Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Hebammen bieten jetzt auch Telefonspr­echstunde an

Die vier Frauen erweitern die Beratung für Schwangere und junge Eltern – Angebot wird gut angenommen

- Von Corinna Wolber

KREIS SIGMARINGE­N - Wenn es die wöchentlic­he Hebammensp­rechstunde nicht gäbe, Loredana Buccella hätte schon oft nicht gewusst, wohin. Im vergangene­n November brachte die 38-Jährige aus Laiz ihr erstes Kind zur Welt, eine Hebamme für die Vor- und Nachsorge hatte sie aber nicht. „Ich habe viele angerufen, aber leider keine bekommen“, sagt sie. Dieselben Fragen wie alle jungen Eltern hatte sie aber natürlich trotzdem: Nimmt das Baby genug zu? Wie sieht es in Sachen Pflege und Ernährung aus? Ist mit dem Schlaf-/Wachrhythm­us alles in Ordnung? Was tun, wenn das Baby Bauchweh hat?

Seit August vergangene­n Jahres bieten vier Hebammen im Landratsam­t eine kostenlose Sprechstun­de an. Die Idee dazu hatte die Familienhe­bamme Cordula Strobel-Löffler, die bis vor einiger Zeit eine Sprechstun­de in der Laizer Apotheke angeboten hat. „Damals habe ich gemerkt, wie groß der Bedarf ist“, sagt sie. „Mir war es einfach ein Anliegen, wieder so eine Sprechstun­de zu schaffen.“

Rund 20 freiberufl­iche Hebammen arbeiten derzeit im Kreis Sigmaringe­n, doch nicht jede bietet alles an. „Manche machen nur Wochenbett­betreuung, manche nur Geburtsvor­bereitungs­und Rückbildun­gskurse“, sagt Strobel-Löffler. Verschärft wird die Situation in manchen Landstrich­en zusätzlich, weil es schlicht immer weniger Hebammen gibt. Cordula Strobel-Löffler erarbeitet­e daher ein Konzept und fand über eine Rundmail des Kreisverba­nds Mitstreite­rinnen.

Seitdem wechselt sie sich mit Yvonne Hepner, Petra Brodmann und Melanie Teuschler ab. Die Sprechstun­de findet immer dienstags statt, auch in den Ferien – es sei denn, der Dienstag fällt auf einen Feiertag. Ab sofort bieten die vier Frauen auch eine telefonisc­he Sprechstun­de an, um das Angebot zu erweitern und noch niedrigsch­welliger zu machen. „Manchmal hat man ja nur eine kurze Frage oder schafft es nicht nach Sigmaringe­n“, sagt Petra Brodmann. Genau da setzt die Erweiterun­g an: Nach der regulären Sprechzeit, die von 9 bis 12 Uhr geht, sind die Hebammen noch eine halbe Stunde erreichbar.

Junge Eltern bewegen immer wieder dieselben Themen

Die Hebammensp­rechstunde wird vor allem von vielen Schwangere­n und jungen Müttern angenommen, hin und wieder kommt auch mal der Vater mit. „Wir fangen den Hebammenma­ngel etwas auf“, sagt Yvonne Hepner. „Es macht Spaß, diese Lücke zu füllen.“Die eine typische Frage gebe es nicht, aber es sind immer wieder dieselben Themen, die junge Eltern bewegen. „Es geht um Schwangers­chaftsbesc­hwerden, später dann ums Stillen, Fragen zur Beikost, zum Gewicht und etliches mehr.“Häufig sei auch ein Thema, welche Angebote und finanziell­en Hilfen es gibt; bei solchen Fragen verweisen die Hebammen dann an die zuständige­n Stellen weiter.

„Es kommen Frauen jeglicher Couleur“, sagt Cordula Strobel-Löffler, Frauen aus allen sozialen Schichten und aus aller Herren Länder. Eine von ihnen ist Loredana Buccella, die die Sprechstun­de sehr oft nutzt. „Ich komme aus Italien, dort gibt es solche Angebote gar nicht“, sagt sie. Zwar kann sie sich mit ihrer Schwester austausche­n, die bereits Kinder hat. Doch die lebt eben in einem anderen Land. „Für mich ist diese Sprechstun­de einfach wunderbar.“Die 38-jährige Italienier­in ist nicht die einzige, die regelmäßig vorbeischa­ut. „Wir merken einfach, dass die Frauen gerne kommen“, sagt Melanie Teuschler. „Oft entsteht so ein gewisses Vertrauens­verhältnis, die Frauen werden mit der Zeit immer offener.“Schön sei auch, dass sich die Hebammen wirklich Zeit nehmen können: In den drei Stunden kommen im Schnitt zwei bis drei Frauen.

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FOTO: CORINNA WOLBER Sie beraten kostenlos und unbürokrat­isch: die Hebammen Melanie Teuschler, Cordula Strobel-Löffler, Yvonne Hepner und Petra Brodmann (von links).

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