Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
„Spannungen werden sich weiter verschärfen“
Im Alter von 13 Jahren kam Omid Nouripour (Foto: dpa) nach Frankfurt. Geboren ist der Bundestagsabgeordnete der Grünen in Teheran. Michael Kroha hat mit ihm gesprochen.
Sehen Sie die Anschläge im Iran als Ergebnis eines schiitisch-sunnitischen Konflikts?
Diese Anschläge sind nicht Teil eines sunnitisch-schiitischen Konflikts, sondern einer Terrorkampagne einer radikalen islamischen Minderheit gegen alle – gegen Sunniten, Schiiten, Anders- und Nichtgläubige.
Khomeini gilt als Symbolfigur für die islamische Republik. Mit welcher Reaktion rechnen Sie?
Die Anschläge haben das Grab Khomeinis und das Parlament getroffen, sozusagen die beiden Pole des politischen Systems im Iran. Der Iran betrachtet ISIS als Marionette Saudi-Arabiens und sieht das Königreich durch Trumps Politik weiter gestärkt. Ich gehe daher davon aus, dass die Spannungen sich weiter verschärfen werden. Man muss aber ganz klar sagen: Die Spirale des Terrors, an der die Golfstaaten ebenso wie Iran in den letzten Jahren skrupellos gedreht haben, ist letztlich der Grund für diesen schrecklichen Anschlag, bei dem viele Unschuldige ihr Leben lassen mussten.
Warum häufen sich die Anschläge im Fastenmonat Ramadan?
Extremistische Muslime sehen den Ramadan als Zeit des Kampfes. Deswegen nutzen sie diese Wochen für ihren „heiligen Krieg“.
Der IS reklamiert den Anschlag für sich. Teheran beschuldigt Saudi-Arabien. Ihre Vermutung?
Ich gehe nicht davon aus, dass Saudi-Arabien einen Anschlag gegen den Iran angeordnet hat. Iran steht schon länger im Visier von ISIS, nun ist ihnen dieser Anschlag endlich gelungen. Der stellvertretende saudische Kronprinz bin Salman hat aber in einem Interview vor wenigen Wochen angedeutet, er wolle den Kampf gegen den Iran auf den iranischen Boden verlegen. Solche zweideutigen und aggressiven Stellungnahmen dürften zumindest nicht zur Mäßigung von Terroristen beitragen.