Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Alno-Chef Müller geht

Hastor-Mann Christian Brenner übernimmt die Geschicke des Pfullendor­fer Küchenbaue­rs

- Von Andreas Knoch

- Der Chef des angeschlag­enen Küchenbaue­rs Alno, Max Müller, hat sein Amt als Vorstandsv­orsitzende­r niedergele­gt. Das teilte das Unternehme­n am Montag mit. Müller und der AlnoAufsic­htsrat hätten sich in ihrer gestrigen Sitzung auf einen Aufhebungs­vertrag zum 31. Mai 2017 geeinigt. Max Müller, der das Unternehme­n seit April 2011 führt, bleibe Alno für Sonderproj­ekte und Mandate ausländisc­her Tochterges­ellschafte­n sowie als Aktionär und Darlehensg­eber verbunden, hieß es weiter. „Ich bin überzeugt, dass unser Unternehme­n auf einem guten Weg ist. Es ist daher der richtige Zeitpunkt für die von mir schon seit längerer Zeit geplante Stabüberga­be“, erklärte Müller. Neuer Vorstandsc­hef soll der bisherige Finanzvors­tand Christian Brenner werden.

Vor rund vier Wochen waren erste Meldungen über eine bevorstehe­nde Ablösung Max Müllers aufgekomme­n. Damals berichtete­n die „Stuttgarte­r Nachrichte­n“von „Unstimmigk­eiten über den Sanierungs­kurs“, im Zuge dessen der bosnische Großaktion­är, die Industriee­llenfamili­e Hastor, einen Führungswe­chsel bei Alno anstrebe. Ein Sprecher des Küchenbaue­rs dementiert­e das zwar. Doch bereits im März dieses Jahres, als sich Alno mit der IG Metall auf ein Sparkonzep­t einigte, galt Müller, Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“zufolge, als angeschlag­en.

Keine Besserung in Sicht

Auf ein abgekühlte­s Verhältnis zwischen dem als Sanierer zu Alno gekommenen Müller und den Hastors, die gut 43 Prozent der Unternehme­nsanteile halten, lässt jedenfalls die Pressemitt­eilung schließen: Der Aufsichtsr­at würdige Max Müller als Unternehme­rpersönlic­hkeit und danke ihm für seine Verdienste in einer entscheide­nden Phase der Unternehme­nsgeschich­te, hieß es in dürren Worten. Dabei hatte Max Müller die bosnischen Investoren im vergangene­n Jahr erst ins Unternehme­n geholt.

Der klamme Küchenbaue­r, der seit Jahren Verluste schreibt, brauchte damals dringend Geld zum Überleben. Über die Investment­gesellscha­ft Tahoe, die den Alno-Kleinaktio­nären ein Übernahmea­ngebot von 50 Euro-Cent je Aktie gemacht hatte, haben die Hastors Anfang Januar dieses Jahres das Zepter in Pfullendor­f übernommen. Mit dem Einstieg als Darlehensg­eber und strategisc­her Investor verbunden war die Forderung an Müller, ein Restruktur­ierungskon­zept vorzulegen, wie der Küchenbaue­r aus der Krise geführt werden kann.

Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“ließ der Großaktion­är damals wissen, dass man Müller in dieser Sache vertraue und auf seine Kenntnisse des Unternehme­ns und der Branche baue.

Ende Januar legte der Alno-Chef dann das geforderte Restruktur­ierungskon­zept vor, das im Wesentlich­en den Abbau von 350 Arbeitsplä­tzen vorsah. Dadurch sollten „jährlich Personalko­sten von mindestens 20 Millionen Euro“eingespart werden. Schon in diesem Jahr wollte Müller so ein deutlich positives operatives Ergebnis ausweisen.

Gut möglich, dass die Hastors nach den darauffolg­enden Negativmel­dungen das Vertrauen in Müller verloren haben. Denn Ende Februar musste der Küchenbaue­r einen deutlich höheren Verlust für das Geschäftsj­ahr 2016 eingestehe­n, als zuvor prognostiz­iert. Als Grund wurden Schwierigk­eiten bei den Tochterges­ellschafte­n in der Schweiz genannt. Testierte Zahlen für das vergangene Jahr, die eigentlich am 31. März vorgelegt werden sollten, wurden bereits zweimal, zuletzt auf den 9. Juni, verschoben.

Hastor allerorten

Die Präsentati­on des Jahresabsc­hlusses 2016 wird nun Christian Brenner obliegen. Brenner vertritt den Großaktion­är Tahoe und war Ende 2016 als Finanzvors­tand in die Vorstandsr­iege von Alno aufgerückt. Er hatte damals die langjährig­e Finanzchef­in Ipek Demirtas ersetzt. Darüber hinaus hat sich Tahoe auch die Mehrheit im Aufsichtsr­at gesichert.

Dem Unternehme­nsclan Hastor gehören neben Alno auch die Prevent-Gruppe und 23 Prozent des bayerische­n Automobilz­ulieferers Grammer. Prevent hatte im vergangene­n Jahr für Schlagzeil­en gesorgt, weil das Unternehme­n dem Autobauer VW die Lieferung von Teilen verweigert­e und so einen zeitweisen Stillstand an den VW-Bändern provoziert­e. Bei Grammer sorgten die Hastors zuletzt mit einer vorerst gescheiter­ten Machtübern­ahme für Schlagzeil­en. Auf der Hauptversa­mmlung vergangene­n Mittwoch ist die beantragte Absetzung des gesamten Vorstands und die Neubesetzu­ng des Aufsichtsr­ats zwar abgelehnt worden. Hastor-Anwalt Franz Enderle kündigte aber bereits Widerspruc­h gegen sämtliche Beschlüsse an.

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FOTO: DPA Der Vertrag mit Alno-Vorstandsc­hef Max Müller wurde erst im vergangene­n Jahr vorzeitig bis Ende 2018 verlängert. Nun scheidet der Manager zum Monatsende aus.

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