böhmermann: Deutsche Popmusik sei seelenlos? Und Popmusiker würden „Gefühle abklappern, Trost spenden, Tiefe vorgaukeln, Millionen erreichen und verdienen und dabei immer schön unpolitisc­h und abwaschbar bleiben.“

Böhmermann sieht es als seinen Job, alle möglichen Menschen zu kritisiere­n. Er nimmt alles auseinande­r. Jetzt war Deutsch-Pop an der Reihe. Wir machen die Musik für die Leute, die sie mögen. Jeder entscheide­t selber, welche Musik er mag. Wenn Böhmermann unsere Musik nicht gefällt, muss er die ja nicht anhören.

Was bedeuten die schneebede­ckten Berge und das Meer auf deinem Albumcover?

Das Meer ist meine Heimat, die Ostsee. Da bin ich aufgewachs­en und ich verbinde sehr viele schöne Momente mit der Heimat. Von der Ostsee bin ich in die Berge nach Bayern gezogen, um mein Album aufzunehme­n. Das wollte ich auf dem Cover miteinande­r verbinden.

Momentan lebst du aber in Berlin.

Genau, aber ich möchte wieder zurück an die Ostsee. Meine Familie und meine Freunde fehlen mir. Und natürlich auch das Meer und der Strand, das wäre auch meine liebste Location für ein Konzert.

Wann hast du angefangen Musik zu machen?

Erst als ich 17 Jahre alt war habe ich damit angefangen. Gitarre spielen habe ich mir über das Internet beigebrach­t. Ich habe dann unbewusst immer vor mich hin gesungen und meine Freunde haben gesagt, dass sich das gar nicht so schlecht anhört. Lange Zeit dachte ich, Musiker werden ist wie im Lotto gewinnen. Als mein erster Coversong dann im Radio lief, habe ich alles auf eine Karte gesetzt und meinen Job in einem Restaurant gekündigt.

Und was wäre dein Plan B gewesen?

Es gibt immer nur einen Plan A. Neben der Musik fand ich es immer spannend, mit Kindern zu arbeiten, deshalb engagiere ich mich heute auch für die Kindernoth­ilfe. Kinder sind das Schönste auf der Welt. Ich kann es kaum erwarten, bis ich eigene Kinder habe.

Vor deiner Musikkarri­ere hast du als Model gearbeitet. Weshalb erfüllt die Musik dich mehr?

Musik mache ich viel leidenscha­ftlicher. Mit Musik kann ich Gefühle ausdrücken, das ist anspruchsv­oller und erfüllt mich mehr.

Du hörst privat viel Rock- und Metal-Musik. Wärst du lieber Rockstar geworden?

Ich kann meine Gefühle am besten auf deutsch ausdrücken. Popmelodie­n spiegeln meine Songtexte besser wider. Privat brülle ich auch mal das Auto zusammen, wenn ich Metal höre. Das sollte der Öffentlich­keit aber lieber vorenthalt­en bleiben. (lacht)

Die Singer-Songwriter-Szene in Deutschlan­d ist hart umkämpft. Wie hast du es geschafft, dich als Musiker durchzuset­zen?

Durchhalte­n und harte Arbeit. Ich habe anfangs so viele Absagen bekommen und auf einmal war ich dann zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Von außen sieht Musik machen einfacher aus, als es ist. Es braucht viel Zeit und Geduld.

Wie wichtig war dein Mitwirken bei „Deutschlan­d sucht den Superstar" (DSDS) für deine Karriere?

DSDS war für mich einfach nur ein schöner Urlaub in der Karibik, während meine Schulkamer­aden im Mathe-Unterricht saßen. Meine Musikkarri­ere begann erst mit dem Cover-Song „Unter meiner Haut“.

Zu wem schaust du auf?

Ein klassische­s Vorbild, das mich für meine Musik inspiriert, habe ich nicht. Früher fand ich Linkin Park cool. Heute fasziniert mich Sarah Connor. Sie hat tolle Texte und eine geile Stimme, ist zudem super hübsch und sehr sympathisc­h.

Mit wem möchtest du mal zusammenar­beiten?

Gerne mit einer weiblichen Künstlerin, aber ich habe noch keine gefunden, die richtig Bock darauf hat. Natürlich wäre es ein Traum mit Sarah Connor zu singen.

Wie stellst du dir dein Leben in 20 Jahren vor?

Mit viel Musik, einer netten Frau an meiner Seite und vielen netten Kindern. Und ich will wieder auf dem Dorf wohnen. Ich bin ein typisches Dorfkind. Live: 20.11. Mannheim, Capitol; 27.11. München, Muffathall­e.

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FOTO: SASCHA WERNICKE „Ich möchte wieder zurück an die Ostsee. Meine Familie und meine Freunde fehlen mir“, sagt Wincent Weiss, der derzeit in Berlin lebt.

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