Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Kleinwüchsige muss mit Großen spielen
Elfjährige muss vom Alter her in die Fußball-D-Jugend – Zurückstellung abgelehnt
gerne mit den Jungs in die E-Jugend gegangen“, sagt Antje Bruno. Und das nicht nur, weil sich die Elfjährige in der Mannschaft wohlfühlt, „sondern, weil sie kleinwüchsig ist“, ergänzt Antje Bruno. Giuliana ist 1,26 Meter groß, ihre Mitspieler und Gegenspieler in der D-Jugend ein bis zwei Köpfe größer.
Der Gedanke daran, dass Giuliana in der D-Jugend körperlich allen anderen unterlegen ist, geht dem Kind nahe. „Sie leidet auch psychisch darunter, hat Angst davor, mit den Großen in einer Mannschaft zu spielen“, sagt ihre Mutter, die deshalb bei einem Arzt und in der Uniklinik Tübingen war, die Giulianas Kleinwuchs attestiert hatten. „Damit wollte ich eine Zurückstellung in die E-Jugend beantragen“, ergänzt sie.
Mehrere solche Fälle
Doch das Attest reicht nicht aus, weil sich der WFV an seine Statuten hält, die ganz klar beinhalten, dass Mädchen und Jungen des Jahrgangs 2006 nicht mehr in der E-Jugend spielen dürfen, sondern nur am Spielbetrieb der D-Jugend teilnehmen dürfen. „Das Anliegen der Mutter ist zwar gerechtfertigt, aber wir müssen uns an die Vorgaben halten“, sagt Heiner Baumeister, Pressesprecher des WFV. Der Verband habe sich ernsthaft mit dem Thema auseinandergesetzt, sei aber zu keiner anderen Entscheidung gekommen. „Wir haben oft solche Fälle, in denen Jugendspieler des gleichen Jahrgangs viel kleiner und schmächtiger sind als die anderen Spieler“, ergänzt Baumeister, der Wert darauf legt, dass der Einzelfall Giuliana nicht lapidar vom Schreibtisch geräumt worden sei. „Es ist unsere Aufgabe, solche Anträge zu prüfen.“
Eine mögliche Zurückstellung wäre durch die Vorlage eines Behindertenausweises möglich gewesen, aber Giuliana hat keine Behinderung vorzuweisen, sie ist kleinwüchsig. „Ich verstehe ja, dass es Regeln gibt. Aber es muss doch auch Ausnahmen geben“, sagt Antje Bruno, die auch darauf gehofft hatte, dass der FV Bad Saulgau ihre Tochter unterstützen würde. „Giuliana wird wegen ihrer körperlichen Entwicklung Probleme bekommen, in der D-Jugend mitzuhalten. Aber was sollen wir machen?“, sagt Reinhold Rundel, Jugendleiter des FV Bad Saulgau. Rundel könnte sich zumindest vorstellen, dass Giuliana noch ein weiteres Jahr in der F-Jugend spiele, obwohl sie hierfür zu alt wäre.
Die Familie Bruno derweil zeigt ein Stück weit Verständnis für die Haltung des FV Bad Saulgau und des WFV, fühlt sich aber dennoch im Stich gelassen. „Giuliana hat durch das Fußballspielen enorm an Selbstvertrauen gewonnen. Das wird ihr jetzt wieder genommen“, sagt die enttäuschte Mutter, die über den Vorschlag von Reinhold Rundel nachdenken will, aber noch nicht genau weiß, wie es mit ihrer Tochter weitergeht.