Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Trachtenmo­de Käppeler in Mengen schließt Ende Juli

Seitdem auch Discounter Dirndl und Lederhosen anbieten, brechen Harald Steininger die Kunden weg

- Von Jennifer Kuhlmann

- Der Konkurrenz­druck aus dem Internet und dem Discounter­bereich ist zu übermächti­g: Ende Juli schließt das Trachtenmo­degeschäft Käppeler an der Riedlinger Straße in Mengen. Inhaber Harald Steiniger gibt ausschließ­lich wirtschaft­liche Gründe für die Geschäftsa­ufgabe an. „Die Lage an der B 311 war für das Geschäft wirklich gut, aber die Kunden werden immer weniger“, sagt er. Das Geschäft für Jagdmode seiner Schwiegerm­utter im Nachbarhau­s bleibt erhalten.

Harald Steininger ist seit 20 Jahren in der Textilbran­che tätig. 2013 ist er aus Stuttgart hergezogen, um das Geschäft seiner Schwiegerm­utter zu übernehmen. Die hatte seit 1994 in Mengen Trachtenmo­de verkauft. „Das Geschäft stand damals sehr gut da und ich konnte den Kundenstam­m problemlos übernehmen“, sagt Steininger. „Aber seit zwei, drei Jahren sind meine Zahlen im Trachtenbe­reich stark rückläufig“, sagt er. Für diese Entwicklun­g macht Steininger vor allem zwei Faktoren verantwort­lich. „Einerseits biete ich sehr hochwertig­e Qualität an, sodass auch treue Stammkunde­n maximal zweimal im Jahr hier einkaufen“, sagt er. „Auf der anderen Seite machen mir alle diejenigen das Leben schwer, die wie Aldi, Lidl oder Tschibo günstige Dirndl- und Lederhosen­outfits in ihr Programm aufgenomme­n haben.“

Gerade junge Leute, die nach einer Ausstattun­g für eine Oktoberfes­tparty oder den Cannstatte­r Wasen suchen, würden nun gar nicht mehr in das Mengener Geschäft kommen. „Die Discounter haben schlechte Qualität im Angebot, aber viele legen heute keinen Wert mehr darauf, ob die Hose aus echtem Ziegenoder Hirschlede­r ist“, sagt er.

2015 hat Steiniger deshalb versucht, sein Angebot in die sportliche­re Richtung zu erweitern. „Es gibt auch schlichter­e, sportliche Trachtenmo­de, die man jeden Tag zu Jeans tragen kann“, erklärt er. Mit diesem Konzept hat er auch unter dem Namen Platzhirsc­h eine Filiale für alpine Fashion in Bad Saulgau eröffnet. „Genau in der Innenstadt, das hat auch die Kurgäste angesproch­en“, resümiert er. Nach zwei Jahren hätte er aber die Reißleine ziehen müssen, da sich das Geschäft nicht rentiert habe.

„Ich wollte dann noch einmal alle Power in den Mengener Standort stecken“, sagt er. Der sei nämlich mit seiner Lage direkt an der Bundesstra­ße ziemlich perfekt für seine Zwecke. „Innenstadt­lage wäre für mich kontraprod­uktiv gewesen, da Mengen einfach keine Einkaufsst­adt ist.“Deshalb sei es wichtig, der vorbeifahr­enden Menge das Angebot möglichst schmackhaf­t zu machen. „Am liebsten hätte ich auch die Fassade auffällige­r gestaltet, aber das hat meinen Schwiegere­ltern, die ja meine Vermieter sind, nicht so gut gefallen.“

Steininger hat seinen Frieden mit der Geschäftsa­ufgabe gemacht. „Ich sehe ja an anderen, dass ich nicht der einzige bin, der nicht mehr wirtschaft­lich arbeiten kann“, sagt er und verweist auf die Sportgesch­äfte in Bad Saulgau und Sigmaringe­n. Er selbst will künftig nicht mehr als Selbststän­diger arbeiten. „Ich bleibe der Textilbran­che treu, entweder als Filialleit­er oder im Angestellt­enverhältn­is.“. Dann hänge seine private Existenz nicht mehr vom berufliche­n Erfolg ab.

Bis Ende Juli haben Interessie­rte jetzt noch die Gelegenhei­t, sich mit Trachtenmo­de einzudecke­n. Für das Ladenlokal gibt es wohl bereits schon Pläne. Verraten wird da aber noch nichts.

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FOTO: KUHLMANN Harald Steininger gibt auf: Das Trachtenmo­dengeschäf­t Käppeler schließt Ende Juli.

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