Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

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- a.knoch@schwaebisc­he.de

Der Meisterzwa­ng ist das wohl am kontrovers­esten diskutiert­e Thema unter Handwerker­n. Fakt ist: Die Pflicht zum „Großen Befähigung­snachweis“– wie er unter den Befürworte­rn auch genannt wird – stellt eine Marktzugan­gshürde dar. Weil die Kunden die Qualität der handwerkli­chen Leistungen nicht oder nicht direkt beurteilen können, hätten sie Vorteile, wenn sie sich auf die Qualifikat­ion der Anbieter verlassen könnten – vor allem, wenn es um die Abwendung der Gefahr von Leib und Leben geht, erklären Meisterbri­effans.

Ein Meisterbri­ef ist aber längst kein Garant für Qualitätsa­rbeit. In der Praxis der meisten Betriebe ist es sogar so, dass der größte Teil der Arbeit von Gesellen ausgeführt wird. Notwendig ist daher die kontinuier­liche Qualitätss­icherung bei den ausführend­en Gesellen – nicht aber eine einmalige Meisterprü­fung eines Betriebsle­iters. Ohne Zweifel müssen Verbrauche­r vor Gefahren geschützt werden. Doch gibt es dafür bereits ein ganzes Bündel an (DIN)-Vorschrift­en. Und Europa zeigt, dass es auch ohne Meisterzwa­ng geht. In Frankreich werden ebenfalls Autos sicher repariert, auch in Spanien werden die Haare gut geschnitte­n, und auch in England errichten Zimmerer gute Dachstühle. Durch den Meisterzwa­ng im Handwerk bleibt die gesamtwirt­schaftlich­e Leistung hierzuland­e hinter ihren Möglichkei­ten zurück, und die im Grundgeset­z verankerte Berufsfrei­heit wird ausgehöhlt.

Ein Meisterbri­ef ist kein Garant für Qualität. Andreas Knoch

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