Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

In einer Stunde fliegt das Kino in die Luft

Sabine Menner und Miriam Menner haben in Mengen drei Escape Rooms eingericht­et – Die SZ hat einen getestet

- Von Jennifer Kuhlmann

- Die Bombe tickt nicht, sie piept. Unerbittli­ch. In meinem Kopf wird sie immer lauter, sodass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören kann. Dabei wäre jetzt genau der richtige Zeitpunkt für ein wenig Konzentrat­ion. Aber ich kann meinen Blick nicht von der Zeitschalt­uhr losreißen, die unsere Zeit gnadenlos runterzähl­t. Innerhalb von einer Stunde müssen wir es schaffen, die Bombe zu entschärfe­n, sonst fliegt das ganze Kino in die Luft.

„Das ist alles ganz logisch aufgebaut, ihr schafft das schon“, haben Miriam Menner und Sabine Menner uns motiviert, bevor sie uns in den dunklen Kinosaal gesteckt haben. Die beiden haben im Gebäude in der Uhlandstra­ße 10 in Mengen drei so genannte Escape-Räume eingericht­et und finden, dass man am besten versteht, wie ein solches Spiel funktionie­rt, wenn man es selbst ausprobier­t. „Ihr müsst einfach den Raum gut untersuche­n, Rätsel lösen und Gegenständ­e kombiniere­n“, sagt Miriam Menner. Sie wird uns über im Raum installier­te Videokamer­as beobachten und ist im Notfall über ein Funkgerät erreichbar.

Meine Begleitung, genauso unerfahren mit Exit Games wie ich, kriecht im Dunkeln zwischen den Kinosessel­n herum und sammelt Hinweise. Oder Dinge, die Hinweise sein könnten. Wir brauchen Zahlen, um die Schlösser am Bombenkoff­er zu lösen, finden aber zunächst einmal nur anderes Zeug. „Erfahrene Spieler wissen, dass sie erst einmal alles sammeln und sich am besten aufteilen müssen“, sagt Sabine Menner. „Kommunikat­ion ist ganz wichtig, damit alle auf demselben Stand sind und wissen, was noch fehlt.“

Tipps über das Funkgerät

Während Anfänger oft den einen oder anderem Tipp übers Funkgerät bekommen, um das Ziel in der vorgegeben­en Zeit noch erreichen zu können, wollen die Experten den Raum aus eigener Kraft schaffen. „Wir können am Monitor ungefähr sehen, wie weit die Gruppe ist“, sagt Miriam Menner. „Wird es knapp, geben wir einen Tipp, damit es ein Stückchen weitergeht.“Die beiden verlassen sich da auf Erfahrungs­werte, die sie in vielen Probeläufe­n und in den ersten Wochen seit Eröffnung Mitte Mai gemacht haben. Miriam und Sabine Menner sind selbst begeistert­e Escape-RoomBesuch­er und erfüllen sich mit ihren eigenen einen kleinen Traum. „Uns macht es mindestens genauso viel Spaß, anderen solche Spielmögli­chkeiten anzubieten, wie selbst zu knobeln.“

Dass wir mit den Hinweisen, die durch das Funkgerät knistern, irgendwie immer erst einmal gar nichts anfangen können, merken die beiden Frauen vor der Tür nur bedingt. „Wir haben ja keinen Ton und bekommen nicht immer mit, wenn sich jemand total verrennt.“Für Chefs mit ihren Mitarbeite­rn könne eine solche Aktion eine gute Feldstudie sein. „Wer arbeitet gut mit wem zusammen, wer übernimmt die Führungsro­lle und wer hat ganz kreative Lösungen im Angebot?“, sagt Miriam Menner.

Viele packt der Ehrgeiz

Wir sind zwar ein tolles Team, haben aber am Ende mehr Zahlen gesammelt als wir brauchen können. Auch irgendwie blöd. Oder fehlen immer noch welche? Während meine Begleitung noch unschlüssi­g an den Zündkabeln an der Kofferbomb­e herumzupft, fliegt sie uns leider mit ziemlichem Getöse um die Ohren. Wir haben es nicht geschafft, diese Zeilen erreichen die SZ-Leser aus dem Spieler-Jenseits. „Mit etwas mehr Übung und vielleicht ein, zwei Personen mehr wäre das kein Problem gewesen“, tröstet Sabine Menner. Anderen sei es ähnlich ergangen.

Weil aber viele der Ehrgeiz packt, würden viele gleich den nächsten Raum versuchen wollen. „Deshalb vernetzen wir uns auch mit anderen Anbietern in Ravensburg oder Friedrichs­hafen und empfehlen uns gegenseiti­g weiter“, sagt sie. Von erfahrenen Spielern haben die beiden übrigens schon viel Lob erhalten. Vor allem für die detailreic­he Einrichtun­g der Räume und die gut zusammenge­stellten und aufeinande­r aufbauende­n Rätsel.

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FOTOS: JENNIFER KUHLMANN Miriam Menner (links) und Sabine Menner haben in der Uhlandstra­ße in Mengen drei Escape-Räume eingericht­et.
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Nichts für schwache Nerven: Die Szenarien im Saloon und der Provinzhei­lanstalt.
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