Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Nur geladene Gäste bei Totenmesse für Kohl
Zehnstündige Trauerfeierlichkeiten in Straßburg und Speyer – Debatte um Nachlass
(dpa/epd) - An der Totenmesse für Altkanzler Helmut Kohl am 1. Juli im Speyerer Dom können nur geladene Gäste teilnehmen. Ausschlaggebend seien Sicherheitsgründe, teilte das Bistum Speyer am Samstag mit. Insgesamt erstrecken sich die von Transporten unterbrochenen Trauerfeierlichkeiten über knapp zehn Stunden, wie aus dem Programm des Bundesinnenministeriums hervorgeht. Kohl war am 16. Juni im Alter von 87 Jahren in Ludwigshafen gestorben.
Zur Würdigung seiner politischen Verdienste ist am 1. Juli zunächst ein europäischer Trauerakt im EU-Parlament in Straßburg geplant – unter anderem mit Reden von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron. Kohl soll als erster Politiker überhaupt mit einer solchen Zeremonie auf EU-Ebene geehrt werden. Einen Staatsakt wird es nicht geben.
Nach dem Trauerakt in Straßburg wird Kohls Sarg im Hubschrauber und anschließend per Schiff nach Speyer gebracht. Am heutigen Montag ist im Stadtrat Ludwigshafen ein Gedenkakt geplant.
Interesse an Dokumenten
In der Diskussion um den Nachlass des Altkanzlers bot der Präsident des Bundesarchivs, Michael Hollmann, nach Informationen der „Welt am Sonntag“Kohls Witwe, Maike KohlRichter, die Unterstützung seiner Behörde an. Die Herausgabe der privaten Unterlagen stelle er der Witwe anheim, fordere aber die Weiterleitung des „staatlichen Schriftguts“aus der Zeit von Kohls Wirken. Die Witwe möge die Unterlagen an das Bundesarchiv weiterreichen. Ein Sprecher des Bundesarchivs hatte zuvor gesagt: „Die amtlichen Unterlagen kommen laut Bundesarchivgesetz sowieso zu uns. Darauf hat die Familie keinen Einfluss.“Bei den privaten Dokumenten liege die Entscheidung bei den Angehörigen.
Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) hatte einem Bericht des „Spiegel“zufolge die Übergabe sämtlicher Archivalien an eine bundeseigene Helmut-Kohl-Stiftung vorgeschlagen. Zuletzt war nach dem Tod von Altbundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) eine BundeskanzlerHelmut-Schmidt-Stiftung eingerichtet worden, die über ein Jahresbudget von 2,6 Millionen Euro verfügt.
Der Europäische Trauerakt in Straßburg am 1. Juli ist von 11.00 Uhr bis 13.00 Uhr geplant. Kohls Sarg wird mit einer Europaflagge bedeckt sein. Um 14.00 Uhr wird der Sarg mit einem Hubschrauber der Bundespolizei nach Deutschland gebracht. Vom Landeplatz Ludwigshafen aus kommt der nun mit einer Bundesdienstflagge bedeckte Sarg nach Speyer, wo um 18.00 Uhr im Dom die Totenmesse beginnen soll. Das Requiem für Kohl wird im Fernsehen und auf einem Großbildschirm im südlichen Domgarten übertragen. Dort gibt es nach Angaben des Bistums 3000 Stehplätze für Interessierte. „Sobald die maximale Teilnehmerzahl erreicht ist, werden die Zugänge zum Domgarten nicht mehr passierbar sein“, teilte das Bistum mit.
Die Totenmesse wird eineinhalb Stunden dauern. Gegen 19.45 Uhr folgt auf dem Domvorplatz ein militärisches Abschiedszeremoniell. Etwa um 20.45 Uhr beginnt die Beisetzung im Familien- und Freundeskreis auf dem Friedhof des Domkapitels.
Die Trauerfeier für Kohls erste Frau Hannelore vor 16 Jahren im Speyerer Dom hatten etwa 1500 Menschen verfolgt. Die Kanzlergattin hatte sich am 5. Juli 2001 nach langer Krankheit das Leben genommen. Sie war im Familiengrab der Kohls in Ludwigshafen-Friesenheim beigesetzt worden. Kohl selbst hatte darum gebeten, auf dem Friedhof des Domkapitels beerdigt zu werden.