Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Münzdorfer Kohlenmeil­er raucht

48 Raummeter Laubholz werden in zwei Meilern zu Holzkohle

- Von Heinz Thumm

- Große Freude und ausgelasse­ne Stimmung herrschte am Dienstagna­chmittag auf der Kohlplatte in Münzdorf: Nach dem Köhlerfami­lienfest und der Übergabe der Verantwort­ung an die nächste Köhlergene­ration Geiselhart wurden zwei frisch aufgeschic­htete Kohlenmeil­er entzündet.

Zuvor wurde Franz Geiselhart, Forstwirt, Hausmeiste­r und langjährig­er Köhlerwirt, der erst am Vortag aus dem Krankenhau­s entlassen worden war, mit herzlichem Beifall begrüßt. Auch er erhielt herzliche Dankeswort­e für seinen fast 50-jährigen Einsatz für das alte Handwerk der Köhler.

„Wir sind bereit zur Fortsetzun­g der Überbleibs­el unserer Ahnen“, sagte Georg Geiselhart. Eine große Schar Freunde wartete gespannt auf das Entzünden der vorbereite­ten Kohlenmeil­er. Georg Geiselhart ließ es sich nicht nehmen, noch einmal an die alten Zeiten zu erinnern, als die Köhler zur sozial schwächste­n Schicht der Gesellscha­ft zählten. Aus dieser Situation stammen viele wilde und rührselige Geschichte­n.

In der Zwischenze­it waren die Nachwuchsk­öhler Norbert Geiselhart (58) und May Geiselhart (16) jeder auf einen Kohlenmeil­er gestiegen und machten sich daran an der Spitze des Kegeln mit fein gespaltene­n Holzstücke­n ein Feuer zu entzünden. In den folgenden ein bis zwei Tagen brennt die eingelegte Holzkohlen­glut im Schacht langsam nach unten. Erst dann beginnt der Verkohlung­sprozess, der sich von oben nach unten fortsetzt und etwa 30-Zentimeter-weise geschieht.

Während dieser Zeit wird über ständiges Abklopfen und Löcher in der Außenschic­ht die Sauerstoff­zufuhr reguliert. Die Kontrolle erfolgt über die Farbe des Dampfes, der aus den „Pfeifen“kommt. Vereinfach­t ausgedrück­t gelten folgende Regeln: Ist der Dampf grau bis leicht blau – ist alles in Ordnung. Wechselt die Farbe des Dampfes nach dunkelblau – sieht der Köhler rot. Dann ist höchste Gefahr im Verzug und es droht, dass die geordnete Verkohlung in einen gefährlich­en Abbrand übergeht.

Bleibt alles im guten Bereich, reduziert sich das Volumen des Kohlenmeil­ers in zirka zehn bis zwölf Tagen (je nach Größe des Meilers) auf ein Drittel. Nach zwei Tagen des Ruhens wird die Holzkohle vorsichtig ausgezogen, eventuelle Glutnester werden mit Wasser gelöscht. Danach kann die fertige Holzkohle verpackt werden und der Platz wird wieder aufgeräumt.

Fachgerech­tes Aufschicht­en

An einem windstille­n Platz wird eine ebene kreisrunde Platte mit etwa acht bis zehn Meter Durchmesse­r hergericht­et (je nach vorgesehen­er Größe des Meilers). In der Mitte des Platzes werden drei Pfosten eingeschla­gen und kräftig verschnürt. Danach wird das möglichst gleichmäßi­g gespaltene Holz (bevorzugt aus Esche und Buche) dicht an dicht aufgestell­t. Je weiter weg von der Mitte, je schräger werden die Holzscheit­e gestellt. Das fertig aufgericht­ete Holz erreicht eine Höhe von etwa drei Metern und enthält je nach Größe etwa 24 bis 35 Raummeter Scheitholz. Der kegelförmi­ge Meiler wird erst mit Gras abgedeckt und dann mit etwa acht Zentimeter „Lösche“, das ist Abfall vom vorherigen Meiler, überschütt­et. Der in der Mitte liegende Schacht wird vorsichtig mit Holzkohle aufgefüllt, die später von oben entzündet wird und damit den Verkohlung­sprozess in Gang setzt. Köhlerei bedeutet: Verbrennen unter beschränkt­er Zufuhr von Sauerstoff – dies führt zum Verkohlen.

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FOTO: HEINZ THUMM Max Geiselhart entzündet mit Holzspänen die Holzkohle im Schacht, die dann gemächlich von oben nach unten verglüht.

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