Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Krankenkassen verbuchen hohen Überschuss
Im ersten Vierteljahr ein Plus von 620 Millionen Euro
- Die Einnahmen sprudeln, die Ausgaben steigen nicht so schnell wie erwartet: Unter dem Strich haben die gesetzlichen Krankenkassen im ersten Quartal 2017 ein Plus eingefahren. „Die gesetzliche Krankenversicherung steht gut da. Das ist Ergebnis einer sorgfältig abwägenden Gesundheitspolitik, die Einnahmen und Ausgaben gleichermaßen im Blick behält und einer ausgezeichneten wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland“, sagte Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“.
Nach Medienberichten haben die 113 Krankenkassen in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres einen Überschuss von 620 Millionen Euro eingefahren. Damit dürfte deren Rücklage auf 16,5 Milliarden Euro steigen. Im Gesamtjahr 2016 betrug der Kassen-Überschuss 15,9 Milliarden Euro. Der Gesundheitsfonds verfügt zudem über eine Rücklage von neun Milliarden Euro. Für das Wahljahr 2017 hatte die Große Koalition dem Fonds zusätzlich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt.
„Wir sind bei den notwendigen Leistungsverbesserungen für die Patienten mit Augenmaß vorgegangen. Und mit der deutlichen Verstärkung der Prävention tragen wir auch zur langfristigen Finanzierbarkeit unseres solidarischen Gesundheitswesens bei“, so Gröhe. Die Mehrbelastungen für die Versicherten halten sich nach seinen Worten in Grenzen.
„Der durchschnittliche Zusatzbeitrag der Krankenkassen ist in den letzten vier Jahren moderat um 0,2 Prozentpunkte gestiegen. Bei einem monatlichen Einkommen von 3000 Euro brutto sind das gerade mal sechs Euro mehr – bei deutlichen Leistungsverbesserungen für alle Versicherten“, so Gröhe. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag liegt bei 1,1 Prozent. 27 Kassen hatten ihn zu Jahresbeginn erhöht. Der allgemeine Krankenkassenbeitrag liegt bei 14,6 Prozent und wird je zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen. Die Versicherten zahlen darüber hinaus den Zusatzbeitrag, der je nach Kasse zwischen 0,3 und 1,8 Prozent variiert.
Experten gehen davon aus, dass die Kassen auch in diesem Jahr wieder einen deutlichen Überschuss einfahren werden. „Bereits seit Längerem steigen die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen 1,0 Prozentpunkte stärker als die Einkommen“, sagt der Essener Gesundheitsökonom Jürgen Wasem. „Unter dem Strich hat das zu einem jährlichen Anstieg der Zusatzbeiträge um 0,15 Prozentpunkte geführt. In der Größenordnung wird sich die Entwicklung auch im kommenden Jahr bewegen.“
SPD, Grüne und Linke ziehen in den Wahlkampf mit der Forderung nach einer Bürgerversicherung, in die alle Bürger unabhängig von Einkommen und Berufsgruppe einzahlen sollen. Ein erster Schritt dazu wäre die Abschaffung der Zusatzbeiträge und damit die Rückkehr zu einer paritätischen Finanzierung der Beitragslast durch Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Die Union will dagegen am bestehenden System mit dem bei 7,3 Prozent eingefrorenen ArbeitgeberBeitragssatz festhalten und lehnt eine Bürgerversicherung ab.