Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Als Seelsorger mitten im Leben
Oliver Mayer aus Pflummern wird heute zum Diakon geweiht
- Seit Jahren ist Oliver Mayer bei der Deutschen Bahn beschäftigt. Er ist in der Region Alb-Bodensee verantwortlich für die Fahrpläne der Bahn. Er weiß, wenn sich der Fahrplan ändert, hat dies Auswirkungen auf das Leben vieler Menschen. Nun ändert der Fahrplanexperte Oliver Mayer den Fahrplan seines Lebens. Mit entsprechenden Auswirkungen: Am Samstag wird Mayer zum Diakon geweiht. Neben seinem Hauptberuf wird der 44-Jährige künftig in der Seelsorge tätig sein und zwar in der Seelsorgeeinheit Unlingen. Ehrenamtlich.
Sieben Jahre der Ausbildung liegen hinter Oliver Mayer, wenn er am heutigen Samstag von Bischof Gebhard Fürst die Weihe als Diakon empfängt. Sieben Jahre in denen er zunächst ein theologisches Fernstudium und dann die Ausbildung absolviert hat; Jahre, in denen er in Wochenenden und vielen Kursen das Rüstzeug für die Ausgabe als Diakon erhalten und dies auch in der Seelsorgeeinheit Unlingen angewendet hat. Die Ausbildung erfolgt zentral für die Diözese in Heiligkreuztal unter der Leitung von Erik Thouet.
Für Mayer ist die Weihe am Samstag der Abschluss eines langen Weges. Es habe eine Zeit gegeben, in der er der Kirche fern gestanden habe, erzählt er. Das war so ums Abitur herum, da „wollte ich mit der Kirche nicht mehr viel zu tun haben“. Doch mit der Zeit hat er sich der Kirche wieder angenähert. Als er gefragt wurde, ob er sich nicht vorstellen könnte, Lektor zu werden, hat er zugesagt. „Ich hatte Interesse am Gottesdienst. Und über diesen Weg habe ich einen kleinen Einblick in die Liturgie erhalten“, sagt er. Dabei blieb es nicht. Mayer wurde Kommunionhelfer, Leiter von Wort-Gottes-Feiern und er war 15 Jahre Pfarrgemeinderat.
Vor rund zehn Jahren hat bei ihm nochmals ein Nachdenken über seinen weiteren Weg eingesetzt. Beruflich hatte er eine Position erreicht, die er nur durch einen Wechsel ins „Management“verbessern könnte. Doch sich weiter von der operativen Ebene und damit vom konkreten Wirken für die Gäste entfernen und verstärkt wirtschaftlich operieren zu müssen, wollte er nicht. Gleichzeitig hatte er das Gefühl „da muss es noch was anderes geben“.
Ernsthaft hat sich Oliver Mayer damals mit dem Gedanken beschäftigt, Priester zu werden. Er hat sich informiert, war im Schnupperwochenende im Priesterseminar und im Wilhelmsstift in Tübingen bei angehenden Geistlichen. Letztlich hat er sich dagegen entschieden, aus zwei Gründen: „Ich hätte meinen Beruf aufgeben müssen und mein Beruf macht mir Spaß“, sagt Mayer. Und: das Zölibat. Sich mit 34 Jahren für ein zölibatäres Leben zu entscheiden, das konnte und wollte er nicht.
Eher zufällig ist er auf die Möglichkeit gestoßen, Diakon zu werden. Bei einer Veranstaltung hat er einen Diakon im Zivilberuf kennengelernt. Und hier hat es gepasst. Hier haben sich die Bausteine ineinander gefügt: Als Diakon kann er in der Seelsorge arbeiten, kann Zeugnis geben und seinen Beruf weiter ausüben. „Kleine Spuren haben sich zusammengefügt“, sagt Mayer. Es gibt verheiratete Diakone – aber nur wenn sie bereits geheiratet haben und sich in „Ehe und Familie bewährt haben“, bevor sie geweiht worden sind. Mayer hingegen, der nicht verheiratet ist, verspricht nun ein Leben im Zölibat. „Ich habe mir das lange offen gehalten“, sagt Mayer. Doch nun hat er sich dafür entschieden.
Als ständiger Diakon erhält Oliver Mayer eine kirchliche Weihe, das ist ein Amt. Damit wird er in den Seelsorgedienst einbezogen. Er kann Taufen übernehmen, Paare trauen, Beerdigungen übernehmen, aber auch Seelsorge-Gespräche führen. Und ein Schwerpunkt der Diakone ist die karitative Arbeit: Das Kümmern um Kranke, Arme, Trauernde... Das bestätigt auch Thouet. Sich um die „Armen“zu kümmern, sei „Kerngeschäft der Kirche“. In seiner Ausbildungszeit in Unlingen hat Mayer schon den Trauertreff auf dem Bussen initiiert, den er auch weiterhin begleitet.
Auch im Beruf soll, will und kann Mayer Zeugnis geben und er will auch ansprechbar sein. Als Seelsorger mitten im Leben. Direkt unter seinem Arbeitsplatz ist die Bahnhofsmission angesiedelt. Dort hat er schon das Angebot hinterlegt, dass sie ihn auch ansprechen können, wenn ein seelsorgerisches Gespräch ansteht.
„Mit Spannung und einer „kleinen Vorfreude“blickt Mayer dem Samstag und der Weihe entgegen. Kleine Vorfreude deshalb, weil er Respekt hat vor dem Amt und der Aufgabe. Und dennoch ist er sich sicher, dass es richtig ist: „Ich habe das tiefe Gefühl, das ist der Weg den ich machen muss.“