Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Alarmieren­de Fakten

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Leserbrief zum Artikel „Damit das Zwitschern und Tschirpen nicht verstummt“, SZ Riedlingen vom 9. Juni.

Ich möchte ergänzend einige alarmieren­de Daten und Fakten liefern:

1. In den letzten 200 Jahren haben wir in Deutschlan­d etwa 80 Prozent des Gesamtbest­and an Vögeln verloren! Davon allein 70 Prozent in den letzten 60 Jahren.

2. Das Rebhuhn ist in Deutschlan­d um mehr als 90 Prozent zurückgega­ngen

3. Der Insektensc­hwund nimmt galoppiere­nde Formen an. Die Biomasse an Insekten hat in den letzten 25 Jahren um 80 Prozent abgenommen! Darunter befinden sich Fliegen, Faltern, Bienen und Käfern.

4. Vögel der Offenlandb­ewohner, Insektenfr­esser und Zugvögel haben einen Anteil von 87 Prozent auf der „Roten Liste“, darunter befinden sich Arten wie Rauchschwa­lbe, Mehlschwal­be und Feldlerche.

5. Wildblumen wie Klatschmoh­n, Kornblumen, Wildes Stiefmütte­rchen u.a. sind aus unseren Getreidefe­ldern fast vollständi­g verschwund­en. Die Ähren stehen so dicht, dass keine Lerche dort nisten kann. Lerchenfen­ster, wo denn? Ich sehe keine.

6. Die Farbenfüll­e unserer Wiesen durch Margeriten, Glockenblu­men, Storchschn­äbeln, Bocksbart sind dem eintönigen Grün gewichen. Die fünfmalige Mahd im Jahr mit dem insektentö­dlichen Kreiselmäh­er, Schwedentr­unk (Jauche) und Kunstdünge­zufuhr geben dem Grundwasse­r und Blumen den Rest. Körnerfres­sern wie dem Stieglitz fehlt deshalb die Nahrungsgr­undlage.

7. Der Vernichtun­gsfeldzug des Menschen geht weiter. Mit Einsatz von Herbiziden, Insektizid­en, Rodentizid­en und Fungiziden – seit Neuestem auch Neonicitoi­de (RoundUP). Allein im Intensivob­stanbau sind mehr als 20 (!) Spritzunge­n pro Jahr die Regel. Toxisches Gift für Menschen, Vögel, Insekten und Blumen.

Mit Verlaub Herr Kreeb und Frau Amstutz vom Landesbaue­rnverband, ihre Erklärunge­n sind für mich purer blanker Hohn. In einem haben sie Recht: „Auf Beton wächst kein Baum und Busch“. Das kommt noch dazu. Leider ist die Grünen-Partei zwar eine Umweltpart­ei aber keine Naturschut­z Partei. Sonst hätten sie längst gegengeste­uert.

Es wird höchste Zeit, dass wir umdenken. Projekte wie „Jede Gemeinde ihr Biotop“unterstütz­t vom Bundesumwe­ltminister­ium und der HeinzSielm­ann-Stiftung, sowie insektenfr­eundliche Blumengärt­en statt herunter gehobelte Grünfläche­n sind dringend notwendig. Ludwig Schuster, Bad Buchau

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