Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Feuchtwiesenblüte am Federsee
Orchideen und seltene Heilpflanzen beobachten
(sz) - Dieser Tage setzt rund um den Federsee die Feuchtwiesenblüte ein. Spaziergänger werden mit bezaubernden Farbteppichen in Rosa, Gelb oder intensivem Violett belohnt. Das Highlight sind verschiedene Knabenkraut-Orchideen, die den Steg im Banngebiet Staudacher säumen.
Nicht nur Orchideen, sondern auch seltene Heilpflanzen blühen auf den Streuwiesen rund um den Federsee. Aufgrund der natur-schonenden Bewirtschaftung kommen viele seltene Pflanzen hier noch relativ häufig vor – und jede Art sucht sich in dem kleinräumigen Mosaik an Wasser-, Nährstoff- und Bewirtschaftungsverhältnissen ihren bevorzugten Standort. So entstehen charakteristische Muster: Kräftig lila blühen die Sumpfkratzdisteln, durchsetzt von den hellrosa Blütenständen des Schlangenknöterichs, dem satten Gelb des Scharfen Hahnenfußes und dem kräftigen Rosa der Kuckuckslichtnelke.
An manchen Stellen leuchten intensiv lila die länglichen Blütenstände verschiedener Orchideen hervor, beispielsweise des Fleischfarbenen und des Breitblättrigen Knabenkrauts. Auf der frei gehaltenen Lichtung im Banngebiet Staudacher kann man diese Schönheiten beobachten. Diese Lichtung ist ein kleiner Ausschnitt eines besonders wertvollen Moorstandorts und wird als „Demonstrationswiese“für Besucher offen gehalten. Neben Orchideen kann man dort auch Eiszeitpflanzen bewundern.
Viele der Feuchtwiesenpflanzen sind bekannte Heilpflanzen: die Blutwurz, der Schlangenknöterich, die Engelwurz oder der bekannte Baldrian zum Beispiel. Ein besonders auffälliges Gewächs ist das Mädesüß, eine hohe Staude mit gelblich weißen Blüten. Der Name stammt von der Verwendung als Aromastoff für den Met, den Honigwein der Germanen. Und tatsächlich riecht die Blüte süßlich-aromatisch – davon kann man sich in den nächsten Wochen entlang des Martin-Obert-Wegs Richtung Banngebiet Staudacher überzeugen.
In der Volksheilkunde wurde diese Heilpflanze als schmerzlinderndes und fiebersenkendes Mittel eingesetzt, vor allem bei rheumatischen Erkrankungen. Tatsächlich wurde im Mädesüß eine schmerzstillende Substanz nachgewiesen, nämlich der Grundstoff des Aspirins. Ob das die „alten Germanen“schon wussten? Wie praktisch, dass selbst reichlicher Metgenuss ohne Folgen blieb, weil in der Würze gleich das Kopfschmerzmittel steckte!
Viele weitere Anekdoten rund um traditionelle Heilpflanzen erzählen die Nabu-Mitarbeiter auf den Führungen durch die Feuchtwiesen zum Federsee oder auch zum Wackelwald. Sie finden jeden Samstagabend (Federsee) und Dienstagabend (Wackelwald) statt. Treffpunkt ist das NabuNaturschutzzentrum Federsee. Termine unter