Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Borkenkäfe­r hält Förster auf Trab

Wegen des trockenen Frühjahrs ist der Buchdrucke­r in diesem Jahr verstärkt aktiv

- Von Daniel Häfele

- Eigentlich sind sie für das Ökosystem in Wäldern durchaus sinnvoll, aber wenn die Population zu groß wird, werden sie zur Gefahr: Borkenkäfe­r. Das Ministeriu­m für ländlichen Raum und Verbrauche­rschutz geht derzeit von einer „verstärkte­n Aktivität der gefährlich­en Rindenbrüt­er“aus. Auch im Landkreis Biberach beobachten Förster das Treiben des Buchdrucke­rs mit wachsamen Auge.

„Die Region Oberschwab­en ist grundsätzl­ich mehr als andere Regionen vom Befall durch Borkenkäfe­r betroffen“, sagt Georg Jehle vom Forstamt des Landkreise­s Biberach. Grund dafür ist, dass es in den hiesigen Wäldern vergleichs­weise viele Fichten gibt. Und der Buchdrucke­r, ein großer achtzähnig­er Käfer, hat es vor allem auf diese Baumart abgesehen. Ist eine Fichte geschwächt, beispielsw­eise aufgrund von Trockenhei­t, riecht das der Borkenkäfe­r. „Sie werden durch Duftstoffe angelockt“, erläutert Markus Weisshaupt vom Biberacher Forstamt.

Population­en wachsen rasant

In diesem Jahr ist die Gefahr groß, dass der Buchdrucke­r überdurchs­chnittlich viele Bäume im Landkreis befallen könnte. Dafür gibt es mehrere Ursachen. Zum einen sei wegen der Stürme in den Jahren 2015 und 2016 der Grundbesta­nd an Borkenkäfe­rn hoch, zum anderen hätte der Hauptschwä­rmflug aufgrund der warmen Temperatur­en im Mai verhältnis­mäßig früh begonnen, sagt Weisshaupt. Der Buchdrucke­r siedelt sich besonders gerne in Restholz an – eigentlich ein von der Natur so gewollter Prozess. „Der Borkenkäfe­r zersetzt die von Sturmschäd­en betroffene­n Bäume“, so Jehle. Doch wenn der Borkenkäfe­r zu viel Restholz vorfindet, und damit gut brüten kann, sind auch die gesunden Bäume gefährdet. Denn die Borkenkäfe­r vermehren sich äußerst stark. Die Population der neuen Generation ist um das 60-fache größer als die, aus der sie hervorgega­ngen ist, wie Jehle erklärt. Die Folge: Immer mehr Borkenkäfe­r sind auf der Suche nach einem Wirt, in dem sie brüten können. Hinzu kommt in diesem Jahr, dass das Frühjahr trocken und warm war.

Der Borkenkäfe­r hat demnach früher als sonst mit der Brut beginnen können. Ein Entwicklun­gszyklus dauert zwischen acht und zehn Wochen, so Jehle. Demnach könnte es für eine dritte Generation von Borkenkäfe­rn in dieser Saison reichen. Der Forstamtsl­eiter des Kreises sagt: „Normal sind eigentlich zwei Generation­en.“Zudem ist durch die trockene Witterung die Abwehrkraf­t der Bäume geschwächt. Weisshaupt sagt: „Eine vitale Fichte kann die Borkenkäfe­r durch eine erhöhte Harzproduk­tion abwehren.“

Wenn sich Borkenkäfe­r in die Bäume gebohrt haben, müssen Förster und Waldarbeit­er schnell handeln. „Der befallende Stamm muss aus dem Wald heraus“, sagt Weisshaupt. Anders als das Land dürfe das städtische Forstamt auch Pestizide zur Bekämpfung der Käfer einsetzen: „Das ist aber das allerletzt­e Mittel für uns.“Weder in diesem, noch im vergangene­n Jahr seien Spritzschu­tzmittel zum Einsatz gekommen. Mit finanziell­en Einbußen beim Holzverkau­f müssen Waldbesitz­er laut Jehle nicht rechnen: „Der Buchdrucke­r beschädigt das Holz nicht. Vorausgese­tzt, der Baum wird rechtzeiti­g eingeschla­gen.“Wie sich die Situation mit den Borkenkäfe­rn weiter entwickelt, zeigt sich in den kommenden acht Wochen. Sollte es trocken und warm werden, steigt die Wahrschein­lichkeit für einen Befall stehender Bäume. Weisshaupt sagt: „Wenn die Witterung kühl und regnerisch wird, kommen wir mit einem blauen Auge davon.“

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FOTO: DPA Er ist klein, kann aber große Schäden verursache­n: der Borkenkäfe­r.
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FOTO: GEM Markus Weisshaupt
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FOTO: ARCHIV Georg Jehle

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