Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Borkenkäfer hält Förster auf Trab
Wegen des trockenen Frühjahrs ist der Buchdrucker in diesem Jahr verstärkt aktiv
- Eigentlich sind sie für das Ökosystem in Wäldern durchaus sinnvoll, aber wenn die Population zu groß wird, werden sie zur Gefahr: Borkenkäfer. Das Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz geht derzeit von einer „verstärkten Aktivität der gefährlichen Rindenbrüter“aus. Auch im Landkreis Biberach beobachten Förster das Treiben des Buchdruckers mit wachsamen Auge.
„Die Region Oberschwaben ist grundsätzlich mehr als andere Regionen vom Befall durch Borkenkäfer betroffen“, sagt Georg Jehle vom Forstamt des Landkreises Biberach. Grund dafür ist, dass es in den hiesigen Wäldern vergleichsweise viele Fichten gibt. Und der Buchdrucker, ein großer achtzähniger Käfer, hat es vor allem auf diese Baumart abgesehen. Ist eine Fichte geschwächt, beispielsweise aufgrund von Trockenheit, riecht das der Borkenkäfer. „Sie werden durch Duftstoffe angelockt“, erläutert Markus Weisshaupt vom Biberacher Forstamt.
Populationen wachsen rasant
In diesem Jahr ist die Gefahr groß, dass der Buchdrucker überdurchschnittlich viele Bäume im Landkreis befallen könnte. Dafür gibt es mehrere Ursachen. Zum einen sei wegen der Stürme in den Jahren 2015 und 2016 der Grundbestand an Borkenkäfern hoch, zum anderen hätte der Hauptschwärmflug aufgrund der warmen Temperaturen im Mai verhältnismäßig früh begonnen, sagt Weisshaupt. Der Buchdrucker siedelt sich besonders gerne in Restholz an – eigentlich ein von der Natur so gewollter Prozess. „Der Borkenkäfer zersetzt die von Sturmschäden betroffenen Bäume“, so Jehle. Doch wenn der Borkenkäfer zu viel Restholz vorfindet, und damit gut brüten kann, sind auch die gesunden Bäume gefährdet. Denn die Borkenkäfer vermehren sich äußerst stark. Die Population der neuen Generation ist um das 60-fache größer als die, aus der sie hervorgegangen ist, wie Jehle erklärt. Die Folge: Immer mehr Borkenkäfer sind auf der Suche nach einem Wirt, in dem sie brüten können. Hinzu kommt in diesem Jahr, dass das Frühjahr trocken und warm war.
Der Borkenkäfer hat demnach früher als sonst mit der Brut beginnen können. Ein Entwicklungszyklus dauert zwischen acht und zehn Wochen, so Jehle. Demnach könnte es für eine dritte Generation von Borkenkäfern in dieser Saison reichen. Der Forstamtsleiter des Kreises sagt: „Normal sind eigentlich zwei Generationen.“Zudem ist durch die trockene Witterung die Abwehrkraft der Bäume geschwächt. Weisshaupt sagt: „Eine vitale Fichte kann die Borkenkäfer durch eine erhöhte Harzproduktion abwehren.“
Wenn sich Borkenkäfer in die Bäume gebohrt haben, müssen Förster und Waldarbeiter schnell handeln. „Der befallende Stamm muss aus dem Wald heraus“, sagt Weisshaupt. Anders als das Land dürfe das städtische Forstamt auch Pestizide zur Bekämpfung der Käfer einsetzen: „Das ist aber das allerletzte Mittel für uns.“Weder in diesem, noch im vergangenen Jahr seien Spritzschutzmittel zum Einsatz gekommen. Mit finanziellen Einbußen beim Holzverkauf müssen Waldbesitzer laut Jehle nicht rechnen: „Der Buchdrucker beschädigt das Holz nicht. Vorausgesetzt, der Baum wird rechtzeitig eingeschlagen.“Wie sich die Situation mit den Borkenkäfern weiter entwickelt, zeigt sich in den kommenden acht Wochen. Sollte es trocken und warm werden, steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Befall stehender Bäume. Weisshaupt sagt: „Wenn die Witterung kühl und regnerisch wird, kommen wir mit einem blauen Auge davon.“