Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Bloß nicht den Mustafa-Dogan-Weg
Was aus den sechs DFB-Debütanten des Dänemark-Kicks werden könnte
Ousmane Dembélé
(Foto: afp) zeigt weiterhin kein Verständnis für die rasche Ansetzung des Nachholspiels in der Champions League gegen AS Monaco nur einen Tag nach dem Sprengstoffanschlag. „Im Bus war die Atmosphäre bereits beängstigend, aber der nächste Morgen war eine reine Katastrophe“, sagte er bei Sky. Jeder sei gezeichnet von dem Moment gewesen, „und dann mussten wir auch noch Fußball spielen. Dafür hatten wir aber keinen Kopf. Niemand war in der Lage, diese Partie zu spielen“. Die BVB-Spieler hätten untereinander diskutiert, „viele wollten nicht auflaufen, eigentlich alle. Aber wir konnten nichts machen, es wurde so entschieden.“Der damalige Trainer Thomas Tuchel, der auch wegen des Umgangs mit dem Anschlag schließlich in Ungnade fiel bei den BVB-Bossen, habe voll hinter den Profis gestanden, „auch er hatte keinen Kopf für ein Fußballspiel“, so Dembélé. (SID)
Manuel Neuer
(Foto: dpa) muss anscheinend noch ein wenig länger auf sein Comeback im Tor des FC Bayern München warten. Wie die „Sport Bild“berichtet, fällt der verletzte Nationaltorwart auch für die geplante China-Reise des Rekordmeisters aus. Grund sei eine schlechte Durchblutung, die den Heilungsverlauf des Mittelfußbruchs verzögere. Der Nationaltorwart hatte sich die Verletzung im ChampionsLeague-Viertelfinalrückspiel bei Real Madrid zugezogen. Laut des Blattes könnte Neuer „zwei bis drei Wochen“vor dem Bundesliga-Start am 18. August wieder ins Teamtraining einsteigen. (sz)
- Mit Manuel Friedrich und Malik Fathi fing es vor fast elf Jahren an. Seitdem verhalf Bundestrainer Joachim Löw 93 Spielern zum Debüt in der Nationalelf. Beim sportlich unbedeutenden 1:1 gegen Dänemark in Kopenhagen am Dienstag erlebten gleich sechs Profis ihre Premiere im Trikot mit dem Adlerwappen. Löw sprach von einer „guten Standortbestimmung“und lobte seine Experimente: „Die Spieler, die reinkamen, haben sich relativ schnell reingefunden. Sie hatten überhaupt keine Anlaufzeit. Die von Beginn weg gespielt haben, waren sofort präsent.“Doch steht den Neulingen eine große Zukunft im Trikot mit dem Adler bevor oder enden sie als One-Hit-Wonder wie einst Heiko Gerber, Mustafa Dogan oder Ronald Maul? Die waren 1999 von DFBTeamchef Erich Ribbeck aus Personalnot in das Aufgebot für den Confederations Cup in Mexiko 1999 berufen worden und verschwanden nationalmannschaftstechnisch anschließend in der Versenkung. Ein Blick in die Kristallkugel:
Kevin Trapp
(23, Paris St. Germain): Der Manuel-Neuer-VertreterVertreter-Vertreter zeigte einen Abend ohne Fehl und Tadel. Über 90 Minuten war er ein sicherer Rückhalt, fußballerisch stark, und, wie Löw zu Recht anmerkte: „Er hat zwei oder drei Bälle glänzend pariert.“Ein Torwart, der jederzeit auf hohem Niveau einspringen kann – sollte Bedarf bestehen. Aber genau das ist im deutschen Tor aus Trapps Sicht leider sehr fraglich. Solange Neuer spielt, hat jeder Keeper ein Problem. Dieses Spiel aber kann ihm niemand mehr nehmen: „Es war eine Ehre“, sagte er dann auch, anscheinend wissend, dass es eine Episode bleiben könnte.
Lars Stindl
(28, Borussia Mönchengladbach): Ölt schon einmal die Stimme. „Die Aufnahmerituale kommen erst noch, wie ich gehört habe“, sagte der 28-Jährige, „da muss ich vorbereitet sein.“Ob die Darbietung jedoch vor dem illustren Kreis der ganz Großen oder lediglich beim Confed Cup in Russland vor einigen Matrjoschkas stattfinden wird, steht in den Sternen. Ganz gut war der Offensivmann zwar auf sein Debüt vorbereitet, auch wenn er im Spiel lange kaum zu sehen war. „Er hat es zwischen den Linien gut gemacht und war für die Dänen schwer zu greifen“, lobte Löw. Für seine Mitspieler allerdings manchmal ebenso wenig.
Sandro Wagner
(29, Hoffenheim): Eigentlich die – zugegeben vorausschaubare – Entdeckung des Länderspiels. „Darauf habe ich 29 Jahre lang gewartet“, sagte Wagner, der durch die Sandro-Wagner-Brille gesehen seit Jahren Deutschlands bester Stürmer ist. Kämpfte, biss, warf sich rein, wo Gefahr zu entstehen schien. Nur mit einem Tor hat es nicht geklappt, „obwohl ich ein paar Mal kurz davor war“. Aber es gibt da ja noch das Stürmer-Spiel gegen San Marino: „Da wäre ein Tor schön.“Und auch danach könnte sich der Stürmer der TSG Hoffenheim, der sich beim letzten Bundesligaspiel mit den Worten „wenn ihr mich sucht, ich bin bei Jogi“von den Journalisten verabschiedete, zur Dauerlösung für die DFBElf werden. Er bewegte sich gut, bot sich an und eroberte mit seiner klassischen Stürmer-Robustheit so manchen Ball. Und: Über so großes Selbstbewusstsein wie Wagner verfügt ohnehin keiner.
Amin Younes
(23, Ajax Amsterdam): Durfte nur kurz über sein 24Minuten-Debüt reden, was größtenteils daran lag, dass sein Ex-Trainer Peter Bosz wenige Stunden zuvor bei Borussia Dortmund vorgestellt worden war. Um diesen Umstand drehten sich die meisten Fragen. Ging es doch um seinen sehr unauffälligen Auftritt, zeigte sich Amin Younes „stolz“. Dann kam schon wieder eine Bosz-Frage. Dennoch hat die Nationalelf einen solchen kleinen TempoDribbler mit Eins-gegen-eins-Qualitäten schon etwas länger vermisst.
Kerem Demirbay
(23, Hoffenheim): Bekam gleich zu spüren, dass die Luft in der Nationalmannschaft dünner ist. Spielte als erste Aktion einen Fehlpass, der zu einem gefährlichen Konter führte. Er war in der 77. Minute für Leon Goretzka ins Spiel gekommen. Und als man sich schon fast fragte, ob er nur spielen durfte, damit er nicht für die Türkei auflaufen darf, gab er die Flanke vor dem Ausgleich.
Marvin Plattenhardt
(25, Hertha BSC): Drei Minuten waren zu wenig, um sich ein sportliches Bild von Marvin Plattenhardt in der Nationalmannschaft zu machen. Sie reichten aber, um den stets extrem aufgeregten Twitter-Account von Hertha BSC in Erregung zu versetzen: „Wir sind stolz auf Dich! Wir haben einen neuen Nationalspieler!“Er selbst war nach Abpfiff gleich verschwunden, ohne zu sagen, wie großartig das alles gewesen sei. Da will er wohl noch ein paar Spiele warten.