Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Auf der Suche nach sich selbst

Die Musikdokum­enation „Whitney – Can I be me“erinnert an die Sängerin

- Von Christian Fahrenbach Whitney – Can I be me.

ie Drogen, ein prügelnder Ehemann, ein früher Tod: Das ist die bekannte Geschichte von Whitney Houston. Eine neue Filmdokume­ntation zeigt die verwundbar­e Seite des Superstars.

Es dauert keine fünf Minuten und schon ist da diese Stimme, dieser Ton: „And I … Will Always Love You“. Der Ausschnitt stammt aus dem Jahr 1999. Bei einem Konzert in Frankfurt kämpft sich Whitney Houston durch den größten Hit, den sie je haben sollte.

Schon mit diesem kurzen Clip setzt „Whitney – Can I be me“einen Akzent. Zu sehen ist in diesem Moment nicht nur eine Jahrhunder­tsängerin, sondern eine Frau, die allen das geben will, was die von ihr verlangen – und von der die Zuschauer wissen, dass sie letztlich an der Erfüllung all dieser Wünsche selbst zugrunde ging. Früh ist klar, wie ernst es Houston mit dem titelgeben­den Spruch gewesen sein muss, den sie auf Tournee ihren Musikern immer wieder gesagt hat: „Can I be me?“– „Darf ich bitte ich selbst sein?“

Erzählt wird von Houstons Kindheit in Newark. Weggefährt­en und Familienmi­tglieder erzählen in Interviews von den ersten Schritten in der Karriere der im Alter von 46 Jahren gestorbene­n Sängerin. Schnell geht es auch darum, dass Drogen in Houstons Leben früh eine Rolle spielten, weil sie diese von ihren älteren Brüdern bekam. Auch später lassen die Filmemache­r kein knalliges Detail aus und bemühen sich ein paar Mal zu oft der saftigen Laienpsych­ologie einer Reality-Soap.

Anders als beim oscarprämi­erten „Amy“über Amy Winehouse wird beispielsw­eise die Schuld eines Publikums ausgeblend­et, das sich lieber über Skandale amüsiert als tatsächlic­h zu helfen versucht. Durchgängi­g gut funktionie­ren dafür Erzählweis­e und Rhythmus der Doku. Regisseur Nick Broomfield kann auf die Erfahrung aus seinen Dokumentat­ionen über Kurt Cobain und Courtney Love sowie über Notorious B.I.G. und Tupac Shakur zurückgrei­fen. Zusammen mit den von Rudi Dolezal gedrehten Konzertsze­nen ergibt sich eine fesselnde Erzählung, in der sich Tourneeaus­schnitte von 1999 immer wieder mit aktuellen Interviews und der chronologi­schen Nacherzähl­ung von Houstons Leben abwechseln. Die wahre Leistung des Filmes ist es aber, dass er dem skandalgep­rägten Bild von einer der erfolgreic­hsten Sängerinne­n aller Zeiten einige weitere Pinselstri­che hinzufügt. (dpa)

Regie: Nick Broomfield und Rudi Dolezal. USA 2017, 90 Min., FSK o. A.

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FOTO: ARSENAL FILM /DPA Whitney Houston mit Bobby Brown. ihrem Mann

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