Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Neue Ausstellung weckt Erinnerungen
Im Museum sind nun viele historische Ansichten auf Postkarten von Ehingen zu sehen
(kö) - Postkarten waren in Zeiten vor digitalen Kurznachrichten wie SMS und WhatsApp beliebte Kommunikationsmittel. Auf Reisen gehörte das Schreiben zur Pflicht. Auch mit Ehinger Stadtansichten gab es viele Karten und heute verfügt das hiesige Museum über eine stattliche Sammlung. Gerhard Steeb, Lutz Deckwitz, Franz Romer und Franz Bartmann haben 340 der Karten für die aktuelle Ausstellung des Museums „Ehingen im Postkartenformat“ausgesucht.
Stadtarchivar Ludwig Ohngemach sagte bei der Ausstellungseröffnung: „Das, was dahinter steckt, ist besonders interessant.“1870 wurde die Postkarte eingeführt, die Reichspost war davon begeistert, sie versprach sich ein gutes zusätzliches Geschäft. Eine Blütezeit, so Ohngemach, erlebte die Postkarte zwischen 1898 und 1914, 1902 wurden im Deutschen Reich 450 Millionen Postkarten versandt.
Ein beliebtes Ehinger Motiv war immer der Marktplatz, das lässt die Ausstellung erkennen. Es gibt eine Ansicht von der Oberen Hauptstraße mit der Friedenslinde und Grüße aus Gamerschwang und Rißtissen oder auch Ansichten der Pfarrei aus vergangenen Tagen in einem extra Schaukasten. Das Konvikt wurde für Postkarten aus allen Richtungen abgelichtet. Die schnell beliebt werdende Fotografie war für die Verbreitung der Postkarte sicher ausschlaggebend. Mit dem Poststempel, sofern er leserlich war, war es leicht, das Datum der Ansicht zu bestimmen.
„Der große Einbruch kam Mitte des 20. Jahrhunderts, da ging der größte deutsche Postkartenverlag Konkurs“, sagte Ohngemach. Tableaus gibt es im Museum auch über die Aufteilung der Postkarte, über Verleger und Hersteller sowie das Herstellungsverfahren. Und immer wieder Ehinger Ansichten von 1870 bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Interessant ist auch eine Luftbildaufnahme vom Wenzelstein von 1967: Das Hochhaus gab es schon, aber noch keine Schule, keine Kirche und nur drei Blocks; wo heute Wohnhäuser stehen, war damals Acker oder grüne Wiese.
Nach der Finissage versprach Franz Romer von der Museumsgesellschaft, einen Kalender 2018 mit Ansichten auf Grundlage dieser Postkarten herauszugeben. Für Bilder vom heutigen Ehingen hat die Museumsgesellschaft einen Wettbewerb ausgeschrieben.
Im Museum selbst konnte man ebenfalls in Erinnerungen schwelgen und sich den Film von der 1000-JahrFeier von 1961 ansehen. Dazu gab es Leierkastenmusik gespielt von Josef Mantz.