Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Viele schöne gemeinsame Jahre
60 gemeinsame Ehejahre – Ruth und Karl Thuro feiert heute diamantene Hochzeit
RIEDLINGEN (sz) - Zufrieden blicken Ruth und Karl Thuro auf 60 gemeinsame Ehejahre zurück. „Kleine Sorgen hat man immer, aber wir können uns nicht beklagen“, sagt Ruth Thuro. Und ihr Ehemann Karl ergänzt: „Wir haben viele schöne Jahre hinter uns.“Inzwischen – ein paar gesundheitliche Einschränkungen machen ihr Leben langsamer – freuen sie sich an ihrem Garten und über ihr diamantenes Hochzeitsfest, im kleinen Familienkreis.
RIEDLINGEN - Zufrieden blicken Ruth und Karl Thuro auf 60 gemeinsame Ehejahre zurück. „Kleine Sorgen hat man immer, aber wir können uns nicht beklagen“, sagt Ruth Thuro. Und ihr Ehemann Karl ergänzt: „Wir haben viele schöne Jahre hinter uns.“Inzwischen – ein paar gesundheitliche Einschränkungen machen ihr Leben langsamer – freuen sie sich an ihrem Garten und über ihr diamantenes Hochzeitsfest, im kleinen Familienkreis.
Ruth Thuro ist eine waschechte Riedlingerin. Karl Thuro dagegen hat ein bewegteres Leben als Junge und junger Mann hinter sich. Geboren und aufgewachsen ist er als eines von 15 Kindern – eines in der Mitte, sagt er – in Vrbas oder Werbass in der Batschka. Donauschwaben waren seine Eltern. Nach der Vertreibung und Flucht landete die Familie in Bayern, in einem Übergangslager. Zwei seiner Schwestern, heirateten nach Baden-Württemberg, nach Riedlingen und nach Zwiefalten. Und bei einem seiner Besuche bei ihnen sei er dageblieben. Arbeit habe er schnell gefunden – und Freunde auch: auf dem Sportplatz. Ein Fußballzuschauer mit losem Mundwerk sei er gewesen. Und bald auch Spieler des TSV Riedlingen. „Dann hab i sie kennenglernt und wir haben geheiratet – und so bin i in Riedlingen geblieben“, sagt er gut gelaunt, zufrieden mit den vielen gemeinsamen Jahren.
Viele Erinnerungen tauchen auf im Gespräch; mit leuchtenden Augen graben sie die aus. Eigentlich, sagen beide mit Schmunzeln, kennen sie sich noch drei Jahre länger. Zur Fußballweltmeisterschaft 1954 trafen sich zahlreiche Riedlinger vor dem Schaufenster des Radiogeschäftes Burkhart in der Lange Straße. Ein Fernseher übertrug die Spiele ins Städtle; eigene Geräte waren in den Wohnungen noch selten. Und so waren auch die junge Ruth Müller und der etwa gleichaltrige Karl Thuro unter den Zuschauern. „Du hasch mich gesehen“, sagt er lachend heute. „Und beim nächsten Spiel hat man sich wiedergesehen.“Sie sprachen miteinander, verabredeten sich – und so entwickelte sich das Miteinandergehen. Samstags gingen sie ins Kino; fürs Tanzen sei er nicht zu begeistern gewesen, weiß sie noch genau. „Das waren schöne Zeiten.“Sie wohnte bei ihren Eltern auf der Mühlinsel und er ganz in der Nähe.
Das Kleid geliehen
Getraut wurde das junge Paar am Freitag, im Rathaus, von Bürgermeister Fischer. Am Samstag darauf, dem 1. Juni, war die kirchliche Hochzeit. In Steinhausen. Die junge Braut im langen weißen Kleid mit kurzem Schleier. Von einer Cousine ausgeliehen, sagt Ruth Thuro. Es seien ganz andere Zeiten gewesen damals; schwer vorstellbar für junge Menschen heute. So sei auch nicht viel fotografiert worden und an einen Fotografenbesuch dachten sie gar nicht. Aber sein schwarzer Anzug blieb im Gedächtnis. „Der ist noch wie neu – und der passt noch!“sagt Karl Thuro lachend. Und sie ergänzt: „Wieder!“
In einem gemieteten Auto – der Trauzeuge steuerte es – wurde das Paar zur Kirche chauffiert. Ihr Onkel, fällt Ruth Thuro plötzlich ein, musste als Brautvater herhalten; einen Brautvater habe sie gebraucht, ergänzt sie verschmitzt. Ihr Vater war bei der Arbeit am damals fast fertig gestellten Krankenhaus verunglückt, hatte sich ein Bein gebrochen und lag daher als erster Patient auf Station. So musste dessen Bruder bei ihrer Trauung einspringen.
Nach dem Mittagessen im kleinen Kreis der engsten Familie seien sie zu Kaffee und anschließendem Vespern nach Hause gegangen. Ihr erstes gemeinsames Zuhause war ihr Mädchenzimmer: „Das war groß genug.“Im folgenden Jahr wurde die Wohnung im Unterried fertig und dort zog das junge Ehepaar mit den Eltern Müller ein. Nach der Geburt des Sohnes war sie zu klein und der Neubau in Altheim wurde in Angriff genommen. Einige Jahre später – beide waren inzwischen bei Silit in Riedlingen angestellt – bemühten sie sich um einen Bauplatz in der neuen Altheimer Siedlung, bauten erneut. Und in diesem Haus leben sie, genießen den Garten, pflegen die Tomaten im Gewächshaus und die Blumen und sind glücklich über die Hilfe ihrer drei Enkel.