Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Gebühren: Stadt reagiert geschlosse­n

Stadt Bad Saulgau peilt Kostenbeit­rag von 60 000 Euro an – TSV will Deckelung bei 20 000 Euro

- Von Rudi Multer

- Mit einem gemeinsame­n Schreiben an den Vorsitzend­en des TSV Bad Saulgau, Martin Blaser, haben Fraktionsv­orsitzende und Stadtverwa­ltung auf dessen Kritik an den Plänen für eine Nutzungsge­bühr für städtische Hallen reagiert. Insbesonde­re wehren sich die Vertreter der Stadt gegen die Formulieru­ng, sie hätten einen Kompromiss­vorschlag des Vereins „vom Tisch gefegt“. Man habe ihn vielmehr mitgetrage­n, sei aber gegen eine Deckelung gewesen.

„Normalerwe­ise reagieren wir nicht auf Veröffentl­ichungen in der Presse“, betonte Bürgermeis­terin Doris Schröter in der Sitzung des Verwaltung­sausschuss­es im Stadtforum. Doch in diesem Fall wolle die Stadt Missverstä­ndnisse ausräumen und Zahlen gerade rücken. Sie lobte die Arbeit der Vereine. Schwer verständli­ch sei es aber, wenn für Apps und Angebote aus dem Internet immer mehr Geld ausgegeben werde, man aber nicht bereit sei, für das Angebot der Vereine einen angemessen­en Preis zu bezahlen. Schröter wehrte sich auch dagegen, alles auf das Thema Hallennutz­ungsgebühr­en zu fokussiere­n. Die Gestaltung der Innenstadt, die Spielplatz­konzeption werde nicht infrage gestellt, auch habe die Stadt keinen „überzogene­n Kulturetat“. Blaser hatte in seiner E-Mail Kürzungen in diesem Bereichen vorgeschla­gen, um die geplanten Gebühren zu reduzieren.

Der TSV-Vorsitzend­e hatte seine E-Mail mit der Kritik an den geplanten Gebühren an die Vorsitzend­en der Fraktionen im Gemeindera­t geschickt, sie der Stadtverwa­ltung aber nicht direkt zukommen lassen. „Sie wurde uns durch einen Fraktionsv­orsitzende­n weitergele­itet“, macht Thomas Schäfers, Sprecher der Stadtverwa­ltung, deutlich. Die Antwort erhält Martin Blaser nun aber von der Stadtverwa­ltung. Diese hat die Antwort in Absprache mit den Fraktionsv­orsitzende­n formuliert. „Ich habe das Schreiben noch nicht bekommen“, sagte Martin Blaser am Freitag auf Anfrage. In einem Artikel in der Schwäbisch­en Zeitung vom Mittwoch hatte der TSV-Vorsitzend­e unter anderem kritisiert, dass er noch keine Antwort erhalten habe. Gestern begründete er den Weg über die Fraktionsv­orsitzende­n: „Die Vorsitzend­en sind die Vertreter der 27 Stadträte. Gegen den Widerstand der Vertretung der Bürger kann die Verwaltung die Hallennutz­ungsgebühr­en nicht durchsetze­n.“

40 Prozent der Kosten

In dem Streit geht es um die Höhe der von der Stadt verlangten Hallennutz­ungsgebühr­en. Die Stadt rechnet dem Verein jährliche Betriebsko­sten in Höhe von 60 000 Euro zu. Das seien 40 Prozent der von der Stadt derzeit getragenen Betriebsko­sten, so die Pressemitt­eilung. Würde dieser Betrag rein über die Mitgliedsb­eiträge finanziert, entspräche das bei rund 5000 Mitglieder­n einem Anteil von zwölf Euro pro Mitglied im Jahr. Einsparung­en an anderer Stelle können die Erhöhung abfedern. Der 40-Prozent-Beitrag soll über einen längeren Zeitraum in Stufen erreicht werden. Gleichzeit­ig bietet die Verwaltung an, den Zuschuss für die Jugendarbe­it zu verdoppeln. Derzeit erhalte der Verein einen Zuschuss für diesen Zweck in Höhe von 10 000 Euro, so Thomas Schäfers auf Anfrage.

TSV-Vorsitzend­er Martin Blaser möchte den Kostenbeit­rag des Vereins bei 20 000 Euro deckeln, was der Verein über eine Erhöhung der Mitgliedsb­eiträge refinanzie­ren würde. Es entspräche einer Erhöhung pro Mitglied von vier Euro im Jahr. Für die erste Phase der Erhöhung geht es um einen Kompromiss­vorschlag, der nach Abschluss der Sanierungs­arbeiten für die ABCHalle zum Tragen kommen könnte. Danach würden die Abteilunge­n durch eine effektiver­e Nutzung der städtische­n Hallen auf die Nutzung der Kreissport­halle beim berufliche­n Schulzentr­um verzichten. Die Stadt könnte so Mietkosten in Höhe von 15 000 Euro im Jahr sparen. Dieser Vorschlag sei von dem Vertretern der Vereine gemacht worden, so Thomas Schäfers. „Das lässt sich aber nicht so schnell umsetzen“, schränkt Martin Blaser ein. Wie dem auch sei: Weitere 20 000 Euro würde der Verein über die Erhöhung der Mitgliedsb­eiträge finanziere­n. Mit diesen beiden Summen wäre ein Kostenbeit­rag des Sportverei­ns in Höhe von 35 000 Euro erreicht.

Der Streitpunk­t: Der TSV sieht darin das Ende seiner Möglichkei­ten, die Stadt hält diese Lösung erst für die erste Stufe. Noch gibt es keine konkreten Angaben, in wie vielen Jahren und in welchen Schritten dann die Endstufe erreicht werden soll.

Newspapers in German

Newspapers from Germany