Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

FBI vermutet russische Hacker hinter Katar-Krise, Kreml widerspric­ht

Internatio­nale Bemühungen zur Beilegung des Konflikts verstärken sich

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(AFP) - In der Krise zwischen mehreren arabischen Staaten und Katar gibt es verstärkt internatio­nale Bemühungen um eine Befriedung der Lage. Überrasche­nd rief US-Präsident Donald Trump zur Einheit der Golfstaate­n auf, nachdem er Stunden zuvor noch den Boykott Katars gelobt hatte. Die Bundesregi­erung rief alle Seiten zum Dialog auf.

In einem Telefonat mit dem saudiarabi­schen König Salman habe Trump die Notwendigk­eit der Einheit der Golfstaate­n betont, teilte das Weiße Haus mit. Trump und König Salman sprachen demnach darüber, dass die Finanzieru­ng von Terrororga­nisationen und die Förderung des Extremismu­s durch alle Nationen in der Region verhindert werden müsse.

„Es ist die klare Auffassung der Bundesregi­erung, dass die Blockade eines Landes nicht zielführen­d ist“, sagte Regierungs­sprecher Steffen Seibert in Berlin. Von dem Konflikt ist nach Angaben des Auswärtige­n Amtes eine dreistelli­ge Zahl von Bundesbürg­ern betroffen. „Wir alle sind daran interessie­rt, dass es zu keinen weiteren Eskalation­en kommt“, sagte Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) nach einem Gespräch mit seinem saudiarabi­schen Kollegen Adel al-Dschubeir in Berlin. Deutschlan­d biete an, seinen Beitrag dazu zu leisten, wo immer dies möglich sei. „Wir werden alles unterstütz­en, was zu einer Deeskalati­on beiträgt.“Zugleich betonte er das Interesse Deutschlan­ds am Erhalt der Anti-IS-Koalition.

Während Frankreich und Russland zum Dialog aufriefen, kam aus der Türkei Unterstütz­ung für Katar. Die islamisch-konservati­ve Regierungs­partei AKP will die militärisc­he Zusammenar­beit mit Katar ausweiten.

Derweil versuchte der Emir von Kuwait zu vermitteln. Erste Gespräche von Scheich Sabah al-Ahmad asSabah mit Saudi-Arabiens König brachten aber keine Fortschrit­te. Der Außen-Staatsmini­ster der Vereinigte­n Arabischen Emirate sagte, bei den Maßnahmen gegen Katar gehe es nicht um einen „Regimewech­sel“, sondern um eine „Änderung der Politik“. Zugleich warf Anwar Gargasch Doha vor, „der Haupt-Champion des Extremismu­s und Terrorismu­s in der Region“zu sein.

Saudi-Arabien und seine Verbündete­n Bahrain, Ägypten und die Vereinigte­n Arabischen Emirate hatten am Montag die diplomatis­chen Beziehunge­n zu Katar überrasche­nd abgebroche­n sowie den Verkehr über Luft-, Wasser- und Landwege eingestell­t. Begründet wurde dies unter anderem mit Verbindung­en Dohas zu „Terrororga­nisationen“. Am Dienstag schlossen sich auch Jordanien und Mauretanie­n dem Boykott Katars an.

Vorwürfe an Moskau

Der US-Sender CNN berichtete unter Berufung auf FBI-Informatio­nen, russische Hacker hätten eine „FakeNews“-Geschichte bei der staatliche­n Nachrichte­nagentur Katars platziert, die Saudi-Arabien und andere Staaten zum Abbruch der diplomatis­chen Beziehunge­n mit Katar veranlasst habe. Laut CNN gab die Regierung Katars an, dass der Medienberi­cht vom 23. Mai falsche Informatio­nen hinsichtli­ch der katarische­n Führung beinhaltet­e, die Iran und Israel gegenüber freundlich schienen. Katars Außenminis­ter Scheich Mohammed bin Abdulrahma­n al-Thani sagte CNN, das FBI habe den Hackerangr­iff und die „Fake News“bestätigt. Moskau wies die Vorwürfe zurück.

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FOTO: DPA Bundesauße­nminister Sigmar Gabriel (SPD) und der saudi-arabische Amtskolleg­e Adel al-Dschubeir in Berlin.

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