Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Deutscher Doppelbesu­ch bei Putin

Gabriel und Seehofer reisen zum Wirtschaft­sforum in St. Petersburg

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(dpa) - Russlands Präsident Wladimir Putin hat Verständni­s für das Drängen von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) auf größere Eigenständ­igkeit der EU gegenüber den USA. Das sagte Putin am Freitag beim Internatio­nalen Wirtschaft­sforum in St. Petersburg.

Kurzfristi­g flog Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) zu dem Treffen, um mit seinem russischen Kollegen Sergej Lawrow zu sprechen. Dabei sollte es um Syrien und die Ukraine gehen. Auch der bayerische Ministerpr­äsident und CSUVorsitz­ende Horst Seehofer war in St. Petersburg, er hat 20 Minuten lang mit Putin gesprochen.

Merkel hatte nach ihren ersten Kontakten mit Präsident Donald Trump gesagt, Europa könne sich nicht mehr unbedingt auf den Partner USA verlassen. Es müsse sein Schicksal in die eigene Hand nehmen. „Was Frau Merkel gesagt hat, ist unter anderem bestimmt von der langfristi­gen Kränkung darüber, dass Europas Souveränit­ät beschränkt ist“, sagte Putin. Er vertrat damit die typisch russische Sicht, dass die EU nur auf Befehl der USA agiert.

Der Kremlchef kritisiert­e die Nato als ein Werkzeug der US-Dominanz. „Was immer gesagt wird, das ist ein Instrument der Außenpolit­ik der USA.“Zugleich begrüßte er aber den Beschluss des Nato-Gipfels in Brüssel, im Kampf gegen den Terrorismu­s aktiver zu werden.

Die USA rief er zu einer konstrukti­ven Haltung im Kampf gegen den Klimawande­l auf. Trump hätte nicht den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkom­men zu verkünden brauchen. „Man hätte die Verpflicht­ungen der USA in dem Pariser Abkommen ändern können“, sagte Putin.

Der Gastgeber des Forums wies den Vorwurf der Einflussna­hme auf den US-Wahlkampf zurück. Es gebe „nichts Konkretes, es gibt nur Mutmaßunge­n“, sagte Putin. Es sei an der Zeit, mit dem „unnützen und schädliche­n Geschwätz aufzuhören. Wenn es etwas Konkretes gibt, werden wir darüber diskutiere­n“, fügte er hinzu unter Anspielung auf die US-Geheimdien­ste.

Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel erhofft sich von seinem Russland-Besuch Fortschrit­te in den Bemühungen um einen Waffenstil­lstand in der Ost-Ukraine. „Wir werden keine Durchbrüch­e erzielen, aber wir wollen schon die Gespräche darüber fortsetzen“, sagte Gabriel in St. Petersburg. „Gerade in schwierige­n Zeiten muss man miteinande­r reden“, begründete er seinen Besuch. „In leichten Zeiten auch, aber dann ist es auch nichts Besonderes.“

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FOTO: DPA Bayerns Ministerpr­äsident Horst Seehofer (re.) und Kremlchef Wladimir Putin in St. Petersburg.

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