Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Das Beste an der Musik ist, dass du sie nicht kontrollieren kannst“
Der schwedische Musiker Olsson will das Gefühl seiner Jugend aufleben lassen
Wer Musik von LCD Soundsystem oder Hot Chip mag, wird sich auch für das Album „Millions“des schwedischen Musikers Olsson begeistern. Seine erfrischenden Beats können gut als Einstimmung auf den Sommer dienen. Christiane Wohlhaupter hat bei dem charismatischen Schweden, der früher mit der Band Fibes, Oh Fibes! unterwegs war, nachgefragt, was ihn beeinflusst hat und ob es leichter ist, für sich oder andere zu schreiben.
Dein Soloalbum „Millions“ist jetzt erschienen. Wie hat sich die Arbeit daran von deinen bisherigen musikalischen Erfahrungen unterschieden?
Ich hatte meine Band zehn Jahre lang, wir sind durch die Welt getourt, haben Preise gewonnen und fünf Alben veröffentlicht. Nachdem wir uns aufgelöst hatten, wusste ich nicht, ob ich mit Musik weitermachen will. Zu diesem Zeitpunkt war ich uninspiriert von der Musik um mich herum. Ich habe angefangen Bilder aus meiner Jugendzeit zu sammeln, von Raves und Partys aus der Zeit der Madchester Beats. So hat das alles angefangen. Ich fühlte mich inspiriert und wollte aus dieser Illusion heraus Musik machen. Ich hatte das Gefühl, nichts zu verlieren zu haben, sondern nur gewinnen zu können.
Der Madchester-Sound hat dich ziemlich beeinflusst. Was reizt dich daran?
Ich bin in den 1990ern aufgewachsen und war total verrückt nach dem Groove aus der Madchester- und Hacienda-Szene mit Stone Roses, Happy Mondays and Primal Scream. Nachts sind wir immer zu diesen illegalen Partys in Tiefgaragen oder im Wald gegangen. Diese späten Partys gab es überall und wir hatten eine fantastische Zeit. Es war das Gefühl der absoluten Freiheit und diesen Gemütszustand wollte ich mit meiner Musik wieder aufleben lassen. Diese Ära ist mein stärkstes musikalisches Fundament. Diese Musik wurde ohne jedes Regelwerk aber mit viel kreativer Freiheit und der Schönheit des Unerwarteten geschaffen.
Du wolltest Musik schaffen, die das Gefühl deiner Teenager-Zeit einfängt. Kann Musik als Zeitmaschine dienen?
Musik ist pure Emotion für mich. Sie kann die Gedanken an allerlei verschiedene Orte bringen. So lange wir also noch keine echten Zeitmaschinen erfunden haben, ist Musik definitiv die beste Option.
Was ist das beste, was Leute zu deiner Musik machen können?
Von Anfang an habe ich Tageslicht und leuchtende Farben mit meiner Musik verbunden. Ich wollte den besten Soundtrack und die beste Tanzplatte für Partys am Nachmittag schaffen. Du hast ein paar Cocktails im Blut, du bist erwartungsvoll und weißt noch nicht, was als Nächstes passieren wird. Aber es ist wirklich komplett dem Zuhörer überlassen.
Du schreibst auch Songs für andere Künstler. Fällt es leichter für andere oder für sich selbst zu schreiben?
Ich liebe es, Songs für andere zu schreiben. Für mich ist das ein spielerischer Prozess: Wenn du jemand Neuen triffst, mit dem du schreibst, hast du keine Ahnung, was dabei herauskommt. Das Beste an der Musik ist, dass du sie nicht kontrollieren kannst. Für mich selbst zu schreiben, ist anstrengender. Es ist persönlicher und mir fällt es wirklich schwer, Dinge abzuschließen. Ich will immer etwas Neues. Meine eigenen Tracks muss ich tausendmal anhören und wenn ich sie dann immer noch mag und dazu in meinem Studio tanze, dann behalte ich sie. Wahrscheinlich ist das der Grund, warum ich ewig gebraucht habe, mein Album fertig zu stellen.