Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Wie beim Autoscooter auf dem Wasen
Sebastian Vettel sieht rot und rempelt in Baku Lewis Hamilton an – Ricciardo gewinnt
(fil/SID/dpa) - Sebastian Vettel suchte schnell das Weite. Während Lewis Hamilton dem Red-BullPiloten Daniel Ricciardo zu dessen Überraschungssieg von Baku gratulierte, eilte der Ferrari-Star schnurstracks zu seier Box. Vielleicht hatte er auch mitbekommen, wie Hamilton geschimpft hatte. „Wenn er zeigen will, dass er ein Mann ist, soll er aus dem Auto steigen und wir machen es von Angesicht zu Angesicht“, hatte Hamilton bei „Channel 4“gewütet, nachdem Vettel ihn gerammt hatte. Vielleicht musste Vettel aber auch erst einmal runterkommen, ehe er sich den erwartbaren Fragen stellen konnte. waren sich auch noch gegenseitig in die Karre gefahren – nur zehn Sekunden Strafe. Nicht nur Lauda empfand diese Strafe als zu gering. Und dann profitierte Vettel auch noch von einem ungeplanten Boxenstopp Hamiltons, dessen Cockpitschutz sich ablöste und neu fixiert werden musste. Als Vierter blieb Vettel am Ende so einen Platz vor Hamilton und baute dadurch sogar seinen Vorsprung in der Titelwertung auf Hamilton auf 14 Punkte aus. Der Engländer wollte nach dem Rennen zunächst nicht mehr auf die Szene eingehen, holte dann aber doch noch einmal gegen Vettel aus: „Er hat sich heute selbst beschämt. So sollte sich kein Weltmeister benehmen.“Außerdem stellte er noch einmal klar: „Ich habe keinen Bremstest gegen ihn gemacht. Dass er praktisch damit davonkommt, in einen anderen Piloten zu fahren, ist eine Schande.“
Lance Stroll wird Dritter
Ex-Weltmeister Damon Hill forderte schon während des Rennens die Disqualifikation Vettels: „Das ist gravierend, wenn man sein Auto benutzt, um jemandem zu schaden. Das ist ein Mangel an Kontrolle, das ist Wut und Aggression, die im Sport nicht gestattet werden darf. Er ist viermaliger Weltmeister, das darf er sich nicht erlauben“, sagte der Champion von 1996 – der ja selbst auch einmal abgeschossen wurde im Titelkampf von einem Deutschen. 1994, im legendären Finale von Adelaide, bei dem sich Michael Schumacher zu seinen ersten Formel-1-Titel rammte.
Lange her. Auf dem Podium in Baku feierten gestern derweil andere: Ricciardo, der von Rang zehn ganz nach vorne fuhr und es danach auf den Punkt brachte: „Das war ein verrücktes Rennen.“Hamiltons Teamkollege Valtteri Bottas, der nach der ersten Runde nach einer Kollision Letzter gewesen war und auf der Zielgeraden noch Zweiter wurde. Und der kanadische Rookie Lance Stroll, der in der Formel 1 bisher eher mit seinen Unfällen für Aufsehen gesorgt hatte und Dritter wurde.