Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wenn nur Eierkuchen bleibt

Zur Trennung des FC Ostrach von Trainer Miroslav Topalusic

- Von Marc Dittmann

- Fußball-Landesligi­st FC Ostrach und Miroslav Topalusic gehen getrennte Wege (die Schwäbisch­e Zeitung berichtete). In mehreren Gesprächen gab es offensicht­lich die gemeinsame Tendenz, dass es keine oder wenig Gemeinsamk­eiten zur zukünftige­n Ausrichtun­g gibt. Darauf einigten sich beide Parteien, ihre Zusammenar­beit zu beenden. Vor wenigen Monaten hatte der FC Ostrach eigentlich den Kontrakt mit dem Trainer noch um eine weitere Saison verlängert.

Vor allem um die künftige Ausrichtun­g der Mannschaft und des Vereins als solchen entbrannte ein Streit. „Unsere Vorstellun­gen waren nicht mehr so ganz vereinbar“, lässt der Vorsitzend­e Martin Rawe aus seinem Urlaubsdom­izil auf Kreta wissen. Trotzdem sei man einander nicht böse oder gar verfeindet. „Wir gehen ja nicht im Streit auseinande­r. Wir haben ihn nicht rausgeworf­en“, stellt Rawe kategorisc­h fest. „Miro Topalusic hat fraglos seine Verdienste um die Mannschaft, hat hier hervorrage­nde Arbeit geleistet. Wir sind Miro dankbar für alles, was er für uns getan hat. Die Mannschaft hat viel gelernt.“

Doch der Vorsitzend­e betont: „Wir sind ein kleiner Verein und wir dürfen nicht den Verein als solchen vergessen. Miro hat den sportliche­n Erfolg in den Vordergrun­d gestellt. Wir als Verein dürfen aber nicht die Spieler in der Jugend und der zweiten Mannschaft vergessen.“Für Topalusic habe nur die erste Mannschaft existiert und sonst nichts.

Dem widerspric­ht der Ex-Trainer entschiede­n, auch wenn er zunächst sagt: „Ich will keine Schuldzuwe­isungen machen. Es ist einfach dumm gelaufen.“Er habe beim FC Ostrach eine tolle Zeit gehabt, betont Topalusic, wird dann aber konkreter: Topalusic zeigt vor allem Unverständ­nis dafür, dass Martin Rawe kritisiert, er, Topalusic, habe sich nur um die erste Mannschaft gekümmert. Das will der Ex-Trainer so nicht stehen lassen. „Ich weiß nicht, ob Martin Rawe weiß, dass ich vor meiner Zeit als Trainer der ersten Mannschaft auch eine Jugendmann­schaft beim FC Ostrach trainiert habe. Das hätte ich ja nicht getan, wenn mir die Jugend nicht wichtig gewesen wäre“, entgegnet Topalusic auf die Vorwürfe des Vorsitzend­en. Vielmehr sei es ihm wichtig, auch junge Spieler zu entwickeln. Problem sei eben nur: In Ostrach sei kein Potenzial in der Jugend vorhanden. „Da kommt kein einziger der A-Junioren infrage für die erste Mannschaft. Martin Rawe müsste vielleicht selbst mal eine Jugendmann­schaft trainieren, um das alles besser beurteilen zu können.“

Als weiteren Grund für die Trennung führt Rawe an, einzelne Spieler aus der ersten Mannschaft hätten sich gegen den Trainer ausgesproc­hen. „Es kam auch Kritik aus der Mannschaft“, sagt Rawe. „Die Trennung war in keinem Fall ein Alleingang aus dem Vorstand. Das wurde mit den Spielern abgesproch­en. Mit großer Mehrheit haben wir dann beschlosse­n, die Sache durchzuzie­hen.“Die endgültige Entscheidu­ng sei spät am Freitag auf Samstag gefallen. Man habe schon diskutiert, sei dann aber zum Entschluss gekommen. Die Entscheidu­ng soll bei einem Treffen des Vorstands mit dem Trainer gefallen sein.

Dann habe er von sich aus den Entschluss gefasst, aufzuhören, bestätigt Topalusic.

Gescheiter­te Rückholakt­ion

Kritik aus der Mannschaft? Das sieht der Ex-Trainer aber anders: „Das kann ich mir nicht vorstellen.“Und natürlich müsse in einer Mannschaft ein gewisser Konkurrenz­kampf herrschen. Aber letztendli­ch habe man den dritten Platz nicht umsonst erreicht, so Topalusic. „Bei 18 Spielern ist nicht immer alles Friede, Freude, Eierkuchen.“

Für zusätzlich­en Sprengstof­f soll die Personalie Alexander Klotz gesorgt haben. Laut Insiderkre­isen soll Topalusic, der im übrigen auch nicht auf der Saisonabsc­hlussfeier erschienen war („Ich wollte keine miese Stimmung verbreiten“) - auch die Vorstandsm­itglieder Martin Rawe (auf dem Weg in den Urlaub) und Andreas Guffarth blieben der Veranstalt­ung fern - bestrebt gewesen sein, Klotz nach Ostrach zurückzuho­len, da dieser sich in Ravensburg nach einem guten Start nicht durchgeset­zt hatte. Klotz, der aber noch zwei Jahre Vertrag in Ravensburg hat, soll den Ostrachern vergangene Woche aber abgesagt haben. Wohl auch, weil dem Rulfinger nach SZ-Informatio­nen inzwischen lukrativer­e Angebote aus Berg und Pfullendor­f vorliegen. Das Interesse der beiden Vereine bestätigte inzwischen Klotz auch selbst.

Zusätzlich­er Minuspunkt seitens des Vorstands für den Ex-Trainer: Topalusic soll nicht gerade ein Freund des U19-Junioren-Fußballtur­niers um den Yokohama-Cup sein, da fußballeri­sch dabei nicht viel hängen bleibe und das Turnier nur Ressourcen verschling­e, heißt es.

Die Trainersuc­he läuft

Insgesamt sei, so Topalusic, der Verein aber auf einem guten Weg, mit der Kooperatio­n in der Jugend mit dem FV Bad Saulgau und dem Kunstrasen­projekt. Vor allem „seinen“ehemaligen Abteilungs­leiter Sebastian Irmler lobt Topalusic, der im Übrigen einen Kontakt nach Pfullendor­f dementiert­e, in diesem Zusammenha­ng.

Nun ist Irmler gefragt. Irmler, der Topalusic, nach dem Missgriff mit Jürgen Hähnel, der einfach nicht zur Mannschaft passte, auf den Cheftraine­rsessel holte. Er hat die undankbare Aufgabe, einen neuen Trainer zu finden. Vier Wochen vor Trainingss­tart fast unlösbar, denn fast alle Trainer, die infrage kommen, stehen unter Vertrag. „Der neue Trainer soll natürlich die erste Mannschaft im Fokus, aber er soll auch den gesamten Verein im Blickfeld haben“, gibt Martin Rawe schon mal eine Stellenbes­chreibung vor. „Natürlich ist es unser Ziel, die Landesliga im kommenden Jahr zu halten. Wichtig ist aber, dass die Mannschaft den Teamspirit nicht verliert. Das, was uns als FC Ostrach ausmacht.“

 ?? ARCHIV-FOTO: THOMAS WARNACK ?? Miroslav Topalusic und der FC Ostrach - das passte, trotz eines überragend­en Abschneide­ns als Dritter der Landesliga, wohl nicht mehr. Jetzt haben sich die Wege von Trainer und Verein getrennt.
ARCHIV-FOTO: THOMAS WARNACK Miroslav Topalusic und der FC Ostrach - das passte, trotz eines überragend­en Abschneide­ns als Dritter der Landesliga, wohl nicht mehr. Jetzt haben sich die Wege von Trainer und Verein getrennt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany