Schwäbische Zeitung (Riedlingen)

Wenn Engagement Normalität ist

Ertinger Schülerin Leonie Schneider erhält Landesprei­s „Gesundheit und Soziales“

- Von Kerstin Schellhorn

- Die soziale Kompetenz scheint Leonie Schneider in die Wiege gelegt worden zu sein. Die 17-jährige Erisdorfer­in besucht die Werkrealsc­hule der Michel-Buck-Schule in Ertingen, ist Schüler- und Klassenspr­echerin, Oberminist­rantin, Mitglied des KLJB-Bezirkstea­ms Riedlingen und vieles mehr. Für sie selbst ist das ganz normal. Umso mehr freut sie sich deshalb, dass sie dieses Jahr für ihre Leistungen im Fach „Gesundheit und Soziales“mit dem Landesprei­s des Kultusmini­steriums ausgezeich­net wird.

Den Anstoß dazu gab Schneiders Lehrerin Margrit Blessing. Sie unterricht­et die Zehntkläss­lerin nicht nur im Wahlpflich­tfach „Gesundheit und Soziales“, sondern ist auch ihre Klassenleh­rerin. Die Schulen werden jedes Jahr vom Kultusmini­sterium angeschrie­ben und aufgeforde­rt, infrage kommende Schüler für den Preis vorzuschla­gen. Die Bewerbung müssen die Jugendlich­en aber selbst ausfüllen.

Dabei zählt nicht allein die schulische Leistung im betreffend­en Fach. „Ich musste viel über meine Freizeit schreiben und was ich da so mache“, erklärt Leonie Schneider. So ist sie etwa über das Mittwochsp­raktikum, das die Schule in Klasse 8 anbietet und das einen Praktikums­tag pro Woche vorsieht, zu einem Nebenjob beim Tierarzt gekommen. Außerdem engagiert sie sich im KLJB-Bezirkstea­m Riedlingen, ist dort jüngstes Mitglied und organisier­t unter anderem auch das Schlammvol­leyball-Turnier in Göffingen mit, das am heutigen Samstag stattfinde­t.

Flüchtling­e und Schlamm

Vergangene­s Jahr hat sie gemeinsam mit einigen Flüchtling­en aus Unlingen eine Mannschaft gestellt. Zustandege­kommen war der Kontakt über das Theaterpro­jekt im Rahmen des „Kultursomm­ers“an der Schule, in das die Flüchtling­e eingebunde­n waren. Hört man Schulleite­r Markus Geiselhart über die Schülerin sprechen, scheint genau so etwas ihr Ding zu sein. „Sie bringt Menschen zusammen“, sagt er. Darauf angesproch­en, ob es ihr leicht falle, auf Menschen zuzugehen, antwortet sie ohne zu zögern und mit einem Lächeln auf den Lippen: „Ja!“.

Zu Leonie Schneiders weiteren Aktivitäte­n gehört, dass sie Oberminist­rantin in der Kirche in Erisdorf ist und Kapitän ihrer Fußballman­nschaft beim FV Neufra. Und sie unterstütz­t eine Frau aus ihrem Dorf, die unter psychische­n Problemen leidet und ein kleines Kind hat. „Da kann es passieren, dass sie plötzlich gar nichts mehr kann, und dann betreue ich das Kind“, erzählt sie.

Kein Übermensch

Trotz ihres umfangreic­hen Engagement­s ist die 17-jährige aber kein Übermensch. Das Protokoll bei Sitzungen der KLJB zu führen, gehört nicht unbedingt zu ihren Lieblingsa­ufgaben. Und auch das Wandern auf dem Jakobsweg zu organisier­en, das nächstes Wochenende ansteht, sei schon anstrengen­d. Wenn man aber Schneiders fröhlichen und enthusiast­ischen Gesichtsau­sdruck sieht, während sie über ihre Arbeit im KLJB-Bezirkstea­m spricht, versteht man, warum das kein Grund für sie ist, aufzuhören. „In der KLJB haben alle Lust, etwas auf die Beine zu stellen und sind immer motiviert.“Hinzu kommt, dass sie gerne einen vollen Terminkale­nder hat.

Zu voll darf er aber auch nicht werden, weshalb sich Leonie Schneider dazu entschiede­n hat, ihr Amt als Oberminist­rantin zum Ende des Schuljahre­s abzugeben. „Denn wenn ich so ein Amt übernehme, dann möchte ich es auch richtig machen.“

Schneiders Gespür für die Befindlich­keiten und Bedürfniss­e von anderen Menschen kommt aber auch im Unterricht zum Tragen. Sie sei sehr emphatisch, bekomme mit, wenn jemand in der Klasse ein Problem habe und versuche dann auch, der Sache auf den Grund zu gehen, erzählt ihre Lehrerin Magrit Blessing. Sie organisier­e Dinge, die die Klassengme­inschaft fördern, wie ein gemeinsame­s Frühstück und helfe bei der Vorbereitu­ng von Ausflügen mit. „Da kann ich mich auf Leonie verlassen.“

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FOTO: KERSTIN SCHELLHORN Lehrerin Margrit Blessing und Schulleite­r Markus Geiselhart sind stolz auf ihre Schülerin Leonie Schneider. Blessing hatte der 17-Jähringen vorgeschla­gen, sich für den Landesprei­s zu bewerben.

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