Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Freiraum und Verantwortung diskutiert
Reger Austausch mit jungen Leuten beim Budenforum in Uttenweiler
- Ein Dutzend Buden gibt es in der Gesamtgemeinde Uttenweiler. Ihre Mitglieder waren am Dienstagabend zu einem „Budenforum“ins Rathaus geladen. Rund 25 – darunter nur ganz wenige junge Damen – waren der Einladung gefolgt und setzten sich im Austausch mit hauptamtlich in der Jugendarbeit Tätigen, aber auch Eltern und Gemeinderäten in gut drei Stunden mit Vorteilen und Herausforderungen, Problemen und Vorgaben, Regeln und Unzulänglichkeiten rund um das Buden-Leben auseinander.
Ansprechpartner der jugendlichen, heranwachsenden, aber auch bereits erwachsen gewordenen Buden-Nutzer waren Uttenweilers stellvertretender Bürgermeister Elias Ihle, Hauptamtsleiterin Désirée Feicht und Budenbeauftragter Walter Traub, Guntram Rößler und Manfred Goller als Jugendbeauftragte beim Polizeirevier Riedlingen sowie die Kreisjugendreferentinnen Margit Renner und Gertraud Koch, der die Moderation oblag.
Buden sind „elternfreie Zonen“
Kochs Frage zum Schluss: „Hat euch der Abend was gebracht?“Während die Auskünfte der Jugendlichen hierüber eher verhalten waren, antworteten die Erwachsenen, bekannten, dass sie Neues erfahren haben, wünschten eine regelmäßige Veranstaltung solcher „Budenforen“und versicherten den jungen Menschen, man wolle ihnen keine Angst machen, sondern im Gegenteil, sie unterstützen. Und so konnten sie die Zusage Gertraud Kochs mit nach Hause – oder in die Bude – nehmen: „Wenn es Schwierigkeiten gibt, meldet euch.“Eine positive Rückmeldung gab’s auch seitens des stellvertretenden Bürgermeisters, dem wichtig war, „dass ihr wisst, ihr könnt zur Gemeinde kommen, die nach Möglichkeit hilft“.
Da waren die Vorteile und Probleme von Buden, die im Landkreis Biberach eine ganz besondere Rolle spielen, schon längst besprochen: eine „elternfreie Zone“, die gut erreichbar und günstig ist, in der man sich mit Freunden treffen, Freiraum genießen kann, aber auch Sozialver- halten und Selbständigkeit lernt und sich handwerklich betätigen kann, Zusammenhalt übt und neben Erfahrungen auch Grenzen erfährt.
An Problemen aufgelistet wurden die Standortsuche, weil oft nicht wohl gelitten, Klagen wegen Lärmbelästigung, die Konfrontation mit ungebetenen Gästen, Vorschriften und gesetzliche Vorgaben, wie der Jugendschutz, die Frage der Verantwortung, die Aufstellung von Regeln, unmäßiger Alkoholgenuss, Rauchen, Brandschutz, Sachbeschädigungen, Müll.
Mehr Unterstützung
Wie die Zukunft aussehen soll? Einerseits Rahmenbedingungen und Buden-Ordnungen und andererseits weniger Vorschriften wurde aufgeführt, mehr Unterstützung durch die Gemeinde, Ansprechpartner, Anerkennung für gemeinnützige Arbeit, verständnisvolle Nachbarn. Mit einem „Vielleicht“und Fragezeichen versehen wurde der Elternwunsch nach einem betreuten Jugendraum.
Sehr viele Wunschpunkte vergaben die Jugendlichen einen Stroman- schluss für die „Wanderkarren“-Bude, die an ihrem jetzigen Standort – weil fern jeglicher Bebauung – glücklich ist, aber eben ohne den Saft, der aus der Steckdose kommt.
Ohne allgemein gültige Antwort blieb die Frage: Handelt es sich bei den Budentreffen um eine öffentliche oder nichtöffentliche Veranstaltung? Dies geschah insbesondere im Hinblick auf den Ausschank von hochprozentigem Alkohol. Dass man sich hier auch einer Straftat schuldig machen kann, gab Polizeioberkommissar Manfred Goller zu bedenken, wenn ein junger Mensch aufgrund zu viel genossenen Alkohols in eine hilflose Lage und Gefahr gerät. Ob das Fest dann öffentlich oder nichtöffentlich gewesen ist, sei hier völlig unbedeutend. Welche Gefahr von der Verbreitung eines geplanten Fests über Whatsapp oder über Facebook ausgeht, die eine Fülle von Besuchern bringt, die man nicht mehr beherrscht, wurde ebenso thematisiert. „Schließen“, war hier eine der Empfehlung und notfalls die Polizei rufen, bei Randale gegebenenfalls Anzeige erstatten und ein Aufenthaltsverbot erwirken, das allerdings kostenpflichtig ist. „Die Bude soll für euch sein“, unterstrich Polizeihauptkommissar Guntram Rößler den lokalen Charakter der Treffpunkte.
Die Nachbarn informieren, wenn gefeiert wird und bei lauter Musik die Bässe runter drehen, waren Tipps, die zu einem besseren Miteinander führen sollen. Vielleicht aber hilft auch der „Budenchecker“, den der Landkreis Biberach herausgegeben und am Dienstag in Uttenweiler verteilt hat mit einer Muster-Nutzungsvereinbarung zwischen Gemeinden und Buden, rechtlichen Hinweisen für Budenbetreiber und Grundstückseigentümer, die Platz für eine Bude bieten wollen, aber auch einer Checkliste für weitere Budengründer. Denn, so Landrat Dr. Heiko Schmid in seinem Grußwort: „Der jungen Generation gehört die Zukunft. Zum Heranwachsen braucht sie Freiräume, ein stabiles soziales Netzwerk sowie Möglichkeiten, eigene Ideen, Wünsche und Visionen zu diskutieren und in die Realität umzusetzen.“