Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Frust beim „Stammtisch Facebook“
Pauschale Vorwürfe gegen untätige Politiker: Donth spricht über Diskussionen im Internet
- Politiker sind ferngesteuerte Marionetten, die die Interessen ihrer Wähler mit Füßen treten – das behauptet nicht nur der umstrittene Sänger Xavier Naidoo in seinem neuen Lied, sondern auch manche Menschen in der Region. Solchen Diskussionen stellt sich der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Donth aus Römerstein, der auch den Raum Zwiefalten im Bundestag vertritt, jüngst wieder auf Facebook. Im Gespräch mit SZ-Redakteur Ilja Siegemund verrät er, warum Diskussionen beim „Stammtisch Facebook“nur begrenzt möglich sind.
Herr Donth, sind Sie eine Marionette?
Klare Antwort: Nein. Allerdings bin ich auch kein im luftleeren Raum frei schwebender Künstler. Ich bin Teil eines Landkreises, eines Bundeslandes, einer Partei.
Also ein Befehlsempfänger der Partei?
Nein. Auch kein Befehlsempfänger meines Landkreises und kein Befehlsempfänger meines Bundeslandes. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass man geprägt ist. Wären meine Ansichten nicht mit den meisten Ansichten der anderen Mitglieder in der CDU deckungsgleich, wäre ich wahrscheinlich nicht Teil dieser Partei.
Wie gehen sie mit solchen verbalen Rundumschlägen um, wie jüngst auf Facebook geschehen?
Ich ärgere mich und versuche, ins Gespräch zu kommen. Das klappt beim Stammtisch Facebook allerdings systembedingt nur begrenzt.
Warum ist das so?
Weil man sich eben nicht von Angesicht zu Angesicht austauscht. Mein Name ist klar zu lesen. Andere Diskutanten kenne ich zum Teil nicht, auch nicht ihre Einstellungen, zumal wenn sie sich hinter irgendwelchen kryptischen Bezeichnungen verstecken. Hinzu kommt ein weiteres systembedingtes Handicap: Wenn ich dann Antworten mit meinen großen Fingern auf meinem kleinen Handydisplay eintippe, habe ich schon aus technischen Gründen nicht die Muße, hier ausführlich und in der gebotenen Länge zu antworten.
Lohnen sich denn der Frust und Aufwand überhaupt?
Das kann ich nicht bewerten. Es freut mich natürlich, wenn sich dann auch andere User einbringen und kritische Rückmeldungen geben. Ich reagiere ja nicht immer und bei jedem Post. Manchmal ärgert es mich eben dermaßen, dass ich dann etwas antworte. Ich bin nicht bereit, alles einfach so unwidersprochen stehen zu lassen. Und da lohnt es sich dann auf jeden Fall für mich.
Was können Bundespolitiker, unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit, unternehmen, um den Normalbürger wieder für sich und die Politik zu gewinnen?
Zunächst will ich darauf hinweisen, dass nicht nur diejenigen, die sich auf Facebook äußern, die sogenannten Normalbürger vertreten, auch wenn das manche für sich reklamieren. Grundsätzlich lautet mein Ansatz, mit den Mitbürgern das Gespräch zu suchen. Im Wahlkreis, aber auch mit den über 1300 Besuchern, die zu mir jährlich nach Berlin kommen. Oder auch gelegentlich auf Facebook, wo ich manche Äußerung einfach nicht unwidersprochen lassen kann oder will.
Wobei es für Sie doch sicherlich entspannter wäre, sich zurückzulehnen und die Kommentare einfach zu ignorieren ....
... oder auch nicht. So eine Antwort kann ja auch ein Ventil sein, um dem Ärger über ungerechtfertigte oder nach meinem Empfinden falsche Anwürfe und Behauptungen Ausdruck zu verleihen.
Wie lässt es sich am besten nach solchen intensiven Diskussionen entspannen?
Einfach etwas anderes tun.