Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Alno-Chef Müller geht
Hastor-Mann Christian Brenner übernimmt die Geschicke des Pfullendorfer Küchenbauers
- Der Chef des angeschlagenen Küchenbauers Alno, Max Müller, hat sein Amt als Vorstandsvorsitzender niedergelegt. Das teilte das Unternehmen am Montag mit. Müller und der AlnoAufsichtsrat hätten sich in ihrer gestrigen Sitzung auf einen Aufhebungsvertrag zum 31. Mai 2017 geeinigt. Max Müller, der das Unternehmen seit April 2011 führt, bleibe Alno für Sonderprojekte und Mandate ausländischer Tochtergesellschaften sowie als Aktionär und Darlehensgeber verbunden, hieß es weiter. „Ich bin überzeugt, dass unser Unternehmen auf einem guten Weg ist. Es ist daher der richtige Zeitpunkt für die von mir schon seit längerer Zeit geplante Stabübergabe“, erklärte Müller. Neuer Vorstandschef soll der bisherige Finanzvorstand Christian Brenner werden.
Vor rund vier Wochen waren erste Meldungen über eine bevorstehende Ablösung Max Müllers aufgekommen. Damals berichteten die „Stuttgarter Nachrichten“von „Unstimmigkeiten über den Sanierungskurs“, im Zuge dessen der bosnische Großaktionär, die Industrieellenfamilie Hastor, einen Führungswechsel bei Alno anstrebe. Ein Sprecher des Küchenbauers dementierte das zwar. Doch bereits im März dieses Jahres, als sich Alno mit der IG Metall auf ein Sparkonzept einigte, galt Müller, Informationen der „Schwäbischen Zeitung“zufolge, als angeschlagen.
Keine Besserung in Sicht
Auf ein abgekühltes Verhältnis zwischen dem als Sanierer zu Alno gekommenen Müller und den Hastors, die gut 43 Prozent der Unternehmensanteile halten, lässt jedenfalls die Pressemitteilung schließen: Der Aufsichtsrat würdige Max Müller als Unternehmerpersönlichkeit und danke ihm für seine Verdienste in einer entscheidenden Phase der Unternehmensgeschichte, hieß es in dürren Worten. Dabei hatte Max Müller die bosnischen Investoren im vergangenen Jahr erst ins Unternehmen geholt.
Der klamme Küchenbauer, der seit Jahren Verluste schreibt, brauchte damals dringend Geld zum Überleben. Über die Investmentgesellschaft Tahoe, die den Alno-Kleinaktionären ein Übernahmeangebot von 50 Euro-Cent je Aktie gemacht hatte, haben die Hastors Anfang Januar dieses Jahres das Zepter in Pfullendorf übernommen. Mit dem Einstieg als Darlehensgeber und strategischer Investor verbunden war die Forderung an Müller, ein Restrukturierungskonzept vorzulegen, wie der Küchenbauer aus der Krise geführt werden kann.
Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ließ der Großaktionär damals wissen, dass man Müller in dieser Sache vertraue und auf seine Kenntnisse des Unternehmens und der Branche baue.
Ende Januar legte der Alno-Chef dann das geforderte Restrukturierungskonzept vor, das im Wesentlichen den Abbau von 350 Arbeitsplätzen vorsah. Dadurch sollten „jährlich Personalkosten von mindestens 20 Millionen Euro“eingespart werden. Schon in diesem Jahr wollte Müller so ein deutlich positives operatives Ergebnis ausweisen.
Gut möglich, dass die Hastors nach den darauffolgenden Negativmeldungen das Vertrauen in Müller verloren haben. Denn Ende Februar musste der Küchenbauer einen deutlich höheren Verlust für das Geschäftsjahr 2016 eingestehen, als zuvor prognostiziert. Als Grund wurden Schwierigkeiten bei den Tochtergesellschaften in der Schweiz genannt. Testierte Zahlen für das vergangene Jahr, die eigentlich am 31. März vorgelegt werden sollten, wurden bereits zweimal, zuletzt auf den 9. Juni, verschoben.
Hastor allerorten
Die Präsentation des Jahresabschlusses 2016 wird nun Christian Brenner obliegen. Brenner vertritt den Großaktionär Tahoe und war Ende 2016 als Finanzvorstand in die Vorstandsriege von Alno aufgerückt. Er hatte damals die langjährige Finanzchefin Ipek Demirtas ersetzt. Darüber hinaus hat sich Tahoe auch die Mehrheit im Aufsichtsrat gesichert.
Dem Unternehmensclan Hastor gehören neben Alno auch die Prevent-Gruppe und 23 Prozent des bayerischen Automobilzulieferers Grammer. Prevent hatte im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt, weil das Unternehmen dem Autobauer VW die Lieferung von Teilen verweigerte und so einen zeitweisen Stillstand an den VW-Bändern provozierte. Bei Grammer sorgten die Hastors zuletzt mit einer vorerst gescheiterten Machtübernahme für Schlagzeilen. Auf der Hauptversammlung vergangenen Mittwoch ist die beantragte Absetzung des gesamten Vorstands und die Neubesetzung des Aufsichtsrats zwar abgelehnt worden. Hastor-Anwalt Franz Enderle kündigte aber bereits Widerspruch gegen sämtliche Beschlüsse an.