Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
ZF steigt in den Markt für Kleinstfahrzeuge ein
Systemanbieter vom Bodensee gründet Joint Venture für Mikromobilität – Elektrische Antriebslösungen kommen von ZF
RAVENSBURG – Elektroantriebe des Automobilzulieferers ZF Friedrichshafen sollen sich künftig auch in EBikes oder kleineren Lastenfahrzeugen wiederfinden. Dazu ist der Konzern vom Bodensee ein Joint Venture mit dem Bremsenspezialisten Magura, dem Batteriesystemanbieter Unicorn Energy und dem Entwicklungspartner BrakeForceOne eingegangen. Ziel ist es, Elektromobilitätssysteme für sogenannte Mikromobile zu entwickeln und zu produzieren.
In diese Klasse fallen nach EU-Definition zweirädrige oder dreirädrige Kraftfahrzeuge sowie leichte vierrädrige Kraftfahrzeuge mit einer Leermasse bis 400 Kilogramm und einer maximalen Nutzleistung bis zu 15 Kilowatt. „Das kann ein E-Bike, das kann aber auch ein Lastenfahrzeug sein – etwa eine erdgebundene Drohne, die von einem Verteilpunkt aus Pakete zustellt“, erklärte ZF-Sprecher Andreas Veil die Absichten des Friedrichshafener Konzerns. Erste Produkte sollen bereits im Spätsommer der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Für ZF ist das Gemeinschaftsunternehmen der Eintritt in ein neues Marktsegment und die Abrundung des Produktportfolios nach unten. Vom Vierzigtonner über den Stadtbus und den Pkw bis hin zum E-Bike – künftig gibt es keine Fahrzeugklasse, in der ZF keine Elektroantriebe im Programm hat.
Der Friedrichshafener Systemanbieter rechnet mit deutlichen Wachstumsraten für Mikromobilitätslösungen – sowohl was die Beförderung von Personen als auch was Lastentransporte angeht. Vor allem im innerstädtischen Logistikbereich, auf der sogenannten „letzten Meile“, wird ein enormer Zuwachs an elektrischen Leichtfahrzeugen prognostiziert – seien es Drohnen oder elektrische Zustellroboter.
Mit 48 Prozent ist ZF der größte Anteilseigner des in Tübingen ansässigen Gemeinschaftsunternehmens. Gehalten werden die Anteile von der konzerneigenen Beteiligungsgesellschaft Zukunft Ventures GmbH. An welchen ZF-Standorten die Antriebslösungen gebaut werden sollen, ließ Firmensprecher Veil offen.