Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Geisterreiter in der Kulturmühle
Tourstopp der Cashbags in der Wimsener Mühle
WIMSEN - Das war kein Konzert. Das war eine tolle Show, was Robert Tyson, Valeska Kunath und ihre Band in der Kulturmühle gaben. Zum zweiten Mal hat Kurator Didi Schrade diese Formation verpflichtet. Waren die Cashbags 2013 noch ein Geheimtipp, so hat die Revivalband nun Auftritte unter anderem im Braunschweiger Eintracht Stadion.
Auf der Bühne spielen „The Tennessee Three“sich warm, da kommt Robert Tyson und wandelt sich mit dem ersten Ton aus tiefer Kehle zum Man in Black. Johnny Cash lebt, das ist die Vision, die er verkörpert und das verdammt gut. Nicht erst beim vierten Titel „I Walk The Line“hat er die Zuhörer gefangen. Man versteht, dass im Publikum ein Ehepaar diese Show schon zum 16. mal genießt.
„Tennessee Three“hieß die Gruppe, die über 40 Jahre den Background für Cash machte. „The Tennessee Three“, das sind heute Stephan cKoehler, der die Country-Gitarre virtuos zupft und schlägt. Am E-Bass macht Dave Seezen den Teppich und Tobias Fuchs gibt den Rhythmus mit den Drums vor. Alle drei machen ihr Ding solide und perfekt, ohne sich in den Vordergrund zu spielen. Es ist die Show des Johnny Cash und der June Carter-Cash.
Valeska Kunath ist June Carter, die ab 1961 mit Cash auf Tournee ging. In ihrem Rockabilly-Kleidchen und passender Frisur macht sie das Bühnenspiel realistisch. Schon beim ersten Duett „Jackson“mit Robert sieht und hört man die Funken zwischen den beiden sprühen. Das ist sehr authentisch und Valeskas Stimme und Gesang lassen die Illusion leuchten. Das anschließende „If I were a Carpenter“ist mit einem zugedrückten Augen nicht von der Vorgabe zu unterscheiden. The Cashbags ziehen das gesamte Spektrum ihres Idols auf. Folsom Prison Blues, San Quentin, Wanted Man und was ER noch alles in der langen Zeit zum Hit gemacht hat.
Mit der Autoharp, einer Kastenzither mit Klaviatur, spielt Valeska wie vor Jahrzehnten June-“Wildwood Flower“. Das hat was anrührendes und Kunath legt ganz viel Schmelz rein – wie einstens ihre Carter-Family. Auch das Duett „Time’s A Wastin’“mit dem „schüchternen“Stephan cKoehler ist eine klasse Nummer.
Sind die Mühlebesucher bei der Titelmelodie zur Fernsehserie „Bonanza“schon im Westernhimmel, so gibt ihnen der „Ghostridersong“das ultimative Reiterfeeling und Gänsehaut pur.
Mit den religiösen Songs wie „He Turned The Water Into Wine“endet diese Reise durch Johnny Cashs Karriere wie im richtigen Leben. Sogar der Blumenstrauß den Johnny seiner June zum Schluss überreicht könnte aus der Blütezeit des Originals stammen. Ja, das war ein hochklassiger, mitreißender Tribut an Johnny Cash, June Carter-Cash und die „Tennessee Three“. Till next time in Wimsen.