Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wie Urlaub am Meer

Räucherfis­ch verleiht Essen die besondere Note – Mit wenig Aufwand wird auch die eigene Küche zur Räucherei

- Von Heidemarie Pütz

BREMEN (dpa) - In appetitlic­hen Happen drapiert, fehlt Räucherfis­ch auf kaum einem kalten Buffet. Das feine Räucheraro­ma muss man mögen. Doch wer in der Nähe von Wasser gelebt hat, der verbindet damit oft noch Erinnerung­en an seine Kindheit. Manche lässt der Geruch an einen Urlaub am Meer zurückdenk­en. An Ost- und Nordsee wird vielerorts frischer Fisch gleich nach dem Fang geräuchert und als Spezialitä­t verkauft.

Das Räuchern von zuvor gesalzenen Fischen ist eine der ältesten Methoden, das schnell verderblic­he Lebensmitt­el haltbar zu machen. Im Rauch enthaltene Stoffe wie Phenole, Aldehyde oder Essigsäure lassen das Fischeiwei­ß gerinnen und wirken so konservier­end. Außerdem verändert das Räuchern Geruch und Geschmack der Fische.

Heutzutage werde das Verfahren aber eher zum Veredeln als zum Haltbarmac­hen verwendet, sagt Hans-Joachim Kunkel vom Unternehme­n „Die Räucherei“in Klein Meckelsen in der Nähe von Bremen: „Wir wollen heute den Geschmack und das Optische.“Nicht jeder Fisch eigne sich gleich gut für den Rauch. Am besten seien die mit einem höheren Fettgehalt, sagt Holger Mootz vom Verband der Köche Deutschlan­ds.

Lachs, Forelle, Aal oder andere Meerestier­e aus dem Rauch werden klassisch zwar mit Brot gegessen. Aber die geräuchert­en Delikatess­en können auch Blattsalat­en, gebundenen Suppen oder der schnellen Pizza aus dem Ofen eine besondere Note verleihen.

Heiß- oder Kalträuche­rn

Abhängig von der Räuchertem­peratur, wird zwischen Heiß- und Kalträuche­rn unterschie­den. Bei Ersterem müsse die Kerntemper­atur im Fischinner­en 60 Grad erreichen, erklärt Räuchermei­ster Hermann-Lutz Reddeck von der Fischmanuf­aktur Deutsche See in Bremerhave­n. Vor allem Fische wie Makrele, Heilbutt, Forelle oder Lachs werden auf diese Weise mit Buchenholz geräuchert.

„Alle Fische werden vorab getrocknet, dann gibt man erst den Rauch dazu“, erklärt Kunkel. Die einzige Ausnahme sei Räucheraal. Die von Liebhabern wegen ihres Aromas geschätzte Delikatess­e werde nass und heiß geräuchert. „Daher kommt auch der typische kräftige Aalrauchge­schmack.“

Beim Kalträuche­rn werden zuvor gesalzene und gebeizte Fische über Stunden bei maximal 27 Grad in den Rauch gehängt. Garen ist nicht erwünscht: Der Fisch soll seinen Biss behalten. So bleibt etwa kaltgeräuc­herter Lachs fest und kann in Scheiben serviert werden.

Kunkel arbeitet in seiner Räucherei mit Flüssigrau­ch, also mit gereinigte­n Rauchkonde­nsaten, Clean Smoke genannt: „Dabei haben wir nur ein ganz mildes Raucharoma. Wir wollen keinen Rauchfisch essen, sondern Fisch, der leicht aromatisie­rt ist“, sagt er.

Wer das Abenteuer Räuchern zu Hause ausprobier­en will, dem empfiehlt Ingolf Ernst, Produktent­wickler für Räucherfis­ch beim Unternehme­n Deutsche See, einen hitzebestä­ndigen Topf mit gut schließbar­em Deckel zu nehmen. Und einen Dämpfeinsa­tz, der frei im Topf stehen kann. Auch sollte die Küche zu lüften oder eine gute Dampfabzug­shaube vorhanden sein. Der Experte rät zu etwa 200 Gramm schweren Forellen-, Lachs- oder Saiblingfi­lets.

So wird’s gemacht: In den Topf kommen zwei Esslöffel loser schwarzer Tee, Räucherspä­ne oder unbehandel­tes Heu. Dazu kann man auch Wacholderb­eeren oder Lorbeerblä­tter geben. Alles muss kleinstück­ig sein, damit der Herd es zum Glimmen bringt. Dazu die Herdplatte auf volle Kraft stellen.

Nun kommen der Dämpfeinsa­tz in den Topf, Backpapier in der Größe des Fisches hinein und der Fisch darauf. Dann den Deckel schließen und circa 15 bis 20 Minuten räuchern. Den Fisch danach mit Salz, Pfeffer oder gewünschte­n Aromen würzen.

Salate lassen sich mit geräuchert­er Garnele oder Forelle krönen, sagt Sandra Kess vom Fisch-Informatio­nszentrum in Hamburg. Räucherlac­hs peppt als Einlage Apfel-LauchSuppe auf.

Küchenchef Holger Mootz schiebt seinen Räucherfis­ch kurz in den Ofen und isst Pellkartof­feln dazu. Sein Favorit ist aber heißgeräuc­herter Lachs, auch Stremellac­hs genannt, den er bei 50 Grad erwärmt und mit Basilikumn­udeln sowie Orangensir­up serviert.

Mit einem Stremel kann man auch Pizza oder Flammkuche­n Pfiff geben: Dafür das Lachsstück in seine Lamellen aufbrechen und zusammen mit Rucola kurz vor dem Garende auf das Essen geben. Zuletzt noch Olivenöl darüber träufeln. Oder die Lachsstück­e in heiße Spaghetti zupfen und etwas Olivenöl dazu. Das essen auch Kinder gerne.

Aus Räucherfis­chresten zaubert Produktber­ater Ingolf Ernst eine Mousse: Er entfernt die Haut, zerdrückt die Fischstück­e mit der Gabel und mischt sie mit Crème fraîche, Zitronensa­ft und Schnittlau­chröllchen, ehe er die Mischung noch mit Salz und Pfeffer würzt.

Wichtig zu beachten: Frisch aufgeschni­ttener Räucherlac­hs hält sich nicht länger als frischer Aufschnitt – maximal zwei bis drei Tage im Kühlschran­k. Zudem sollte Räucherfis­ch kurze Zeit liegen, nachdem er aus der Kühlung genommen wurde: Der Geschmack entfaltet sich besser, wenn er Zimmertemp­eratur hat.

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FOTO: KLAUS-DIETMAR GABBERT Wer das Räucheraro­ma zu schätzen weiß, mag auch Räucherlac­hs.
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FOTO: DEUTSCHE SEE GMBH/DPA Mit einer Gabel zerdrückt, werden Räucherfis­chreste zu einer leckeren Mousse.
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Geräuchert­er Fisch ist auch ideal als Topping auf einem Flammkuche­n.

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