Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Plattenkiste
Oft sind Anfang und Ende der gleiche Punkt“singt Johannes Oerding im Titelsong seines fünften Studioalbums „Kreise“(Columbia). Dass dies bei ebendiesem nicht stimmt, ist ein Glücksfall. Denn das Album beginnt mit der recht einprägsamen Gute-Laune-PopNummer „Kreise“, die vermutlich der Masse gefallen soll, und endet gegensätzlich mit der schönen Klavierballade „Zwischen Mann und Kind“.
Dazwischen entführt Oerding die Zuhörer in sein Heimatdorf („100 Leben“) und nach Hamburg („Große Freiheit“). So richtig gelingt es ihm nicht, die Atmosphäre dieses besonderen Ortes einzufangen, dennoch dürfte „Große Freiheit“einen der größeren Hits des Albums darstellen. Auch ein „politisches Lied“, wie er selbst sagt, findet sich auf der Platte. Zwar entzieht sich „Weiße Tauben“jeglicher klaren Position, doch der Wunsch „Stell dir vor es ist Krieg, aber wir gehen alle nicht hin“ist mit Sicherheit kein verwerflicher. Und nicht zuletzt durch die Zusammenarbeit mit Hip-Hop-Größe Samy Deluxe hat der Song einen gewissen Reiz. Weniger gelungen ist der Titel über die Dating-App Tinder – hier wird ein im Grunde charmantes Lied von dem Wortspiel „Love Me Tinder“ruiniert. Auch die funkige Prince-Hommage „Zieh dich aus“wirkt zu gewollt, als dass sie wirklich Spaß macht. Schön ist allerdings, dass Johannes Oerding sich nicht auf den Erfolgsgaranten Pop plus Balladen ausruht und auch Neues ausprobiert. Ansonsten finden sich einige eher uninspiriert wirkende PopSongs, die hauptsächlich von Oerdings Stimme getragen werden. Am besten kommt die raue Stimme des Sängers in den authentischen Balladen zur Geltung, so auch in „Sein für Stein“oder „Zwischen Mann und Kind“. (lea) Live: 1.11. München, Tonhalle; 4.11. Stuttgart, Liederhalle.