Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
In einer Stunde fliegt das Kino in die Luft
Sabine Menner und Miriam Menner haben in Mengen drei Escape Rooms eingerichtet – Die SZ hat einen getestet
- Die Bombe tickt nicht, sie piept. Unerbittlich. In meinem Kopf wird sie immer lauter, sodass ich meine eigenen Gedanken nicht mehr hören kann. Dabei wäre jetzt genau der richtige Zeitpunkt für ein wenig Konzentration. Aber ich kann meinen Blick nicht von der Zeitschaltuhr losreißen, die unsere Zeit gnadenlos runterzählt. Innerhalb von einer Stunde müssen wir es schaffen, die Bombe zu entschärfen, sonst fliegt das ganze Kino in die Luft.
„Das ist alles ganz logisch aufgebaut, ihr schafft das schon“, haben Miriam Menner und Sabine Menner uns motiviert, bevor sie uns in den dunklen Kinosaal gesteckt haben. Die beiden haben im Gebäude in der Uhlandstraße 10 in Mengen drei so genannte Escape-Räume eingerichtet und finden, dass man am besten versteht, wie ein solches Spiel funktioniert, wenn man es selbst ausprobiert. „Ihr müsst einfach den Raum gut untersuchen, Rätsel lösen und Gegenstände kombinieren“, sagt Miriam Menner. Sie wird uns über im Raum installierte Videokameras beobachten und ist im Notfall über ein Funkgerät erreichbar.
Meine Begleitung, genauso unerfahren mit Exit Games wie ich, kriecht im Dunkeln zwischen den Kinosesseln herum und sammelt Hinweise. Oder Dinge, die Hinweise sein könnten. Wir brauchen Zahlen, um die Schlösser am Bombenkoffer zu lösen, finden aber zunächst einmal nur anderes Zeug. „Erfahrene Spieler wissen, dass sie erst einmal alles sammeln und sich am besten aufteilen müssen“, sagt Sabine Menner. „Kommunikation ist ganz wichtig, damit alle auf demselben Stand sind und wissen, was noch fehlt.“
Tipps über das Funkgerät
Während Anfänger oft den einen oder anderem Tipp übers Funkgerät bekommen, um das Ziel in der vorgegebenen Zeit noch erreichen zu können, wollen die Experten den Raum aus eigener Kraft schaffen. „Wir können am Monitor ungefähr sehen, wie weit die Gruppe ist“, sagt Miriam Menner. „Wird es knapp, geben wir einen Tipp, damit es ein Stückchen weitergeht.“Die beiden verlassen sich da auf Erfahrungswerte, die sie in vielen Probeläufen und in den ersten Wochen seit Eröffnung Mitte Mai gemacht haben. Miriam und Sabine Menner sind selbst begeisterte Escape-RoomBesucher und erfüllen sich mit ihren eigenen einen kleinen Traum. „Uns macht es mindestens genauso viel Spaß, anderen solche Spielmöglichkeiten anzubieten, wie selbst zu knobeln.“
Dass wir mit den Hinweisen, die durch das Funkgerät knistern, irgendwie immer erst einmal gar nichts anfangen können, merken die beiden Frauen vor der Tür nur bedingt. „Wir haben ja keinen Ton und bekommen nicht immer mit, wenn sich jemand total verrennt.“Für Chefs mit ihren Mitarbeitern könne eine solche Aktion eine gute Feldstudie sein. „Wer arbeitet gut mit wem zusammen, wer übernimmt die Führungsrolle und wer hat ganz kreative Lösungen im Angebot?“, sagt Miriam Menner.
Viele packt der Ehrgeiz
Wir sind zwar ein tolles Team, haben aber am Ende mehr Zahlen gesammelt als wir brauchen können. Auch irgendwie blöd. Oder fehlen immer noch welche? Während meine Begleitung noch unschlüssig an den Zündkabeln an der Kofferbombe herumzupft, fliegt sie uns leider mit ziemlichem Getöse um die Ohren. Wir haben es nicht geschafft, diese Zeilen erreichen die SZ-Leser aus dem Spieler-Jenseits. „Mit etwas mehr Übung und vielleicht ein, zwei Personen mehr wäre das kein Problem gewesen“, tröstet Sabine Menner. Anderen sei es ähnlich ergangen.
Weil aber viele der Ehrgeiz packt, würden viele gleich den nächsten Raum versuchen wollen. „Deshalb vernetzen wir uns auch mit anderen Anbietern in Ravensburg oder Friedrichshafen und empfehlen uns gegenseitig weiter“, sagt sie. Von erfahrenen Spielern haben die beiden übrigens schon viel Lob erhalten. Vor allem für die detailreiche Einrichtung der Räume und die gut zusammengestellten und aufeinander aufbauenden Rätsel.