Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
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Der Meisterzwang ist das wohl am kontroversesten diskutierte Thema unter Handwerkern. Fakt ist: Die Pflicht zum „Großen Befähigungsnachweis“– wie er unter den Befürwortern auch genannt wird – stellt eine Marktzugangshürde dar. Weil die Kunden die Qualität der handwerklichen Leistungen nicht oder nicht direkt beurteilen können, hätten sie Vorteile, wenn sie sich auf die Qualifikation der Anbieter verlassen könnten – vor allem, wenn es um die Abwendung der Gefahr von Leib und Leben geht, erklären Meisterbrieffans.
Ein Meisterbrief ist aber längst kein Garant für Qualitätsarbeit. In der Praxis der meisten Betriebe ist es sogar so, dass der größte Teil der Arbeit von Gesellen ausgeführt wird. Notwendig ist daher die kontinuierliche Qualitätssicherung bei den ausführenden Gesellen – nicht aber eine einmalige Meisterprüfung eines Betriebsleiters. Ohne Zweifel müssen Verbraucher vor Gefahren geschützt werden. Doch gibt es dafür bereits ein ganzes Bündel an (DIN)-Vorschriften. Und Europa zeigt, dass es auch ohne Meisterzwang geht. In Frankreich werden ebenfalls Autos sicher repariert, auch in Spanien werden die Haare gut geschnitten, und auch in England errichten Zimmerer gute Dachstühle. Durch den Meisterzwang im Handwerk bleibt die gesamtwirtschaftliche Leistung hierzulande hinter ihren Möglichkeiten zurück, und die im Grundgesetz verankerte Berufsfreiheit wird ausgehöhlt.
Ein Meisterbrief ist kein Garant für Qualität. Andreas Knoch