Schwäbische Zeitung (Riedlingen)
So gelingen längere Motorradtouren problemlos
Beim Packen der Maschine müssen viele Details beachtet werden
(dpa) - Die Saison für längere Motorradtrips hat begonnen. Damit Touren zum perfekten Erlebnis werden, müssen Biker die richtige Maschine wählen. Und auch die Beladung muss stimmen. Ein Überblick:
„Für längere Touren mit Gepäck und gegebenenfalls Sozius eignen sich vorrangig Tourer, Sporttourer und Reiseenduros“, erläutert Ruprecht Müller vom ADAC. Aber auch Allrounder, Naked Bikes und Cruiser kämen infrage. „Wichtig ist eine ausreichende Zulademöglichkeit, besonders wenn zwei Personen reisen.“In Deutschland beliebt seien Reiseenduros wie die BMW-GS-Modelle, Ducati-Multistrada-Modelle, Honda CRF 1000 L Africa Twin, KTM-Adventure-Modelle, Suzuki-VStrom-Reihe, Triumph-Tiger-Modelle und Yamaha-Tenere-Modelle. Auch Crossover-Motorräder wie Honda Crosstourer, die KawasakiVersys-Baureihe, Yamaha Tracer 900 und BMW S 1000 XR eigneten sich für längere Touren. Zu den klassischen Tourern und Sporttourern zählen BMW R 1200 RT und K 1600 GT, Honda Gold Wing, Kawasaki GTR 1400, Yamaha FJR 1300 und viele Harley-Davidson-Modelle.
Der Vorteil bei Reiseenduros, so Müller, liegt in der ergonomischen Sitzposition, die den Fahrer nicht so rasch ermüden lässt. Außerdem böten sie genügend Platz und ausreichende Zulademöglichkeiten. Dazu kämen dann noch ein großes Angebot an Modellen und Zubehör sowie ein geringer Pflege- und Wartungsaufwand unterwegs. Außerdem hätten Reiseenduros wegen ihrer längeren Federwege und größeren Vorderräder weniger Probleme mit schlechten Straßen.
Griffheizung für mehr Sicherheit
Bei der Wahl der Maschine ist aber zu beachten, dass die Kombination aus Fahrer und Motorrad sehr individuell ist und letztlich vom subjektiven Empfinden abhängen sollte, sagt Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit in Essen. „So können Fahrer auf Motorrädern lange Touren ohne Probleme meistern, obwohl das Motorrad gar nicht für den Schwerpunkt Tour konzipiert ist.“
Für längere Touren empfiehlt Müller Gepäck- und Navigationssysteme. „Wer viel Wert auf Komfort legt, setzt auf Griffheizung sowie höhere Windschilder“, so der ADACExperte weiter. Kalte Finger verlangsamen die Reaktion, was zulasten der Sicherheit geht. Koffer können durch sogenannte Softbags ersetzt werden und Topcases durch Gepäckrollen. „Softbags und Gepäckrollen haben den Vorteil, dass sie dem Platzbedarf angepasst werden können. Dadurch ist diese Packweise meist kompakter als bei Koffern und Topcases mit festem Volumen“, sagt Müller. Softbags seien aber oft nicht wasserdicht, Gepäckrollen hingegen schon. Rucksäcke, die der Fahrer tragen muss, könnten dagegen die Blutzirkulation in den Armen einschränken.
Seitenkoffer für die Kleidung
Haasper rät als Ergänzung zu einem Tankrucksack, der einen schnellen Zugriff ermöglicht. Dort hinein gehören Dinge, die rasch zur Hand sein sollten, etwa Kartenmaterial, Wasserflasche, Snacks, Regenkombi, Fotoapparat und Smartphone. Die Seitenkoffer oder Satteltaschen eignen sich am besten für den Transport von Kleidungsstücken. Auf der Gepäckbrücke schließlich landen Zelt, Schlafsack und Isomatte, verpackt in einer wasserdichten Gepäckrolle.
Beim Packen sollten Fahrer darauf achten, dass der Schwerpunkt des Motorrads tief bleibt. „Schwere Gepäckstücke sollten deshalb nach ganz unten in Koffern oder Packtaschen“, sagt Haasper. Wichtig sei auch, dass die Lastverteilung auf die beiden Räder nicht zu stark verändert wird. „Sonst kann das Motorrad in der Lenkung zu schwimmen beginnen, was ein exaktes Manövrieren erschwert.“
Vor längeren Touren sollten Motorradfahrer unbedingt ihre Maschine komplett checken und bei Verschleißteilen die zu erwartende Belastung einkalkulieren. „So kann ein Reifentausch während der Tour nötig werden, auch wenn vor Tourbeginn noch einiges an Puffer vorhanden ist“, sagt Haasper. Michael Lenzen vom Bundesverband der Motorradfahrer erinnert daran, Luftdruck und Fahrwerk an das höhere Gewicht anzupassen. Bei modernen Maschinen lässt sich manchmal der Dämpfer verstellen. Informationen dazu stehen im Fahrzeughandbuch.
„Generell sollte das Gepäck nicht einfach auf dem Gepäckträger in die Höhe gestapelt, sondern möglichst gut verteilt werden“, rät Lenzen. Auch sei darauf zu achten, dass Blinker und Bremslicht nicht verdeckt werden. Auf der Gepäckbrücke müssen Spanngurte mit festen Schnallen oder flexible Spanngummis einen festen Sitz garantieren. Die langen Enden solcher Spanngurte sollten sorgfältig gesichert werden, damit sie nicht ins Hinterrad geraten.
Bei einer Probefahrt vor der großen Tour erkennen Biker Schwachstellen und können sie ohne Zeitdruck beheben. „Wer noch nie mit zwei Personen und Gepäck unterwegs war, sollte vor der großen Urlaubstour einmal seine Hausstrecke in voller Beladung absolvieren“, empfiehlt Lenzen. So bekomme er ein Gefühl für die Maschine.