Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
Das Mengener Heimatfest hat sie zusammengebracht
Heute vor 60 Jahren standen Lieselotte und Franz Wiedergrün vor dem Traualtar
Ihre diamantene Hochzeit können Lieselotte und Franz Wiedergrün aus Ertingen feiern. Heute, vor genau 60 Jahren, traten die zwei in St. Georg vor den Traualtar und gaben sich das Ja-Wort. Seinen Ehrentag feiert das Jubelpaar derzeit auf einer kleinen Reise, die sie sich einfach gönnen. Aus der Ehe gingen vier Kinder und drei Enkelkinder hervor. Bereits am Dienstag, dem Tag der standesamtlichen Trauung, gratulierte Bürgermeister Jürgen Köhler den beiden und überbrachte die Glückwünsche vom Ministerpräsidenten, Landrat und der Gemeinde Ertingen.
Angefangen hat die Liebschaft der beiden eigentlich beim Mengener Heimatfest, dem Geburtsort von Lieselotte Wiedergrün, geborene Gruber. Hier sei im Festzelt ein ganzes Rudel Ertinger aufgetaucht, unter ihnen auch ihr Ehemann Franz. Dabei hat es anscheinend gleich gefunkt und man hatte dasselbe Hobby auf dem Fest erkannt, nämlich das Tanzen. „Wir haben leidenschaftlich gern getanzt und mit 18 haben wir dann eine Poussage angefangen, wie das so üblich ist“, so Lieselotte Wiedergrün. Daraus wurde dann Liebe und sechs Jahe später traten die beiden dann vor den Traualtar. „I han halt en Jüngera g’nomma“, verrät die heute 83-Jährige, denn ihr Mann Franz ist ein Jahr jünger als sie.
Doch auf die Zwei wartete viel und harte Arbeit, um den Lebensunterhalt zu verdienen. An der Straße nach Herbertingen hatte die Familie Wiedergrün ihren Gärtnerei-Betrieb, wo gepflanzt, gesät und geerntet wurde. Da hieß es für beide immer kräftig zupacken. Im Laufe der Zeit stellte sich dann auch Nachwuchs beim Ehepaar Wiedergrün ein. Eine Tochter und drei Söhne, die von Lieselotte Wiedergrün aufgezogen wurden. In dieser Zeit erkrankte Franz Wiedergrün schwer und fiel ein Jahr im Betrieb aus, was für seine Ehefrau eine zusätzliche Belastung bedeutete. Der Versuch, die Gärtnerei an der Herbertinger Straße zu vergrößern und in die Hand eines Sohnes zu geben, scheiterte von behördlicher Seite. So wurde dann in den 60er-Jahren im Ortsinnern gebaut. Es entstanden Gewächshäuser und ein größeres Wohngebäude mit Ladengeschäft.
Doch die Zeiten änderten sich, Lebensmittel- und Baumärkte boten Gärtnereiwaren an und es lohnte sich dann einfach nicht mehr, im gleichen Stil weiter zu arbeiten. So wurde das Gebäude in der Hauptstraße verkauft und man konzentrierte sich wieder auf die Anlage an der Herbertinger Straße. Heute, so Franz Wiedergrün, wäre er froh, einen Nachfolger zu finden, der den Betrieb übernimmt, damit „i voll in Ruhestand ganga ka“. Ihm wird es zu viel, aber die Liebe zu seiner Gärtnerei treibt ihn halt immer noch um. „Wir haben ein Leben lang zusammen geschafft und gewerkelt, das war nicht immer leicht. Dabei haben wir Höhen und Tiefen miterlebt“, so Lieselotte Wiedergrün.
„Blümla, Blümla, Blümla“
Trotzdem sind die zwei heute zufrieden und haben außer den üblichen Alltags-Zipperlein keinerlei Beschwerden. „I gang no zom Turna bei 60 plus ond zum Skifahra“, antwortet Lieselotte Wiedergrün, auf ihre Hobbys angesprochen. Damit hat es ihr Gatte Franz nicht so – verständlich, wenn man heute noch immer in der Gärtnerei steht. „Sei Hobby send Blümla, Blümla, Blümla“, stellt seine Frau klar. Wo immer man auch hinkomme – und das sieht man auch in ihrem farbenprächtigen Garten – interessiere er sich einfach für alles, was blüht. Eines aber haben beide schon im Visier: Beim anstehenden Mengener Heimatfest sind beide wieder mit von der Partie. So schließt sich der Kreis, wo einstmals alles begonnen hat.