Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In Gemeinschaft bewährt sich der Glaube
Der evangelische Pfarrer Wolfgang Schöllkopf spricht an der Bussenwallfahrt über Luther
- Premiere auf dem Bussen: Als erster Evangelischer hat Pfarrer Wolfgang Schöllkopf bei der Glaubenskundgebung am Pfingstmontag auf dem Bussen sprechen dürfen. Unter dem Motto „Maria gemeinsam ehren“stand die Ökumene im Mittelpunkt der Bussenwallfahrt.
Bereits am Vormittag hatte Weihbischof Thomas Maria Renz betont, dass Jesus der Bruder und Maria die Mutter aller Christen seien (SZ berichtete am Dienstag, 6. Juni). „Und es schmerzt jede Mutter, wenn ihre Kinder uneinig sind“, sagte Renz. „Im 21. Jahrhundert ist Maria kein Grund zur Kirchenspaltung mehr“, so der katholische Weihbischof.
Gemeinsam Reformation feiern
Am Nachmittag sprach sein evangelischer Studienfreund Wolfgang Schöllkopf aus Ulm als Vertreter der evangelischen Landeskirche Württembergs in der Bussenkirche. „Der katholische Luther und der evangelische Luther“lautete der Titel der Glaubenskundgebung. „Luther hat Wallfahrten oft scharf kritisiert, weil sie zu seiner Zeit sehr verdienstlich waren. Aber heute ist die katholische Kirche eine andere“, so Schöllkopf.
Zum ersten Mal werde das Reformationsjubiläum gemeinsam gefeiert. „Bisher wurde immer gegeneinander gefeiert“. Beide Seiten hätten Vorurteile und Missverständnisse zur Spaltung in den Köpfen beigetragen, sagte der evangelische Theologe. „Gott sei Dank haben wir heute eine andere Brille auf und wollen nicht mehr die Schwächen des anderen kritisieren, sondern seine Stärken bewusst wahrnehmen.“Miteinander, satt übereinander reden, so Schöllkopf, sei der Schlüssel zur Ökumene.
„Luther war katholisch im Glauben und evangelisch in seiner Auslegung der Bibel. Er sah einen übermöbilierten Kirchenraum, in dem der freie Blick auf Gott nicht mehr möglich war“, betonte er. Konfessionen und „die beiden Glaubenslager“seien erst nach Luthers Tod entstanden, so Schöllkopf. „Sie sind aber nur das Gefäß für den ewigen Glauben an den auferstandenen Herrn.“
„Gott sei Dank haben wir heute eine andere Brille auf und wollen nicht mehr die Schwächen des anderen kritisieren, sondern seine Stärken bewusst wahrnehmen.“Pfarrer Wolfgang Schöllkopf
Evangelische und katholische Christen glaubten an denselben Gott, hätten dieselbe Heilige Schrift und sprächen dieselben Gebete, betonte Schöllkopf. „Nicht im Kampf gegeneinander, sondern nur in der Gemeinschaft bewährt sich unser Glaube. Aber oft fühlen wir uns in der eigenen Glaubensburg noch zu sicher.“
Ökumene bedeute, den Glauben des anderen zu achten, ergänzte der katholische Bussenpfarrer Albert Menrad, „also einander mit Achtung zu begegnen und sich gegenseitig im Glauben zu stützen“.