Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Münzdorfer Kohlenmeiler raucht
48 Raummeter Laubholz werden in zwei Meilern zu Holzkohle
- Große Freude und ausgelassene Stimmung herrschte am Dienstagnachmittag auf der Kohlplatte in Münzdorf: Nach dem Köhlerfamilienfest und der Übergabe der Verantwortung an die nächste Köhlergeneration Geiselhart wurden zwei frisch aufgeschichtete Kohlenmeiler entzündet.
Zuvor wurde Franz Geiselhart, Forstwirt, Hausmeister und langjähriger Köhlerwirt, der erst am Vortag aus dem Krankenhaus entlassen worden war, mit herzlichem Beifall begrüßt. Auch er erhielt herzliche Dankesworte für seinen fast 50-jährigen Einsatz für das alte Handwerk der Köhler.
„Wir sind bereit zur Fortsetzung der Überbleibsel unserer Ahnen“, sagte Georg Geiselhart. Eine große Schar Freunde wartete gespannt auf das Entzünden der vorbereiteten Kohlenmeiler. Georg Geiselhart ließ es sich nicht nehmen, noch einmal an die alten Zeiten zu erinnern, als die Köhler zur sozial schwächsten Schicht der Gesellschaft zählten. Aus dieser Situation stammen viele wilde und rührselige Geschichten.
In der Zwischenzeit waren die Nachwuchsköhler Norbert Geiselhart (58) und May Geiselhart (16) jeder auf einen Kohlenmeiler gestiegen und machten sich daran an der Spitze des Kegeln mit fein gespaltenen Holzstücken ein Feuer zu entzünden. In den folgenden ein bis zwei Tagen brennt die eingelegte Holzkohlenglut im Schacht langsam nach unten. Erst dann beginnt der Verkohlungsprozess, der sich von oben nach unten fortsetzt und etwa 30-Zentimeter-weise geschieht.
Während dieser Zeit wird über ständiges Abklopfen und Löcher in der Außenschicht die Sauerstoffzufuhr reguliert. Die Kontrolle erfolgt über die Farbe des Dampfes, der aus den „Pfeifen“kommt. Vereinfacht ausgedrückt gelten folgende Regeln: Ist der Dampf grau bis leicht blau – ist alles in Ordnung. Wechselt die Farbe des Dampfes nach dunkelblau – sieht der Köhler rot. Dann ist höchste Gefahr im Verzug und es droht, dass die geordnete Verkohlung in einen gefährlichen Abbrand übergeht.
Bleibt alles im guten Bereich, reduziert sich das Volumen des Kohlenmeilers in zirka zehn bis zwölf Tagen (je nach Größe des Meilers) auf ein Drittel. Nach zwei Tagen des Ruhens wird die Holzkohle vorsichtig ausgezogen, eventuelle Glutnester werden mit Wasser gelöscht. Danach kann die fertige Holzkohle verpackt werden und der Platz wird wieder aufgeräumt.
Fachgerechtes Aufschichten
An einem windstillen Platz wird eine ebene kreisrunde Platte mit etwa acht bis zehn Meter Durchmesser hergerichtet (je nach vorgesehener Größe des Meilers). In der Mitte des Platzes werden drei Pfosten eingeschlagen und kräftig verschnürt. Danach wird das möglichst gleichmäßig gespaltene Holz (bevorzugt aus Esche und Buche) dicht an dicht aufgestellt. Je weiter weg von der Mitte, je schräger werden die Holzscheite gestellt. Das fertig aufgerichtete Holz erreicht eine Höhe von etwa drei Metern und enthält je nach Größe etwa 24 bis 35 Raummeter Scheitholz. Der kegelförmige Meiler wird erst mit Gras abgedeckt und dann mit etwa acht Zentimeter „Lösche“, das ist Abfall vom vorherigen Meiler, überschüttet. Der in der Mitte liegende Schacht wird vorsichtig mit Holzkohle aufgefüllt, die später von oben entzündet wird und damit den Verkohlungsprozess in Gang setzt. Köhlerei bedeutet: Verbrennen unter beschränkter Zufuhr von Sauerstoff – dies führt zum Verkohlen.