Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Nach 140 Jahren ist Schluss für den Zoo von Buenos Aires

Umgestaltu­ng zum Ökopark soll im August beginnen – Nur 400 von 1800 Tieren dürfen bleiben

- Von Juan Garff

(dpa) - Mehr als 140 Jahre lang war der Zoo im Zentrum der Hauptstadt eine der Hauptattra­ktionen für Familien. 1800 Tiere waren dem Andrang von täglich mehr als 10 000 Menschen ausgesetzt, die sie nach Belieben fütterten und mit lauten Rufen oder Scheibenkl­opfen für Fotos anlockten. Nach harscher Kritik von Tierschütz­ern setzte die Stadtverwa­ltung der Konzession des privaten Betreibers vor einem Jahr ein Ende. Der Zoo soll jetzt ein Ökopark werden.

Knapp ein Jahr brauchte die Stadtverwa­ltung, um Ende Mai einen Plan zur Umgestaltu­ng vorzustell­en. Demnach sollen Tiere nur zur Arterhaltu­ng und zur Rettung von verletzten oder gefangenen Exemplaren im Park verbleiben. Bis 2023 soll aus dem ehemaligen Zoo eine Forschungs­und Bildungsst­ätte zum Erhalt der Artenvielf­alt werden. Die übrigen Tiere sollen möglichst in Freiheit entlassen oder in Freigehege verlegt werden. Nur wenn dies ihr Leben gefährdet, sollen sie unter besseren Bedingunge­n als bisher im Ökopark ihr Leben verbringen.

Bis jetzt ist wenig von der Umgestaltu­ng zu sehen. Ein Rundgang über das Gelände zeigt noch immer die Zeichen des Verfalls, die auch schon vor Übernahme durch die Stadtverwa­ltung augenfälli­g waren. Der Umbau soll erst im August beginnen. Doch schon jetzt haben die Tiere es besser, wie ihre Pfleger bestätigen.

Die maximale Besucherza­hl wurde vorerst auf 2000 Menschen pro Tag begrenzt, Füttern ist nun verboten. Mehrere Areale des 18 Hektar großen Geländes sind für die Öffentlich­keit geschlosse­n, zum Schutz der dort lebenden gestresste­n Tiere – etwa der Schimpanse­n, des OrangUtan-Weibchen Sandra und der weißen Tigerin Cleo. Sie springt noch immer gegen die Glasscheib­e ihres Käfigs, sobald sie fremde Menschen sieht.

Die Elefantend­ame Mara ist ein besonderer Fall: Sie litt jahrelang in einem Zirkus. Noch immer sieht man an ihrem rechten Hinterbein die Spuren der Fesseln, mit denen sie zwischen den Auftritten fixiert war. Nachdem 1996 in Argentinie­n die Teilnahme von Tieren in Zirkusshow­s verboten wurde, kam die heute 52-jährige Mara in den Zoo. Aber mit den beiden anderen Elefanten dort, Kuki und Pupi, verträgt sie sich nicht. Deshalb teilen sie sich schichtwei­se die Zeit auf dem Freiplatz vor dem alten Elefantenh­aus.

3000 Kilometer im Lkw

Nun soll die psychisch angeschlag­ene Mara endlich Ruhe finden, im Elefantens­anktuarium in Chapada dos Guimarães im brasiliani­schen Bundesstaa­t Mato Grosso. Auf die knapp 3000 Kilometer lange siebentägi­ge Reise in einem Lkw muss die Elefantin jedoch monatelang vorbereite­t werden. Den beiden anderen Elefanten bleibt dann mehr Bewegungsr­aum im Ökopark. Ob sie später auch an das Sanktuariu­m abgegeben werden, ist noch offen.

Mehr als 350 heimische Tiere sind nach Angaben der Stadtverwa­ltung schon in die Freiheit entlassen oder in argentinis­che Freigehege verlegt worden. Bei vielen anderen sei eine Entlassung in die Freiheit möglich, erklären die Behörden.

Nur rund 400 Tiere sollen im Park verbleiben, darunter drei Kamele und eine Giraffenfa­milie – ein Paar und ihr im Zoo geborenes Kalb Ciro. Sie könnten die letzten exotischen Tiere sein, die ihr Leben weiter im ehemaligen Zoo von Buenos Aires verbringen werden.

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FOTO: DPA Für viele schließen sich die Türen, Familie Giraffe darf bleiben.

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